Bay-VOC Molekulargenetisches SARS-CoV-2 Überwachungsnetzwerk in Bayern

Informationen über Bay-VOC

Das Bay-VOC-Netzwerk bündelt die virologisch-infektionsepidemiologische Expertise in Bayern: Alle universitären virologischen Institute in Bayern erheben gemeinsam mit dem LGL detaillierte Informationen über besorgniserregende Virusvarianten von SARS-CoV-2, die sogenannten Variants of Concern („VOC“).

Als das Netzwerk Bay-VOC 2021 ins Leben gerufen wurde, stand die Sequenzierung von SARS-CoV-2-Varianten aus Patientenabstrichen im Mittelpunkt, um die in Bayern zirkulierenden Varianten besser überwachen zu können. Die aufwendige Sequenzierung des Virusgenoms ermöglicht eine genauere Analyse der Varianten als andere verfügbare Methoden.

Um auch in Zukunft neue SARS CoV-2 Infektionswellen in Bayern frühzeitig zu erkennen, wurde Bay-VOC 2022 erweitert und eng mit dem Sentinel-Programm für respiratorische Erkrankungen in Bayern (BIS+C) und dem Abwassermonitoring von Krankheitserregern verzahnt.

Im Rahmen dieser drei „Säulen“ des bayerischen Frühwarnsystems für Infektionskrankheiten unterstützt und übernimmt das Bay-VOC-Netzwerk die Untersuchung von SARS-CoV-2-Varianten

  • bei Patientinnen und Patienten in den bayerischen Universitätskliniken.
  • bei Patientinnen und Patienten ausgewählter bayerischer Haus- und Kinderarztpraxen.
  • in kommunalen Abwässern.

Diese Ergebnisse und weitere Informationen zu SARS-CoV-2 werden der Öffentlichkeit auf der Bay-VOC-Website zur Verfügung gestellt.

Hintergrund

Einige SARS-CoV-2-Varianten haben sich in der COVID-19-Pandemie innerhalb kürzester Zeit weltweit ausgebreitet und wurden zur dominanten Variante bei Neu- und Reinfektionen. Aus der Sicht des Gesundheitssystems sind diese Virusvarianten besorgniserregend und werden deshalb als "Variants of Concern (VOC)" bezeichnet. Sie können unter anderem folgende Eigenschaften aufweisen:

  • Schnellere Ausbreitung in der Bevölkerung durch höhere Ansteckungsraten
  • Stärkere Krankheitssymptome bei Infizierten
  • Reduzierte Wirksamkeit vorhandener Impfstoffe
  • Gesteigertes Risiko von Reinfektionen
  • Verringerte Wirksamkeit vorhandener Therapien (z.B. monoklonale Antikörper)
  • Gefahr der (Über)-Belastung der Versorgungssysteme im Gesundheitswesen

Bereits im März/April 2020 verdrängten Viren mit der Mutation D614G (B1, B1*, B1.1.1) innerhalb weniger Wochen alle bisherigen Varianten. Anfang 2021 setzte sich dann die Virusvariante B.1.1.7 (auch als VOC Alpha bezeichnet) zunehmend in Deutschland und vielen Ländern der Welt durch. Ab Mai 2021 breitete sich die erstmals in Indien beobachtete Virusvariante B.1.617.2 (VOC Delta) aus und dominierte das Infektionsgeschehen in Bayern und Deutschland bis Ende 2021. Sie wurde abgelöst durch die im November 2021 erstmals im südlichen Afrika nachgewiesene Virusvariante B.1.1.529 (VOC Omikron). VOC Omikron und ihre Sublinien beherrschen bis heute (Herbst 2023) das weltweite Infektionsgeschehen (Abbildung 1).

Abbildung 1. Prozentualer Anteil besorgniserregender SARS-CoV-2-Varianten in Bayern, im zeitlichen Verlauf von 2020 bis 2023. Bild vergrössern

Abbildung 1. Prozentualer Anteil besorgniserregender SARS-CoV-2-Varianten in Bayern, im zeitlichen Verlauf von 2020 bis 2023.

Als Grundlage für die Überwachung der VOCs werden SARS-CoV-2 Ganzgenomsequenzierungen durchgeführt. Die rasche Identifizierung und Charakterisierung neuer VOC ist die Voraussetzung für die wissenschaftliche und medizinische Beurteilung ihrer Eigenschaften und Auswirkungen auf die Gesundheit und das Gesundheitswesen sowie der notwendigen Maßnahmen im Gesundheitssystem. Erfasste Mutationen ermöglichen oft eine Einschätzung, ob und wie sich die Eigenschaften in Bezug auf Verfahren zum Nachweis, der Immunität oder der Behandlung verändert haben. Auch die Auswirkungen der Veränderungen im Genom neuer VOC auf die Verfahrend zur Diagnostik müssen regelmäßig untersucht werden. Nur so können mögliche Einschränkungen der Leistungsfähigkeit von diagnostischen Testsystemen, wie PCR- oder Antigen-Tests, rechtzeitig entdeckt und Anpassungen vorgenommen werden.

Die regionale, nationale und globale Erfassung von VOC ist die Voraussetzung für eine Früherkennung von SARS-CoV-2-Varianten mit erhöhtem Ausbreitungs- und Risikopotential oder auch von neuen Infektionserregern mit pandemischem Potenzial. Diese Informationen dienen auch als Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen und Infektionsschutzmaßnahmen in Bayern.

Aktuelle Ergebnisse

Das Bay-VOC-Netzwerk veröffentlicht fortlaufend Ergebnisse der SARS-CoV-2-Gesamtgenomsequenzierung in Bayern auf seiner Website.

Aktuelle Verteilung von SARS-CoV-2-Varianten in Patientenproben in Bayern:

https://www.bay-voc.lmu.de/surveillance.xhtml

Aktuelle Verteilung von SARS-CoV-2-Varianten in Abwasserproben in Bayern

https://www.bay-voc.lmu.de/abwassermonitoring