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Jod
Vorkommen und Nutzung
Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, das in der Natur häufig, jedoch ungleichmäßig verteilt ist. Es kommt in der Natur meist nicht in freier Form, sondern in anorganischen Verbindungen vor. In einigen Erzen sind Jodverbindungen als Jodidsalze enthalten. Lösliche Jodverbindungen werden durch Verwitterung und Erosion aus Gesteinen freigesetzt, insbesondere nach Gletschererosionen während Eiszeiten, und gelangen mit dem Regen in Oberflächengewässer und ins Meer. Diese Auswaschungsprozesse haben den Jodgehalt der oberen Bodenschichten in vielen Regionen verringert. In der Medizin wird Jod in verschiedenen Formen eingesetzt, zum Beispiel als Antiseptikum, in Röntgenkontrastmitteln, in Arzneimitteln oder zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen. Außerdem wird es in fotografischen Entwicklungsmaterialien, als Desinfektionsmittel und als Farbstoff verwendet.
Der Weg in die Nahrungskette
Der größte Teil des globalen Jodvorkommens befindet sich in den Ozeanen und kann sich in Meeresorganismen anreichern. Daher sind Meeresprodukte, insbesondere Salzwasserfische, eine wichtige jodreiche Nahrungsquelle für den Menschen. Auch Algenprodukte wie getrocknete Algen und Seetang enthalten viel Jod, wobei der Jodgehalt je nach Algenart stark schwanken kann. Milchprodukte und Eier tragen ebenfalls zur Jodversorgung bei, wenn die Tiere mit jodreichen Futtermitteln gefüttert werden. Eine weitere wichtige Jodquelle ist jodiertes Speisesalz, das sowohl in der Küche als auch in vielen verarbeiteten Lebensmitteln wie Brot, Fleisch- und Wurstwaren verwendet wird. Jod wird auch Nahrungsergänzungsmitteln zugesetzt, um eine ausreichende Zufuhr sicherzustellen. Eine ausreichende Zufuhr ist insbesondere bei Kindern und Schwangeren wichtig, da diese einen erhöhten Bedarf haben, oder bei Menschen, die auf tierische Produkte verzichten.
Zudem kann Jod auch über Desinfektionsmittel in die Nahrungskette gelangen.
Gesundheitliche Beurteilung
Jod ist für den Menschen essentiell und muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Im Darm wird das aufgenommene Jod in Jodid umgewandelt und im Dünndarm fast vollständig absorbiert. Über das Blut gelangt es in die Schilddrüse, in der 70 - 80 % des Jods im Körper gespeichert wird. Das gespeicherte Jod wird für die Produktion der Schilddrüsenhormone benötigt, die eine zentrale Rolle bei der Regulierung von verschiedenen Stoffwechselprozessen sowie dem Wärmehaushalt spielen. Bei Kindern sind die Schilddrüsenhormone außerdem essenziell beim Wachstum, der Knochenbildung und der Gehirnentwicklung. Da Jod ein unentbehrlicher Bestandteil dieser Hormone ist, kann ein Jodmangel schwerwiegende gesundheitlichen Folgen haben.
Ein chronischer Jodmangel kann zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führen, die sich durch unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Schwäche, verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, Gewichtszunahme, trockene und blasse Haut, brüchige Nägel und Appetitlosigkeit äußern kann. Eine langfristige Jodunterversorgung kann zu einer Vergrößerung der Schilddrüse führen, auch als Kropfbildung bekannt. Bleibt der Kropf über einen längeren Zeitraum bestehen, können sich insbesondere bei älteren Menschen autonome Knoten in der Schilddrüse bilden, die unreguliert Hormone produzieren. Ein plötzliches Überangebot an Jod z. B durch den Verzehr von extrem jodhaltigen Algenprodukten kann diese Knoten aktivieren und eine Schilddrüsenüberfunktion hervorrufen. Außerdem kann ein großer Kropf die Luft- und die Speiseröhre einengen und das Risiko für Schilddrüsenkrebs erhöhen.
Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder sind besonders empfindlich gegenüber Jodmangel. Eine unzureichende Jodversorgung während der Schwangerschaft erhöht das Risiko für Totgeburten, Fehlgeburten und angeborene Fehlbildungen. Zudem kann der Mangel die körperliche und neurologische Entwicklung des Kindes beeinträchtigen und seine kognitive Leistungsfähigkeit vermindern.
Einmalige hohe Dosen von weniger als 1 mg pro Tag werden in der Regel von Menschen mit gesunder Schilddrüse ohne Nebenwirkungen vertragen. Der überschüssige Jodanteil wird über den Urin ausgeschieden. Eine langfristig übermäßige Jodaufnahme kann jedoch auch die Schilddrüsenfunktion stören, mit oder ohne die Bildung eines Kropfes. Ein Jodexzess kann durch die Anwendung von jodhaltigen Kontrastmitteln, die Einnahme jodhaltiger Medikamente oder den übermäßigen Verzehr von jodhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln sowie besonders jodreichen Meeresalgen verursacht werden. Die Symptome eines Jodexzesses hängen von der Dosis sowie der individuellen Empfindlichkeit der betroffenen Personen ab. Solche hohen Jodmengen können jedoch nicht durch eine normale Ernährung allein erreicht werden.
Zudem können tägliche Jodmengen im Milligramm- oder Gramm-Bereich Unverträglichkeitsreaktionen hervorrufen, wie zum Beispiel die sogenannte „Jodakne“, bei der Hautveränderungen auftreten.
Maßnahmen zur Minderung
Beim Element Jod ist es entscheidend, dass eine ausreichende Versorgung gewährleistet ist und sowohl eine Unterversorgung als auch eine Überversorgung vermieden werden.
In Deutschland ist der Jodgehalt der Böden aufgrund ungünstiger geochemischer Bedingungen gering, so dass die heimischen landwirtschaftlichen Produkte nur wenig Jod enthalten. Zur Verbesserung der Jodversorgung der Bevölkerung werden daher Maßnahmen wie die Verwendung von Jodsalz und der Einsatz von Jod als Futtermittelzusatz empfohlen. Verbraucher sollten auf eine ausgewogene Ernährung achten, um eine ausreichende Jodzufuhr zu gewährleisten. Jodreiche Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte, Meeresfische oder Eier sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Darüber hinaus empfiehlt es sich, beim Kochen und Nachsalzen in der Küche Jodsalz zu verwenden und Lebensmittel zu bevorzugen, die mit Jodsalz hergestellt wurden. Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Jodbedarf und sollten besonders auf eine ausreichende Jodzufuhr achten, um die Gesundheit von Mutter und Kind zu unterstützen. Beim Verzehr von Algenprodukten sollte auf die Angaben zum Jodgehalt geachtet werden, um eine übermäßige Jodzufuhr zu vermeiden.
Rechtliche Regelung
Die Verordnung (EG) Nr. 1925/2006 erlaubt die Anreicherung von Lebensmitteln mit Jod. Sie legt sowohl die Jodverbindungen fest, die für die Anreicherung verwendet werden dürfen, als auch die Lebensmittelkategorien, denen diese zugesetzt werden dürfen. Darüber hinaus regelt die Richtlinie 2002/46/EG die Verwendung von bestimmten Jodsalzen bei der Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln. Die Verordnung (EU) Nr. 609/2013 regelt den Zusatz von Jodverbindungen zu Lebensmitteln für spezifische Verbrauchergruppen wie Säuglinge, Kleinkinder und Menschen mit besonderen Ernährungsweisen. Die Höchstmenge an Jod, die Getreidebeikost und anderer Beikost zugesetzt werden darf, wurde von der Europäischen Kommission noch nicht festgelegt. Bis zum Erlass einer europaweiten Regelung gilt hierfür die nationale Diätverordnung. Darüber hinaus legen die Zusatzstoff-Verkehrsverordnung und die Zusatzstoff-Zulassungsverordnung in Deutschland die Mindest- und Höchstmengen für Jod in jodiertem Speisesalz fest.
