Pathologie, Histopathologie und Immunhistologie 2023
Pathologische Untersuchungen
Im Arbeitsbereich Pathologie sezierte das LGL im Jahr 2023 insgesamt 4.476 Tiere; eingeschlossen sind hier auch Organproben von Tieren sowie Abortmaterial. Schwerpunkt der Untersuchungen stellen landwirtschaftliche Nutztiere dar, im Einzelnen waren dies 1.827 Rinder, 547 Schweine, 387 Schafe und Ziegen sowie 76 Pferde. Sektionen weiterer Tiere umfassten 139 Hunde und Katzen, 906 Zoo-, Wild- und Gehegetiere sowie Heimtiere, 521 Vögel sowie 73 Reptilien, Amphibien und Fische. Hauptaugenmerk liegt auf der Diagnostik von Tierseuchen und Zoonosen bzw. auf den nach EU-Tiergesundheitsrecht (Animal Health Law, AHL) gelisteten Krankheiten. Eine Schlüsselrolle kommt der Pathologie bei der Erkennung der Rindertuberkulose zu. Über die regelmäßig festgestellten Infektionskrankheiten wie Q-Fieber, Paratuberkulose oder Salmonellose hinaus sind in 2023 einige Fälle von Rauschbrand in der Voralpenregion besonders hervorzuheben. Neben den klassischen landwirtschaftlichen Nutztieren werden in den letzten Jahren vermehrt Hühner aus Kleinsthaltungen, die sich steigender Beliebtheit erfreuen, zur Untersuchung eingesandt. Während der Großteil der Sektionen von Tierärzten veranlasst ist, untersucht die Pathologie des LGL zahlreiche Tiere auch im Rahmen verschiedener Projekte und Monitoringprogramme. So wurde in den Jahren 2021 und 2022 eine größere Anzahl an Wildvögeln im Zuge eines gemeinsamen Projektes mit dem Landesbund für Vogelschutz, dem Landesamt für Umwelt (LfU) und dem Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie der Ludwig-Maximilians-Universität München zur illegalen Verfolgung von Greifvögeln, Eulen und anderen Großvögeln untersucht. Ein weiteres gemeinsames Projekt mit dem LfU betrifft die Zweitbegutachtung landwirtschaftlicher Nutztiere bei Verdacht auf das Vorliegen einer Rissverletzung durch große Beutegreifer wie Hund und Wolf. In Monitoringprogrammen untersuchte die Pathologie ferner Rotwildorgane aus alpennahen Landkreisen auf Tuberkulose und Feldhasen auf Todesursache mit besonderer Berücksichtigung der Tularämie (siehe Links in rechter Spalte).
Histopathologische Untersuchungen
Während ein Teil der Fälle ausschließlich makroskopisch beurteilt wird, erfolgte bei 3.728 Einsendungen eine weiterführende histologische Untersuchung. 71 Tiere wurden zusätzlich immunhistologisch untersucht, insbesondere im Zusammenhang mit der Diagnostik der Staupe (vor allem bei Füchsen), der Toxoplasmose und der Bornaschen Krankheit; letztere wurde bei je einem Pferd, einem Schaf und einem Alpaka festgestellt.
Untersuchungen mit tierschutzrechtlichem Hintergrund
In 1.049 Fällen führte das LGL Sektionen mit tierschutzrechtlichem Hintergrund durch. Eingesandt werden diese Fälle meist durch die zuständigen Veterinärämter, seltener auch durch Polizeidienststellen. Aufgabe der Pathologie ist hier unter anderem die Darstellung tierschutzrelevanter Befunde, insbesondere im Hinblick auf Schweregrad und Zeitdauer der pathologischen Veränderungen. Neben Sektion, Histopathologie und Fotodokumentation wurden in 175 Fällen ergänzend Mazerationen (Gewebepräperationen) durchgeführt, mit Hilfe derer sich Veränderungen wie Auflösungsprozesse und Zubildungen an Knochen sowie Frakturen detailliert darstellen lassen (Abbildung 1).
Abbildung 1: Rechtes Ellbogengelenk eines Schweines mit chronischer Entzündung (Mazerationspräparat); die Gelenkflächen sind komplett zerstört, in der Gelenkumgebung ist hochgradig Knochen zu gebildet.
Seit dem Jahr 2023 verfügt die Pathologie des LGL zudem über ein Röntgengerät, um unter anderem über den Nachweis von Metallpartikeln Schussverletzungen besser diagnostizieren zu können (Abbildung 2).
Abbildung 2: Kopf und oberer Halsbereich einer Katze mit Schussverletzung (Röntgenaufnahme, laterolateraler Strahlengang); neben multiplen Schädelfrakturen sind zahlreiche röntgendichte Schusspartikel zu erkennen.
Abklärung von Intoxikationen (Vergiftungen)
Neben den Vergiftungsfällen bei Vögeln wurden auch bei Säugetieren wiederholt Intoxikationen festgestellt. Bei Nutztieren handelt es sich dabei meist um Pflanzenvergiftungen, die oft durch unachtsame und illegale Entsorgung von Gartenschnitt auf Weideflächen zustande kommen. Diagnostisch problematisch ist, dass die Pflanzenbestandteile im Mageninhalt oft sehr stark zerkleinert vorliegen und dadurch schwer zu erkennen sind (Abbildung 3), aber auch von ähnlich aussehenden ungiftigen Pflanzen nicht immer leicht zu unterscheiden sind. Im Rahmen einer am LGL durchgeführten Doktorarbeit sollen Siebverfahren zur leichteren Auffindbarkeit der Giftpflanzenbestandteile im Vormagensystem von Wiederkäuern etabliert und morphologische wie auch molekularbiologische Methoden zur verbesserten Pflanzenbestimmung entwickelt werden.
Abbildung 3: Fragment einer Eibennadel aus dem Vormageninhalt eines Rindes.
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