Monitoring von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) in acht bayerischen Regionen
Abstract
Das LGL ermittelte im Sinne des One Health-Ansatzes in acht bayerischen Regionen PFAS-Gehalte sowohl durch Human-Biomonitoring (HBM) als auch bei der gezielten Untersuchung von Trink- und Tränkwasserproben sowie von regional erzeugten Lebens- und Futtermitteln. Dabei wurde kein Unterschied zwischen den je vier Regionen mit und ohne bekannten Umwelteintrag von PFAS festgestellt. Eine relevante Aufnahme von PFAS über Trinkwasser oder Lebensmittel kann für die Bevölkerung in allen untersuchten Regionen ausgeschlossen werden.
Hintergrund
Viele PFAS sind sehr beständige Stoffe und können sich in Organismen einschließlich dem Menschen und der Umwelt anreichern. Bei Menschen sind die relevanten Aufnahmepfade für PFAS Trinkwasser und Lebensmittel.
Aufgrund ihrer Persistenz ist die Anwendung der Perfluoroctansulfonsäure (PFOS), der Perfluoroctansäure (PFOA) sowie seit 2023 der Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) mit wenigen Ausnahmen über die POP-Verordnung verboten bzw. stark beschränkt. Perfluorierte Carbonsäuren der Längen C9-C14 sowie die Perfluorhexansäure (PFHxA) sind seit Februar 2023 bzw. September 2024 nach der REACH-Verordnung beschränkt.
Insbesondere offene Anwendungsformen der PFAS, beispielsweise in Löschschäumen, aber auch Emissionen aus technischen Anlagen wie Galvaniken, Produktionsbetrieben der Textilverarbeitung oder der PFAS-Herstellung führten zu Einträgen in die Umwelt.
Durchführung
Untersucht wurde die PFAS-Belastung von vier Untersuchungsregionen mit bekannten PFAS-Einträgen im Vergleich zu vier nahegelegenen Regionen ohne bekannte PFAS-Einträge (Kontrollregionen). Die Regionen lagen in Ober- und Unterfranken, der Oberpfalz sowie Niederbayern.
Zur Ermittlung der inneren Belastung wurden je Region 160 Plasmaproben auf PFAS analysiert. Als mögliche spezifische Aufnahmepfade wurden Trinkwasser und regional erzeugte Lebensmittel jeder Region auf PFAS überprüft. Darüber hinaus wurden Tränkwasser und in den Regionen produzierte Futtermittel hinsichtlich PFAS untersucht.
Ergebnisse
Ergebnisse des Human-Biomonitoring (HBM)
1280 Plasmaproben wurden auf PFAS analysiert, in nahezu allen Proben (99 %) konnten PFOS und PFOA bestimmt werden. In 833 Plasmaproben war die PFHxS über der Bestimmungsgrenze detektierbar. Die Detektionsquote variierte von Region zu Region zwischen 30 % zu 87 % in den Untersuchungsregionen sowie zwischen 48 % und 83 % in den Kontrollregionen.
Die 275 Plasmaproben von Frauen im gebärfähigen Alter wiesen in der Regel geringere Gehalte an PFOS, PFHxS und PFOA auf. Die PFOS- und PFOA-Gehalte in den Plasmaproben zeigen eine überwiegend geringe innere Belastung der Bevölkerung sowohl in den Untersuchungs- als auch den Kontrollregionen.
Ergebnisse für Trinkwasser und Lebensmittel
Das Trinkwasser aller Regionen entsprach den Anforderungen der Trinkwasserverordnung selbst unter Berücksichtigung der künftigen, strikteren Regelung ab Januar 2028. Lediglich in einem Gebiet ohne bekannten PFAS-Eintrag ergaben sich Nachweise von PFAS. Die gemessenen Gehalte lagen jedoch meist nur knapp über der analytischen Bestimmungsgrenze und damit sowohl weit unter den ab Januar 2026 in der EU als auch unter den ab 2028 zusätzlich in Deutschland geltenden Grenzwerten für PFAS in Trinkwasser sowie unter den im Jahr 2024 vom Umweltbundesamt veröffentlichten toxikologisch begründeten Konzentrationen.
Die Zufallsstichproben regional erzeugter Lebensmittel umfassten tierische Produkte wie Milch, Ei oder Fleisch ebenso wie Getreide, Obst, Gemüse, Honig, Bier, Brau- und Mineralwasser. Lediglich in zwei Schweinefleischproben lag der Gehalte der Perfluorbutansäure (PFBA) über der Bestimmungsgrenze mit 1,6 µg/kg in einer Untersuchungsregion und 0,39 µg/kg in einer Kontrollregion. Für PFBA ist aktuell kein Höchstgehalt definiert. PFBA wird im Vergleich zu PFOS und PFOA wesentlich schneller ausgeschieden, durch den Verzehr des Fleisches sind daher keine negativen Wirkungen zu erwarten.
Ergebnisse für Tränkwasser und Futtermittel
Tränkwasser und Futtermittel wurden als mögliche PFAS-Quellen für tierische Lebensmittel überprüft. Überwiegend wurde Trinkwasser als Tränkwasser verwendet. Sechs Tränkwasserproben aus betriebseigenen Brunnen wurden untersucht. Lediglich in einer Tränkwasserprobe einer Kontrollregion war die Perfluorbutansulfonsäure (PFBS) mit 0,0036 µg/l quantifizierbar.
39 selbstproduzierte Futtermittel von 23 Betrieben wurden untersucht, davon 20 Proben von 12 Betrieben aus Regionen mit bekanntem PFAS Eintrag. In drei Gerste-Proben lagen die Gehalte der PFBA im quantifizierbaren Bereich. Maximale Gehalte dieser Proben waren 0,73 µg/kg in einer Untersuchungsregion und 0,63 µg/kg in einer Kontrollregion. Bei weiteren zwölf Proben wies das LGL unterschiedliche PFAS nach, deren Gehalte jedoch so gering waren, dass ein genauer Wert nicht mit ausreichender Sicherheit angegeben werden konnte.
Die in den untersuchten Futtermittel- und Tränkwasserproben nachgewiesenen PFAS-Gehalte unterschieden sich zwischen den Regionen kaum und zeigten keine besondere Belastung.
Fazit
Der Vergleich der Regionen mit bekanntem PFAS-Eintrag und Regionen ohne bekannte Einträge zeigt, dass keine flächendeckenden erhöhten Expositionen vorliegen. Auffällige Unterschiede zwischen den Untersuchungs- und den entsprechenden Kontrollregionen waren weder für die untersuchten Lebens- und Futtermittel, Trink- und Tränkwasser noch für die Humanproben zu beobachten. Das Ergebnis deckt sich mit dem der vorangegangenen Untersuchung von sechs Regionen.