Quellen
- [1] Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), EFSA NDA Panel (EFSA Panel on Panel on Dietetic Products Nutrition and Allergies), 2014. Scientific Opinion on Dietary Reference Values for iodine. EFSA Journal 2014; 12(5):3660, 57 pp.
- [2] Zimmermann, M., & Trumbo, P. R. (2013). Iodine. Advances in nutrition (Bethesda, Md.), 4(2), 262–264.
- [3] Biesalski, Hans Konrad et al., Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe, Thieme Georg Verlag, 2002, S. 172-182
- [4] World Health Organization (WHO), Iodine in drinking-water, Background document for development of WHO Guidelines for Drinking-water Quality (2020)
- [5] Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Jodversorgung in Deutschland wieder rückläufig - Tipps für eine gute Jodversorgung, Fragen und Antworten zur Jodversorgung und zur Jodmangelvorsorge, FAQ des BfR vom 20. Februar 2020
- [6] Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Gesundheitliche Risiken durch zu hohen Jodgehalt in getrockneten Algen, Aktualisierte Stellungnahme Nr. 026/2007 des BfR vom 22. Juni 2004
- [7] Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Rückläufige Jodzufuhr in der Bevölkerung: Modellszenarien zur Verbesserung der Jodaufnahme: Stellungnahme Nr. 005/2021 des BfR vom 9. Februar 2021.
- [8] Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) Jodanreicherung von Lebensmitteln in Deutschland, Stellungnahme des BgVV vom 5. Dezember 2001
- [9] Verordnung (EG) Nr. 1925/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Dezember 2006 über den Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen sowie bestimmten anderen Stoffen zu Lebensmitteln (ABl. L 404 vom 30.12.2006, S. 26–38)
- [10] Richtlinie 2002/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 10. Juni 2002 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Nahrungsergänzungsmittel (ABl. L 183 vom 12.7.2002, S. 51–57)
- [11] Verordnung (EU) Nr. 609/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Juni 2013 über Lebensmittel für Säuglinge und Kleinkinder, Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke und Tagesrationen für gewichtskontrollierende Ernährung und zur Aufhebung der Richtlinie 92/52/EWG des Rates, der Richtlinien 96/8/EG, 1999/21/EG, 2006/125/EG und 2006/141/EG der Kommission, der Richtlinie 2009/39/EG des Europäischen Parlaments und des Rates sowie der Verordnungen (EG) Nr. 41/2009 und (EG) Nr. 953/2009 des Rates und der Kommission, (ABl. L 181 vom 29.6.2013, S. 35–56)
- [12] Verordnung über diätetische Lebensmittel (Diätverordnung) vom 28. April 2005 (BGBl. I S. 1161)
- [13] Verordnung über das Inverkehrbringen von Zusatzstoffen und einzelnen wie Zusatzstoffe verwendeten Stoffen (Zusatzstoff-Verkehrsverordnung 1984 - ZVerkV 1984) vom 10. Juli 1984 (BGBl. I S. 897), BGBl. III/FNA 2125–40–32
- [14] Verordnung über die Zulassung von Zusatzstoffen zu Lebensmitteln (Zusatzstoff-Zulassungsverordnung [1981] – ZZulV [1981]) vom 22. Dezember 1981 (BGBl. I S. 1625), BGBl. III/FNA 2125–40–26
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Allgemeine Informationen zum Thema
Archiv zu Untersuchungsergebnissen
- Selen und Jod in Säuglings- und Kleinkindnahrung - Untersuchungsergebnisse 2014
- Jod in Algenerzeugnissen – Untersuchungsergebnisse 2009
- Jod in Säuglings- und Kleinkindernahrung – Untersuchungsergebnisse 2008
- Elemente, Schwermetalle und Mineralstoffe – Untersuchungsergebnisse 2008
- Schwerpunktuntersuchung 2008: Jod in Lebensmitteln
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