Infektionshygiene in der ambulanten Pflege

Die Überwachung der Infektionshygiene in der ambulanten Pflege ist angesichts der demografischen Entwicklung eine immer wichtigere Aufgabe des ÖGD geworden. Während in Altenheimen Infektionshygiene schon länger ein Thema ist, blieben ambulante Einrichtungen in dieser Diskussion bisher wenig beachtet. Das LGL hat deshalb eine Untersuchung in Kooperation mit dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherungen in Bayern durchgeführt. Diese hatte zum Ziel, Erkenntnisse für die ambulante Pflege zu gewinnen, die einer Übertragung infektiöser Erkrankungen in ambulanten Pflegediensten vorbeugen sowie zur Qualitätssicherung in diesen beitragen.

Auf Basis der Ergebnisse dieser Kooperation erstellte das LGL ein Konzept zur infektionshygienischen Überwachung ambulanter Pflegeeinrichtungen für den ÖGD. Hierfür wurden die Qualitätsprüfungen des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung zwischen März 2006 bis März 2009 analysiert. Die Experten untersuchten die hygienische Struktur- und Prozessqualität sowie die personellen und organisatorischen Voraussetzungen auch im Zusammenhang mit der Risikofaktorenlast der Pflegebedürftigen.

Ergebnisse der LGL-Studie zur Hygiene in ambulanten Pflegeeinrichtungen

Etwa 80 % der regelgeprüften Pflegeeinrichtungen konnten einen Hygieneplan vorlegen. Kleinere ambulante Pflegeeinrichtungen, insbesondere Einrichtungen mit weniger als zehn zu versorgenden Personen, wiesen eine schlechtere hygienebezogene Struktur- sowie Prozessqualität für die Bereiche „angemessenes Hygienemanagement“ und „Kenntnis von vorgegebenen Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut“ auf. Gleichzeitig trugen kleinere Einrichtungen im Vergleich zu den größeren eine höhere Risikofaktorenlast bei den betreuten Patienten. Die personellen Voraussetzungen waren bei den großen Einrichtungen deutlich schlechter als bei den kleinen Pflegediensten: Mit zunehmender Größe der Einrichtung stieg gleichzeitig die Zahl der zu versorgenden Pflegebedürftigen pro Vollzeitstelle.

Fazit

Die Ergebnisse zeigen infektionshygienisch relevante Problemkonstellationen in der Struktur- und Prozessqualität bei kleineren Einrichtungen, insbesondere bei solchen mit weniger als zehn zu versorgenden Personen. Qualitätssichernde infektionshygienische Überwachungen des ÖGD sollten sich daher besonders auf diesen Bereich konzentrieren.

Auch sollte eine Unterstützung kleinerer Einrichtungen durch Fortbildungen oder Hygieneberatung zur Verbesserung ihrer Struktur- und Prozessqualität im Hygienemanagement erfolgen. Studien zeigten, dass das Verhältnis Personal/Patienten eine Auswirkung auf die Infektionshygiene in der Patientenversorgung hat. Bei großen Einrichtungen mit einem schlechten Personalschlüssel (mehr als zehn Pflegebedürftige pro Vollzeitstelle) sollte daher eine verstärkte Bewertung der Ergebnisqualität im Rahmen der infektionshygienischen Überwachungen erfolgen. Es ist geplant, dass die Gesundheitsämter im Rahmen ihrer infektionshygienischen Überwachung ein Schwerpunktprojekt in diesem Bereich durchführen.