Bayerische Antibiotikaresistenz- Datenbank (BARDa) – Resistenzlage in Bayern 2024

Ergebnisse für das Jahr 2024

Zusammenfassende Bewertung

  1. Insgesamt zeigen sich in Bayern weiterhin bei den meisten der betrachteten bakteriellen Krankheitserreger zufriedenstellende Resistenzraten, so dass meist ausreichend Wirkstoffe als Therapieoptionen zur Verfügung stehen.
  2. Häufig ergibt sich ein Resistenzgefälle mit absteigenden Resistenzraten von den Intensivstationen über die Pflegestationen hin zu den Klinik-Ambulanzen. Die geringsten Resistenzraten weisen im Regelfall Isolate aus den ärztlichen Praxen auf.
  3. Bei den Enterobacterales wie z. B. Escherichia coli und Klebsiella spp. zeigen sich erwartungsgemäß verhältnismäßig hohe Resistenzraten gegenüber den meisten Wirkstoffen aus der Penicillin-Gruppe, wohingegen die Resistenzraten gegenüber Cephalosporinen, Carbapenemen, Fluorchinolonen und Aminoglykosiden als eher niedrig bis moderat eingestuft werden können.
  4. Auch bei Staphylococcus aureus ist die Resistenzlage weiterhin sehr befriedigend. Der Anteil mutmaßlicher MRSA-Stämme mit Oxacillin-Resistenz als Marker liegt bei Isolaten aus dem Krankenhausbereich zwischen 5,5% und 5,8%, bei Isolaten aus den ärztlichen Praxen sogar nur bei 3,9% und ist damit weiterhin als sehr niedrig zu beurteilen. Mäßige Resistenzraten zeigen sich gegen das Lincosamid Clindamycin und das Makrolid Erythromycin.
  5. Auffällig ist für Streptococcus pneumoniae eine deutliche Erhöhung der Resistenzraten gegenüber Makroliden sowie eine mäßige Erhöhung der Resistenzraten gegenüber Tetracyclinen. Diese Erhöhungen zeigen sich besonders in den ambulanten Bereichen. Die weitere Entwicklung wird von BARDa weiterhin aufmerksam beobachtet.
  6. Als Problemkeim muss nach wie vor Enterococcus faecium angesehen werden, der insgesamt gegenüber den gebräuchlichen Wirkstoffen hohe bis sehr hohe Resistenzraten aufweist. Die in den letzten Jahren beobachteten erhöhten Resistenzraten gegenüber den Reserveantibiotika Vancomycin und Teicoplanin zeigen eine rückläufige Tendenz, dafür werden steigende Resistenzraten gegenüber Quinupristin/Dalfopristin nachgewiesen.

Datenbasis

Die Auswertung des Jahres 2024 (01.01.-31.12.2024) beruht auf den Daten von 30 Laboratorien (18 Kliniklabore, darunter sechs Universitätskliniken, und 12 niedergelassene Laboratorien) aus allen sieben bayerischen Regierungsbezirken. Ein Teilnehmer konnte in die Auswertung für das Jahr 2024 aufgrund von Problemen bei der Datenvalidierung nicht eingeschlossen werden. Alle Laboratorien bewerten die Ergebnisse der Resistenztestung nach EUCAST. Hierbei bilden die EUCAST Breakpoints die Grundlage zur Einstufung von Mikroorganismen als empfindlich (S und I) und resistent (R) gegenüber den Antibiotika. Aufgrund der Einführung differentieller Breakpoints nach Indikation (z.B. „Harnwegsinfekt“, „Meningitis“) bzw. Applikation (z.B. „oral“, „intravenös“) für manche Antibiotika/Erreger-Kombinationen, kann es hier zu Veränderungen bei den Isolatzahlen und der Resistenzentwicklung im Vergleich zu den Vorjahren kommen. Beispielsweise liegen im Jahr 2024 weniger Resistenztestungen aus ambulanten Praxen zu Amoxicillin/Clavulansäure bei Escherichia coli vor als im Jahr 2023, da einige Labore bereits die differentiellen Breakpoints für Amoxicillin/Clavulansäure („i.v.“, „oral“, „oral (HWI)“ und „oral (nur unkompliz. HWI)“) übermitteln. Da es sich bislang allerdings um einzelne Labore handelt, werden diese Antibiotika mit differentiellen Breakpoints aktuell noch nicht auf den BARDa Webseiten veröffentlicht.
Nachfolgend sind die BARDa Antibiotika/Erreger Kombinationen aufgelistet, welche in der EUCAST Breakpoint Tabelle v 14.0 2024 nach Indikation und/oder Applikation aufgeteilt sind:

