SHAPTH: Bundeseinheitlicher digitaler Datenaustausch zur Trinkwasserhygiene

Signet Jahresbericht 2024

Abstract

Im Projekt SHAPTH arbeiten unter Federführung des LGL alle 16 Bundesländer gemeinsam an der Entwicklung einer bundesweit harmonisierten Schnittstelle für den Bereich Trinkwasserhygiene. Betreiber von Wasserversorgungsanlagen, Behörden sowie zugelassene Untersuchungsstellen können Trinkwasserdaten künftig einfach, geprüft und sicher über ein standardisiertes Datenformat und eine zentrale Datenaustauschplattform übertragen. Dies umfasst die Übermittlung von Trinkwasser-Prüfberichten, Untersuchungsplänen sowie dem Jahresbericht der Gesundheitsämter an die obere Landesbehörde. 2024 wurde die Konzeptionsphase erfolgreich beendet und ein Datenstandard eingeführt, der die einheitliche Strukturierung und Übermittlung von Daten gewährleistet.

Hintergrund

Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) spielt eine zentrale Rolle bei der Überwachung der Trinkwasserqualität in Deutschland. Derzeit ist der Datenaustausch zwischen den beteiligten Akteuren – darunter zugelassene Untersuchungsstellen, Wasserversorger, Gesundheitsämter sowie Landes- und Bundesbehörden – durch uneinheitliche Standards und unterschiedliche Schnittstellen geprägt. Dies führt zu komplexen, fehleranfälligen Prozessen, die mit der fortschreitenden Digitalisierung und den steigenden Anforderungen an Datensicherheit nicht mehr vereinbar sind.

Das Projekt SHAPTH (Schnittstellenharmonisierung und Austauschplattform Trinkwasserhygiene) verfolgt das Ziel, den Datenaustausch im Bereich der Trinkwasserhygiene durch einheitliche Standards und eine zentrale Austauschplattform zu harmonisieren, um die Prozesse in der Trinkwasserüberwachung effizienter, sicherer und zuverlässiger zu gestalten. An dieser Ein-Land-für-Alle-Maßnahme (ELFA) sind alle 16 Bundesländer beteiligt.

SHAPTH verknüpft als bundesweite Datenaustauschplattform rund 400 Gesundheitsämter, rund 500 zugelassenen Untersuchungsstellen und mehrere 10.000 Betreiber. Basis für die Datenübermittlung ist der neue, einheitliche XÖV-Datenstandard XWasser. Die sichere Datenübertragung kann zwischen den Beteiligten mit bestehenden Fachanwendungen über eine Programmierschnittstelle (Maschine-zu-Maschine) erfolgen oder alternativ über eine Nutzeroberfläche (Webinterface) für Anwender ohne Fachverfahren.

Abbildung: SHAPTH verknüpft als Datenaustauschplattform alle Akteure auf Basis des neuen, einheitlichen Datenstandards „XWasser“


Vorteile und Ziele von SHAPTH

Die Einführung von SHAPTH bringt zahlreiche Vorteile für den ÖGD und die beteiligten Akteure. Durch die Harmonisierung der Datenstandards wird der Datenaustausch deutlich vereinfacht und die Konsistenz der Daten verbessert. Eine gesicherte Übermittlung erhöht zudem die IT-Sicherheit, da sensible Daten nur von autorisierten Akteuren eingesehen werden können. Die Digitalisierung der Prozesse reduziert den Wartungsaufwand und fördert den Bürokratieabbau. Darüber hinaus sorgt ein benutzerfreundliches Webinterface dafür, dass auch kleinere Wasserversorger ohne umfassende Fachanwendungen die Plattform problemlos nutzen können.

Für die Gesundheitsämter bedeutet SHAPTH eine erhebliche Entlastung, da manuelle Erfassungsarbeiten weitgehend entfallen und Kapazitäten für andere Aufgaben freigesetzt werden. Untersuchungsstellen und Wasserversorger profitieren ebenfalls von automatisierten Prozessen, die Fehler reduzieren und die Verarbeitung beschleunigen.

