ADONA und andere perfluorierte Substanzen in Blutproben – Human-Biomonitoring und Zeitverlauf in Südbayern

Landkreis Altötting - aktuelle Informationen

In Gendorf im Landkreis Altötting wurden früher perfluorierte Kohlenwasserstoffe, hier speziell Perfluoroctansäure (PFOA), im Rahmen der Fluorpolymerherstellung verwendet. Seit 2008 wurde PFOA durch das sogenannte Ammoniumsalz der Perfluoro-4,8-dioxa-3H-nonansäure (DONA) ersetzt. Ziel einer LGL-Studie war es zu prüfen, ob ADONA in die Umwelt gelangt und beim Menschen nachweisbar ist. Das LGL hat daher Blutproben von Personen in der Nähe von Gendorf auf ADONA und weitere perfluorierte Substanzen untersucht. ADONA wurde in den meisten Proben gar nicht gefunden oder nur in Spuren, negative gesundheitliche Wirkungen, auch langfristige, sind nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu erwarten. In der Nähe der Firma ist aufgrund einer Trinkwasserkontamination allerdings eine deutliche interne Belastung der Bevölkerung mit PFOA nachweisbar. Um Expositionsquellen, die sich aus Altlasten ergaben, zu minimieren und so die aus gesundheitlicher Sicht erwünschten Zielwerte zu erreichen, wurden unmittelbar Maßnahmen zur Senkung der Belastung ergriffen. Hierzu zählen auch Maßnahmen zur Trinkwasseraufbereitung.
Vor dem Hintergrund einer derzeit diskutierten epidemiologischen Studie zu PFOA aus den USA, hat das Zentrum für Krebsfrüherkennung und Krebsregistrierung am LGL Krebsdaten aus betroffenen Gemeinden ausgewertet und derzeit keine Hinweise auf ein erhöhtes Vorkommen von Hoden- und Nierenkrebs für diese Regionen erhalten. Außerdem wird vom LGL momentan eine Human-Biomonitoring-Studie im Landkreis Altötting durchgeführt. Ziel dieser Untersuchung ist es, die interne Belastung im Blut bei Personen zu bestimmen, die in unterschiedlicher Höhe und Dauer einer PFOA-Belastung über das Trinkwasser ausgesetzt waren. Ergebnisse werden voraussichtlich im Sommer 2018 vorliegen. Als weitere Maßnahme wird stillenden Müttern in einzelnen Gemeinden des Landkreises eine kostenlose Untersuchung von Muttermilch angeboten. Mütter, die sich an der Untersuchung beteiligen, erhalten zu ihrem Befund auch ein Aufklärungs- bzw. Beratungsgespräch von Umweltmedizinern.

Hintergrund zum Sachstandsbericht ADONA

Unter dem Begriff perfluorierte Kohlenwasserstoffe werden organische Verbindungen zusammengefasst, bei denen alle Wasserstoffatome am Kohlenstoffgerüst durch Fluoratome ersetzt sind. Hauptvertreter sind die Perfluoroctansäure (PFOA) und die Perfluoroctansulfonsäure (PFOS). Aufgrund ihrer thermischen und chemischen Stabilität, ihrer Beständigkeit gegenüber UV-Strahlung und Verwitterung sowie der schmutz-, farb-, fett-, öl- und wasserabweisenden Eigenschaften fanden diese Verbindungen in einer Vielzahl von Industrie- und Konsumprodukten Anwendung, aber auch großtechnisch als Prozessierungshilfe (Emulgatoren) in der Herstellung von Fluorpolymeren.
Die Substanzen lassen sich in vielen Umweltmedien und in Organismen nachweisen und sind aufgrund ihrer Persistenz und Akkumulation in Organismen und in der Umwelt teilweise verboten.

Ziele des Projektes

Im Bereich Gendorf wurde früher PFOA im Rahmen der Fluorpolymerherstellung genutzt, aber seit dem Jahr 2008 durch das sogenannte ADONA (Ammoniumsalz der Perfluoro-4,8-dioxa-3H-nonansäure) ersetzt. Vor diesem Hintergrund sollte ADONA in Blutproben untersucht werden, die von Personen in der Nähe von Gendorf stammen und mit verschiedenen anderen Regionen Bayerns verglichen werden. Die Proben stammen aus verschiedenen Jahren, um einen Zeittrend erkennen zu können. Außerdem sollten weitere perfluorierte Substanzen mit untersucht werden.

Ergebnisse

ADONA: Die Messergebnisse liegen unterhalb der Bestimmungsgrenze oder geringfügig darüber. Aufgrund der bisherigen toxikologischen Kenntnisse zu ADONA sind negative gesundheitliche Wirkungen, auch langfristige, nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu erwarten.

Andere perfluorierte Verbindungen: In der Nähe der Firma ist aufgrund einer Trinkwasserkontamination eine deutliche interne Belastung der Bevölkerung mit PFOA nachzuweisen. Dieser unbefriedigenden Situation wurde Ende 2016 durch erweiterte Maßnahmen der Trinkwasseraufbereitung in Zusammenhang mit der Absenkung der Trinkwasserleitwerte Rechnung getragen. Auch in entfernteren Regionen besteht aufgrund der allgemeinen Hintergrundbelastung für einen gewissen Anteil der Bevölkerung noch eine unerwünschte Belastung mit PFOA. Um mittelfristig die aus gesundheitlicher Sicht erwünschten Zielwerte zu erreichen, ist z. B. ein zügiges Umsetzen von Anwendungsverboten erforderlich.

Die Ergebnisse sind in dem folgenden Bericht zusammengefasst:

Sachstandsbericht ADONA und perfluorierte Substanzen (PDF, 230 KB)

Wissenschaftliche Veröffentlichungen

Bisher liegt folgende wissenschaftliche Veröffentlichung vor:#

Fromme H, Wöckner M, Roscher E, Völkel W. (2017) ADONA and perfluoroalkylated substances in plasma samples of German blood donors living in South Germany. Int J Hyg Environ Health 220(2 Pt B): 455-460. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28073630)