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Blei
Vorkommen und Nutzung
Blei ist ein Metall, das in der Umwelt hauptsächlich in Form anorganischer Verbindungen vorkommt. Es kommt in geringen Mengen natürlich in der Erdkruste vor, wird aber hauptsächlich durch menschliche Aktivität verbreitet. Zu den wichtigsten anthropogenen Expositionsquellen zählen der Bergbau, bleihaltige Lötmittel, die Herstellung von Batterien, Munition, Glasuren und Bleiglas sowie die Verwendung von Bleirohren für die Wasserversorgung. Besonders problematisch war früher die Verwendung von Blei in Farben und Benzin, was zu erheblichen Umweltbelastungen führte. In Europa wurde die Bleibelastung durch regulatorische Maßnahmen wie das Verbot von organischen Bleiverbindungen in Kraftstoffen und die Einführung von bleifreiem Benzin deutlich reduziert. Neben den anthropogenen Expositionsquellen kann Blei auch durch natürliche Prozesse wie vulkanische Aktivität, geochemische Verwitterung und Emissionen aus der Meeresgischt verbreitet werden.
Der Weg in die Nahrungskette
Der Bleigehalt in Pflanzen stammt größtenteils aus Industrieabgasen. Bleihaltige Stäube können sich entweder direkt auf der Oberfläche von Früchten und Blättern oder im Boden ablagern und von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden. Obwohl die Aufnahme von Blei über die Wurzeln gering ist, weisen Pflanzen in der Nähe von natürlichen Bleivorkommen sowie von Aufbereitungs- und Recyclinganlagen erhöhte Bleigehalte auf.
Die Bleikonzentration in Lebensmitteln variiert je nach Art des Lebensmittels, seiner Herkunft und Verarbeitung. Pflanzliche Produkte enthalten in der Regel weniger Blei als tierische Produkte, bei denen das Blei häufig aus kontaminierten Futtermitteln stammt. Höhere Bleigehalte können in Lebensmitteln wie Algen, Fisch, Muscheln, Meeresfrüchten und Innereien vorkommen. Insbesondere bei Wildfleisch können durch die Verwendung von Bleimunition bei der Jagd erhöhte Bleigehalte auftreten. Häufig tragen jedoch auch Lebensmittel mit niedrigeren Bleigehalten zur Bleiaufnahme bei, wenn diese in größeren Mengen verzehrt werden, wie Getreideprodukte, Kartoffeln und Blattgemüse. Auch der Kontakt mit Keramikgeschirr, das bleihaltige Glasuren oder Dekore enthält, kann Lebensmittel, insbesondere säurehaltige, kontaminieren.
Da die früher verwendeten Bleirohre für Wasserleitungen zu einer erhöhten Kontamination des Trinkwassers mit Blei führen konnten, werden diese seit 1973 in Deutschland nicht mehr für Trinkwasser verwendet, in Bayern wurden sie bereits 1878 verboten. Heute kann es bei unsachgemäßer Verwendung von bleihaltigen Installationskomponenten im Leitungswassersystem, insbesondere bei längerer Standzeit, zu einer geringfügigen Abgabe von Blei an das Wasser kommen.
Gesundheitliche Beurteilung
Die Absorption von Blei im Magen-Darm-Trakt hängt von verschiedenen Faktoren wie Alter, Ernährungszustand, Zusammensetzung der Nahrung sowie Eisen- und Calciumstatus ab. Bei Kindern werden etwa 50 % des aufgenommenen Bleis absorbiert, bei Erwachsenen nur etwa 10 %. Das absorbierte Blei wird über den Blutkreislauf zu verschiedenen Organen wie Leber, Nieren und Knochen transportiert, wo es sich mit der Zeit anreichern kann. Blei wird nur langsam aus dem Körper ausgeschieden, hauptsächlich über den Urin, in geringerem Maße auch über Stuhl, Schweiß, Muttermilch und Galle. Die Halbwertszeit von Blei im Blut beträgt etwa 30 Tage, im Knochen jedoch bis zu 30 Jahre. Das im Knochen gespeicherte Blei wird teilweise wieder mobilisiert und gelangt erneut in den Blutkreislauf. Besonders ausgeprägt ist diese Mobilisierung während der Schwangerschaft. Blei kann die Plazentaschranke überwinden und auf das ungeborene Kind übertragen werden. Bei stillenden Müttern kann Blei auch über die Muttermilch an das Kind weitergegeben werden.
Akute Bleivergiftungen sind heute äußerst selten, können aber bei kurzfristiger Exposition gegenüber hohen Dosen zu gastrointestinalen Störungen, Leber- und Nierenschäden, Bluthochdruck sowie neurologischen Effekten bis hin zu Krampfanfällen und im schlimmsten Fall zum Tod führen.
