Chemische Nachuntersuchung positiver Hemmstofftests

Signet Jahresbericht 2021/22

Abstract

Der Hemmstofftest oder auch Drei-Platten-Test (DPT) stellt ein mikrobiologisches Screening-Verfahren bei Schlachttieren auf Antibiotika dar. Die Anzahl an hemmstoffpositiven Proben bewegt sich im unteren Promillebereich. Zwei Drittel der hemmstoffpositiven Proben wiesen in den Jahren 2021 und 2022 in der chemischen Nachuntersuchung Antibiotikarückstände auf, 42 % der Proben mit Antibiotikarückständen enthielten Rückstandsmengen, die über den zulässigen Höchstmengen lagen. Bei Proben von Schweinen wies das LGL häufig Antibiotika aus der Gruppe der Tetracycline nach, bei Rinderproben waren es hingegen überwiegend β-Laktame. Insgesamt sind die Ergebnisse der chemischen Nachuntersuchung von Hemmstofftests vergleichbar mit denen der Vorjahre.

Hintergrund der Untersuchungen

Der Hemmstofftest oder auch Drei-Platten-Test (DPT) stellt ein mikrobiologisches Screening-Verfahren dar, bei dem erbsengroße Stücke von Muskel und Niere der zu untersuchenden Probe auf drei Agarplatten mit unterschiedlichen pH-Werten aufgelegt werden. Falls Hemmstoffe im Probenmaterial vorhanden sind, kann der den Platten beigemischte Testkeim in der Umgebung der Probenstücke nicht wachsen und es bildet sich ein sogenannter Hemmhof aus. So kann eine große Anzahl an Fleisch und Nieren von geschlachteten Tieren auf Rückstände von Antibiotika untersucht werden. Jedoch lässt ein positiver Test, also ein Test mit einem Hemmhof von mindestens 1 mm, keinen sicheren Rückschluss auf die Art und Menge des vorhandenen Rückstands zu. Aus diesem Grund überprüfte das LGL die hemmstoffpositiven Proben mit leistungsfähigen Verfahren (LC-MS/MS), um sichere qualitative und quantitative Aussagen über vorhandene Antibiotikarückstände machen zu können. Darüber hinaus wurden hemmstoffpositive Proben auch auf nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAID) getestet und Rinderproben zusätzlich auf Kortikosteroide untersucht. Hintergrund für diesen breiten Untersuchungsansatz ist, dass mit Antibiotika therapierte Tiere häufig auch andere Tierarzneimittel erhalten. Insgesamt umfassten diese chemischen Nachuntersuchungen am LGL bis zu 90 verschiedene Wirkstoffe.

Untersuchungsergebnisse

In den Jahren 2021 und 2022 untersuchten die bayerischen Labore für die bakteriologische Fleischuntersuchung Proben von über 50.000 geschlachteten Tieren mit dem Hemmstofftest. Das LGL übernahm davon über 9.000 Proben. Von allen untersuchten Proben fiel der Hemmstofftest bei 40 Proben (0,1 %) positiv aus, wobei 16 Proben im Jahr 2021 und 24 Proben im Jahr 2022 auffällig waren.
In 26 der 40 hemmstoffpositiven Proben (65 %) wies das LGL in der chemischen Nachuntersuchung Antibiotikarückstände nach. Diese Quote liegt im Bereich der Vorjahre (2022: 62 %, 2021: 69 %, 2020: 65%, 2019: 78 %). Bei elf der 26 rückstandshaltigen Proben lagen die Gehalte gesichert über den gesetzlich festgelegten Höchstmengen, da sie die Entscheidungsgrenze für ein positives Ergebnis, den CCα-Wert, erreichten bzw. überschritten (siehe Tabelle). In diesen Fällen wurden in den Betrieben arzneimittelrechtliche Kontrollen durch die zuständigen Überwachungsbehörden durchgeführt, um die Ursache der überhöhten Rückstandsbefunde an Antibiotika aufzuklären.
So stellte des LGL beispielsweise bei einer Schweineprobe einen beanstandungswürdigen Gehalt des Wirkstoffs Doxycyclin fest. Die Ermittlungen ergaben eine fehlerhafte Anwendung eines Tierarzneimittels. So wurde das Antibiotikum über das Futter und nicht über das Tränkwasser verabreicht, zudem erfolgte die Schlachtung vor Ablauf der vorgeschriebenen Wartezeit nach Absetzen des Antibiotikums.
In einem anderen Fall wies das LGL bei einer Rinderprobe Rückstände des antibiotischen Wirkstoffs Benzylpenicillin und des entzündungshemmenden Wirkstoffs Tolfenaminsäure über der jeweils geltenden Höchstmenge nach. Ursächlich für die überhöhten Rückstandsgehalte war auch hier eine Schlachtung vor Ablauf der vorgeschriebenen Wartezeit, da die Wartezeiten der Präparate vom Tierhalter verwechselt wurden. Auch wenn in beiden dargestellten Fällen für Verbraucher keine gesundheitliche Gefahr bestand, erstatteten die Vollzugsbehörden Strafanzeige.