Tabelle anzeigen

Tabelle 1: Antibiotika/Erreger Kombinationen nach Indikation und/oder Applikation (EUCAST 14.0)
Escherichia coli Klebsiella oxytoca Klebsiella pneumoniae Proteus mirabilis Acinetobacter baumannii Komplex Pseudomonas aeruginosa Staphylococcus aureus Staphylococcus epidermidis Enterococcus faecalis Enterococcus faecium Streptococcus pneumoniae
Amoxicillin
Amoxicillin i.v.×××××
Amoxicillin (Meningitis)×
Amoxicillin oral×××××
Amoxicillin oral (HWI)××××
Amoxicillin oral (nur unkompliz. HWI)××××
Amoxicillin/Clavulansäure
Amoxicillin/Clavulansäure i.v.×××××
Amoxicillin/Clavulansäure oral×××××
Amoxicillin/Clavulansäure oral (HWI)××××
Amoxicillin/Clavulansäure oral (nur unkompliz. HWI)××××
Ampicillin×
Ampicillin i.v.××××
Ampicillin (Meningitis)×
Ampicillin oral (nur unkompliz. HWI)××××
Ampicillin/Sulbactam
Ampicillin/Sulbactam i.v.××××
Ampicillin/Sulbactam oral (nur unkompliz. HWI)××××
Penicillin G (Benzylpenicillin)×
Penicillin G (Benzylpenicillin, Meningitis)×
Cefotaxim×××××
Cefotaxim (Meningitis)×××××
Ceftarolin×
Ceftarolin (Pneumonie)×
Ceftriaxon×××××
Ceftriaxon (Meningitis)×××××
Cefuroxim
Cefuroxim i.v.×××××××
Cefuroxim-Axetil (Cefuroxim oral)×××
Cefuroxim-Axetil (Cefuroxim oral) (nur unkompliz. HWI)××××
Meropenem×××××××
Meropenem (Meningitis)×××××××
Ciprofloxacin××××
Ciprofloxacin (Meningitis)××××
Ciprofloxacin (nur unkompliz. HWI)××
Levofloxacin
Levofloxacin (nur unkompliz. HWI)××
Amikacin××××××
Amikacin (HWI)××××××
Gentamicin×××××
Gentamicin (HWI)×××××
Tobramicin××××××
Tobramicin (HWI)××××××
Fosfomycin
Fosfomycin oral (nur unkompliz. HWI)×
Fosfomycin i.v. (HWI)×
Fosfomycin i.v.

Abkürzungen: HWI = Harnwegsinfekt; i.v. = intravenös; unkompliz. HWI = unkomplizierter Harnwegsinfekt

Verwendete EUCAST-Version

Eckdaten zu der Auswertung des Jahres 2024

  • Es wurden insgesamt 576.003 Antibiogramme für 11 ausgewählte Erreger aus allen bayerischen Regierungsbezirken ausgewertet.
Tab. 2: Anzahl der Isolate mit Antibiogramm nach Versorgungsbereich in BARDa im Jahr 2024 (Datum der Abfrage: 24.07.2025)
Versorgungsbereich Intensivstation Pflegestation ambulant Krankenhaus ambulant Praxis Sonstiges Gesamt
Anzahl Isolate 28.860 202.646 65.769 273.558 5.170 576.003
in % 5,0 35,2 11,4 47,5 0,9 100,0

Isolate der Kategorie „Sonstiges“ werden in den unten anwählbaren Ergebnistabellen nach Versorgungsbereich nicht weiter berücksichtigt.

Tab. 3: Anzahl der Isolate mit Antibiogramm mit Zuordnung zu den bayerischen Regierungsbezirken in BARDa im Jahr 2024 (Datum der Abfrage: 24.07.2025)
Regierungsbezirk Ober­bayern Nieder­bayern Ober­pfalz Ober­franken Mittel­franken Unter­franken Schwaben ohne Zuordnung Gesamt
Anzahl Isolate 268.073 71.185 37.784 48.852 47.478 38.655 63.286 690 576.003
in % 46,5 12,4 6,6 8,5 8,2 6,7 11,0 0,1 100,0