Standardisierung „XWasser“ und Entwicklung der Austauschplattform inklusive Pilotierung

Die Konzeptionsphase wurde von allen 16 Bundesländern unter Federführung des LGL im September 2024 erfolgreich abgeschlossen, wobei besonders die Entwicklung des neuen XÖV-Standards „XWasser“ hervorzuheben ist, der die einheitliche Strukturierung und Übermittlung von Daten gewährleistet. Dieser wurde in enger Abstimmung mit einem Expertengremium aus Gesundheitsämtern, Untersuchungsstellen, Betreibern und Softwareherstellern erstellt, um eine hohe Praxistauglichkeit sicherzustellen. In der Folge wurde die eigentliche Austauschplattform mit Programmierschnittstellen (APIs) und einem Webinterface entwickelt, die eine direkte Integration in bestehende Fachanwendungen und Laborinformationssysteme ermöglicht. Im Rahmen der Pilotierung erfolgten im Dezember 2024 Nutzertests des Webinterface für die Module „Prüfbericht“, „Untersuchungsplan“ und „Jahresbericht“. Der Abschluss der Entwicklungsarbeiten an der Plattform selbst sowie der Beginn des Rollouts mit weiteren Softwareanbietern sind bereits im zweiten Quartal 2025 erfolgt. Erste Endnutzer sollen im dritten Quartal 2025 angebunden werden. Parallel dazu wurde eine Weiterentwicklung der Plattform initiiert, um eventuelle Verbesserungsmaßnahmen zeitnah umzusetzen und den Funktionsumfang sukzessive zu erweitern.

Voraussetzungen für einen erfolgreichen Rollout

  1. Der ÖGD selbst hat die Rolle des Anwenders inne und wird die Einführung entsprechend aktualisierter Software in seinen Behörden vorantreiben.
  2. Die eigentliche Ertüchtigung der Fachverfahren für Gesundheitsämter, Labore und Betreiber muss auf Seiten der meist privatwirtschaftlichen Softwareanbieter umgesetzt werden. Daher liegt ein großer Fokus auf der systematischen Mobilisierung der betroffenen Hersteller. Dies schließt den direkten Austausch zwischen Entwicklern, gezielte technische Unterstützung sowie den Aufbau von Netzwerken für den Erfahrungsaustausch ein.
  3. Die Schlüsselrolle der Länder:
    • Die Länder beabsichtigen, SHAPTH/XWasser spätestens ab 2027 als alleiniges Format für die Übermittlung von Trinkwasseranalysedaten verbindlich einzuführen. Zuvor ist eine schrittweise länderspezifische Übergangsphase vorgesehen.
    • Als Vorreiter in der Einführung des Standards müssen sie die landesspezifische Planung zur Umstellung der Fachverfahren transparent kommunizieren. Klare Zeitpläne und verbindliche Vorgaben für die Einführung von SHAPTH als verpflichtenden Übermittlungsstandard geben den übrigen beteiligten Akteuren Planungssicherheit für die Anpassung ihrer jeweiligen Fachverfahren.
    • Die Länder planen außerdem, bestehende rechtliche Regelungen zur Festlegung von Übermittlungsformaten frühzeitig zu aktualisieren oder neue Verfügungen zu erlassen, die verbindliche Standards vorgeben und entsprechende Übergangsfristen vorsehen. So soll die flächendeckende Einführung von SHAPTH rechtlich gestützt und einheitlich umgesetzt werden.
  4. Um eine bestmögliche Nutzung der neuen Austauschplattform sicherzustellen, sollen im Rahmen von SHAPTH erstmals bundeseinheitliche Register der beteiligten Akteure sowie der überwachten Anlagen etabliert werden, um Datenqualität und Transaktionseffizienz zu erhöhen.

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