Tabelle: Ergebnisse der Hemmstofftest-Nachuntersuchungen 2021 bis 2022.
Tierart Probenzahl davon Tiere mit Rückständen Muskel Niere
Gesamt ohne Rück-stände mit Rück-ständen < CCα* ≥ CCα* ≥ CCα* ≥ CCα*
Mastrind 2 0 2 1 1 1 1
Kuh 4 0 4 2 2 1 2
Färse 1 0 1 0 1 1 1
Kalb 4 1 3 1 2 0 2
Schwein 29 13 16 11 5 5 4
Summe 40 14 26 15 11 8 10
Anteil 100% 35% 65% 58% 42% 31% 38%
davon:
BU-Probe** 6 0 6 2 4 3 4
Hemmstoffplanprobe 34 14 20 13 7 5 6

* CCα: Entscheidungsgrenze für ein positives Ergebnis
** BU: Bakteriologische Untersuchung nach § 10 der AVV Lebensmittelhygiene

Bei der Untersuchung auf NSAID und Kortikosteroide wies das LGL in fünf Proben Rückstände von NSAID nach. Dabei stellten die Spezialisten des LGL zweimal Ketoprofen fest, in drei Proben lagen die Gehalte von Meloxicam, Tolfenaminsäure und Flunixin über den rechtlichen Höchstmengen. Hinsichtlich der Stoffgruppe der Kortikosteroide waren alle Proben unauffällig.

Verteilung der Rückstände auf die verschiedenen Antibiotikagruppen

Die Abbildung zeigt die Verteilung der nachgewiesenen Rückstände auf die verschiedenen Antibiotikagruppen zusammengefasst für die Jahre 2021 und 2022. Während bei Schweinen Tetrazykline die Gruppe der am häufigsten nachgewiesenen Rückstände darstellte, wurden beim Rind in 70 % aller rückstandshaltigen Proben β-Lactame gefunden. Macrolide wurden beim Schwein als zweithäufigste Antibiotikagruppe nachgewiesen, β-Lactame, Sulfonamide und Chinolone spielten hier eine untergeordnete Rolle. Beim Rind waren neben den β-Lactamen auch Tetracycline und Aminoglycoside mehrfach detektierbar, in einer Probe wurden Rückstände eines Macrolids gefunden.

In dem Balkendiagramm sind die nachgewiesenen Antibiotikarückstände bei Rind und Schwein den entsprechenden Stoffgruppen zugordnet und deren Rückstandshäufigkeit ist dargestellt. Aus der Gruppe der Tetrazykline wiesen drei Rinder- und acht Schweineproben Rückstände auf. ß-Lactame konnten in sieben Rinder- und zwei Schweineproben nachgewiesen werden. Macrolide ergaben bei einer Rinder- und drei Schweineproben positive Befunde, während Aminoglycoside in drei Schweine- und keiner Rinderprobe nachweisbar waren. Zwei Schweineproben enthielten Sulfonamide, in Rinderproben konnte diese Stoffgruppe nicht nachgewiesen werden. Chinolone waren bei Rinderproben nicht nachweisbar, eine Schweineprobe war hingegen positiv.Bild vergrössern

Abbildung: Antibiotikaverteilung bei Rind und Schwein in den Jahren 2021 und 2022.

Fazit

Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass sowohl die relative Anzahl an hemmstoffpositiven Proben, die Quote an rückstandshaltigen Proben in der chemischen Nachuntersuchung als auch die nachgewiesenen Stoffgruppen vergleichbar zu den Vorjahren sind. Es liegt nahe, dass sich durch den anhaltenden Kontrolldruck der vergangenen Jahre die Rückstandssituation bei Hemmstoffproben auf sehr niedrigem Niveau stabilisiert hat. Die Untersuchungen werden auch aufgrund der gesetzlichen Vorgaben weitergeführt.