Aufgrund der langen Halbwertszeit von Blei im Körper sind vor allem die chronischen Wirkungen von Bedeutung. Im Vordergrund stehen dabei Schädigungen des Nervensystems, die bereits bei geringen Bleikonzentrationen auftreten können. Bei Erwachsenen kann Blei die Denkleistung, das Kurzzeitgedächtnis und die Handgeschicklichkeit beeinträchtigen. Außerdem führt eine hohe Bleiakkumulation zu erhöhtem Blutdruck und kann irreversible Nieren- und Herz-Kreislauf-Schäden verursachen. Bei Kindern reagiert das sich entwickelnde Gehirn besonders empfindlich auf Blei. Ein erhöhter Bleigehalt im Blut kann zu einer verminderten Intelligenz und zu Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen führen, deren Folgen bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben.
Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft ist es nicht möglich, eine unbedenkliche Aufnahmemenge an Blei zu definieren, bei der keine gesundheitlichen Risiken zu erwarten sind. Daher sollte die Bleiaufnahme so weit wie möglich reduziert und auf das technisch unvermeidbare Minimum begrenzt werden.
Maßnahmen zur Minderung
Die Bleibelastung kann durch gründliches Waschen von Obst und Gemüse verringert werden, da dadurch ein Großteil der äußeren Bleikontamination entfernt wird. Der Verzehr von Lebensmitteln wie Innereien und Muscheln sollte in Maßen erfolgen, da diese häufig höhere Bleigehalte aufweisen können. Jägern wird empfohlen, auf Bleimunition zu verzichten, da Geschosssplitter im Wildfleisch zu erhöhten Bleikonzentrationen führen können. Bei der Verwendung von Trinkwasser soll man prinzipiell nach einer längeren Standzeit das erste Wasser aus der Leitung nicht für die Ernährung verwenden. Dadurch wird auch eine mögliche Bleibelastung auf ein Minimum reduziert.
Rechtliche Regelung
Um die Bleibelastung der Bevölkerung zu reduzieren, wurden verschiedene Regelungen erlassen. Die EU weit gültigen Höchstgehalte für Blei in Lebensmitteln sind in der Verordnung (EU) 2023/915 festgelegt. Der Grenzwert für Blei in natürlichem Mineralwasser ist in der Mineral- und Tafelwasserverordnung und der für Trinkwasser in der Trinkwasserverordnung festgesetzt. Sofern noch Bleileitungen oder Teile von Bleileitungen in Wasserversorgungsanlagen vorhanden sind, sind diese zu entfernen oder stillzulegen.
Quellen
- [1] Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), EFSA Panel on Contaminants in the Food Chain (CONTAM); Scientific Opinion on Lead in Food. EFSA Journal 2010; 8(4):1570. [151 pp.]
- [2] World Health Organization (WHO), Exposure to lead: a major public health concern, 3rd edition, 16 August 2023
- [3] Umweltbundesamt (1996) Stoffmonographie Blei. Referenz- und Human-Biomonitoring-Werte (HBM). Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 39(6):236–241
- [4] Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Fragen und Antworten zum Verzehr von Wild, das mit bleihaltiger Munition geschossen wurde FAQ des BfR vom 19. September 2011
- [5] Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA); Lead dietary exposure in the European population. EFSA Journal 2012; 10(7):2831. [59 pp.]
- [6] Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Geschirr aus Keramik: BfR empfiehlt niedrigere Freisetzungsmengen für Blei und Cadmium Stellungnahme Nr. 043/2020 des BfR vom 21. September 2020
- [7] Umweltbundesamt, Bleirohre: Blei im Trinkwasser ist gesundheitsgefährdend, 16.07.2024, https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/blei-im-trinkwasser, abgerufen am 06.03.2025
- [8] Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE), Cadmium und Blei in Lebensmitteln expositionsrelevanter Lebensmittelgruppen – Ergebnisse der BfR-MEAL-Studie, 14. DGE-Ernährungsbericht, 2020
- [9] Verordnung (EU) 2023/915 der Kommission vom 25. April 2023 über Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln (ABl. L 119 vom 05/05/2023, S. 103–157)
- [10] Mineral- und Tafelwasser-Verordnung vom 1. August 1984 (BGBl. I S. 1036)
- [11] Trinkwasserverordnung vom 20. Juni 2023 (BGBl. 2023 I Nr. 159, S. 2)
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Allgemeine Informationen zum Thema
Untersuchungsergebnisse
Archiv zu Untersuchungsergebnissen
Untersuchungsergebnisse zu Blei in Lebensmitteln
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- Untersuchung von Wildbret auf Blei, Kupfer und Zink (2012)
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Untersuchungserbebnisse zu Blei in Bedarfsgegenständen
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