Belastungssituation in Schulen nach Grundreinigung von Linoleum - Untersuchungsergebnisse 2018

Hintergrund

Der Mensch verbringt den größten Teil seiner Zeit in Innenräumen und ist dort einer Vielzahl von Fremdstoffen und Luftverunreinigungen ausgesetzt. Immer wieder wird über Geruchsprobleme und gesundheitliche Wirkungen berichtet, die mit der Behandlung und Reinigung von Bodenbelägen aus Linoleum in Zusammenhang gebracht werden. Dabei können Innenraumluftverunreinigungen unter anderem durch Inhaltsstoffe der Reinigungsmittel oder die natürlichen Ausgasungen des Linoleums verursacht werden.

Durchführung der Untersuchungen

Im Rahmen der Länderuntersuchungsprogramme (LUPE) hat das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gemeinsam mit dem Landeslabor Berlin-Brandenburg an 24 Schulen jeweils einen repräsentativen Klassenraum mit Linoleumboden ausgesucht, in dem Raumluftuntersuchungen unter Ausgleichsbedingungen und ohne die Anwesenheit von Schülerinnen und Schülern durchgeführt wurden. Die Zeitpunkte der Probenahmen lagen in der unterrichtsfreien Zeit jeweils vor (Ausgangszustand A) sowie ca. drei Tage (B) und ca. vier Wochen (C) nach einem Grundreinigungstermin. Zusätzlich zu den flüchtigen organischen Verbindungen und deren Summe (Total Volatile Organic Compounds, TVOC), den Klimadaten und dem Geruchseindruck wurden Daten zu den verwendeten Reinigungsprodukten, der Verfahrensweise sowie die Raumdaten und die Ausstattung der Räume während der Probenahme erfasst.

Stufen des TVOC-Konzeptes des Ausschuss für Innenraumrichtwerte (AIR)

Stufe 1 < 300 µg/m³,
hygienisch unbedenklich
Zielwert
Stufe 2 > 300 - 1000 µg/m³, hygienisch noch unbedenklich
erhöhter Lüftungsbedarf
Stufe 3 > 1000 - 3000 µg/m³ hygienisch auffällig
Stufe 4 > 3000 - 10.000 µg/m³ hygienisch bedenklich

 

Innenraumluftqualität nach Grundreinigung

Die am häufigsten gemessenen Aldehyde vor der Reinigung waren Hexanal, Octanal und Nonanal, mit bis zu 38, 45 und 67 μg/m³. Weitere Aldehyde konnten nur in geringeren Konzentrationen nachgewiesen werden. Weder nach drei Tagen noch nach vier Wochen ergaben sich wesentliche Veränderungen hinsichtlich systematisch niedrigerer oder höherer Gehalte der einzelnen Aldehyde oder deren Summenwerte. Vor der Grundreinigung wurde in sechs Schulen der Summenrichtwert des Ausschusses für Innenraumrichtwerte (AIR) für die Aldehyde (Butanal bis Undecanal) von 100 μg/m³ überschritten, drei Tage danach in vier Schulen und nach vier Wochen in fünf Schulen. Die Glykolether Diethylenglykolethylether, Ethylenglykolbutylether und Ethylenglykolphenylether waren mit Konzentrationen bis zu 4.500, 1.300 und 420 μg/m³ die auffälligsten Verbindungen aus der Gruppe der Glykolether. Auch hier kam es zu Richtwertüberschreitungen. Zur hygienischen Einschätzung der Raumluftqualität dient das TVOC-Konzept des Ausschusses für Innenraumrichtwerte (AIR). Die TVOC-Konzentrationen lagen ca. drei Tage nach der Reinigung bei zwei Drittel der Schulen im hygienisch auffälligen (Stufe 3) bis bedenklichen Bereich (Stufe 4), der in Räumen bei regelmäßiger Nutzung nur befristet akzeptabel ist. Summenkonzentrationen der flüchtigen organischen Verbindungen in der Innenraumluft der Klassenräume. Nach etwa vier Wochen waren die Konzentrationen bis auf wenige Ausnahmen wieder in den hygienisch unbedenklichen Bereich (Stufe 1 bis 2) abgesunken (siehe Abbildung).

Dargestellt sind die Summenkonzentrationen der flüchtigen organischen Verbindungen in der Innenraumluft der Klassenräume von 23 Schulen zu den unterschiedlichen Messzeitpunkten (A, B, C) sowie deren hygienische Bewertung nach den Stufen des Konzeptes des Ausschusses für Innenraumrichtwerte für die Summenkonzentrationen der flüchtigen organischen Verbindungen. Zu erkennen ist, dass in den meisten Fällen die Konzentrationen zum Zeitpunkt B im Vergleich zur Ausgangssituation deutlich ansteigen, um dann bis zum Zeitpunkt C wieder abzufallen.

Abb.: Summenkonzentrationen der flüchtigen organischen Verbindungen in der Innenraumluft der
Klassenräume

Fazit

Bei der Grundreinigung von Linoleumböden findet eine deutliche Innenraumluftkontamination in der zeitlichen Nähe zu dieser Maßnahme statt. Diese wird hauptsächlich durch die in den Reinigungsmitteln enthaltenen Glykolether, welche den Hauptanteil der TVOC-Konzentrationen bilden, kaum hingegen durch die Emission von Aldehyden, verursacht. Dabei kommt es zu vorübergehenden Richtwertüberschreitungen. Etwa vier Wochen nach einer erfolgten Grundreinigung erreichen die lufthygienischen Verhältnisse weitestgehend das Niveau des Ausgangszustandes. Es wird grundsätzlich empfohlen, in Klassenräumen gründlich und regelmäßig zu lüften. Nach Grundreinigungen ist besonders darauf zu achten, wenn möglich, eine Abklingphase von ca. einem Monat einzuhalten, um damit etwaige Geruchsbelastungen für die Raumnutzer so gering wie möglich zu halten. Es ist anzunehmen, dass dann bei guter Lüftung unter Nutzungsbedingungen während des alltäglichen Schulablaufes keine gesundheitlichen Beschwerden auftauchen.Die Abbildung zeigt den Gesamtgehalt an flüchtigen organischen Verbindungen (TVOC) in der Innenraumluft von 23 Schulen, vor (A), 3 Tage nach (B) und 4 Wochen nach (C) einer Grundreinigung. Eine der Schulen konnte aus analytischen Gründen bei dieser Auswertung nicht berücksichtigt werden.

 

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