Gesundheitsförderung in Bayerns Kurorten
Abstract
Anfang 2024 feierte die Vernetzungsstelle Bayerische Kurortforschung am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ihr einjähriges Jubiläum. Zu den Aufgaben der Vernetzungsstelle gehört, die Kurorte und Heilbäder gemeinsam mit Universitäten und Hochschulen in Bayern zu unterstützen, Angebote zur Gesundheitsförderung und -prävention für die Bevölkerung zu entwickeln und auf ihre Wirksamkeit zu prüfen. Aktuelle Projektschwerpunkte sind die Post-COVID-Versorgung, Frauengesundheit, Unterstützung pflegender Angehöriger sowie die betriebliche Gesundheitsförderung.
Hintergrund
Damit die Angebote perspektivisch auch Teil der Gesundheitsversorgung werden und so für die Bevölkerung verfügbar sind, vernetzt das LGL die zentralen Partner. Das sind neben den Kurorten und den wissenschaftlichen Einrichtungen zum Beispiel auch die Kranken- oder Rentenversicherungen, die politischen Gremien oder Verbände. So können sich Kurorte als Kompetenzzentren für Gesundheit und Prävention bei wichtigen Zukunftsthemen mit Angeboten einbringen und damit ihren Beitrag zur Gesundheitsversorgung leisten, dazu zählen z. B. Entlastungsangebote für pflegende Angehörige oder Gesundheitsförderung für Mitarbeitende in Kleinunternehmen.
Dies dient als Basis, damit sich Menschen fernab ihres fordernden Alltags gezielt um ihre Gesundheit kümmern bzw. ihre Krankheiten geheilt, Verschlimmerung verhütet oder Krankheitsbeschwerden gelindert werden können und sie anschließend neue gesundheitsförderliche Gewohnheiten in ihren Alltag mitnehmen können. Einen wichtigen Aspekt, um das Gelernte leichter in den Alltag zu übertragen oder die Angebote im Kurort zu unterstützen, nehmen dabei auch digitale Komponenten ein.
Erste Erfolge und Förderungen in den Kurorten
Die Vernetzungsstelle greift mit den folgenden Projekten aktuelle und zukünftig wichtige Gesundheitsthemen auf, bei denen Kurorte einen Beitrag zur Öffentlichen Gesundheit leisten können. Die Projekte werden wissenschaftlich begleitet, um die Wirksamkeit therapeutischer bzw. präventiver Verfahren zu prüfen. Im Rahmen von Machbarkeitsstudien wird zudem untersucht, wie wirksam die Angebote sind oder diese gegebenenfalls angepasst werden müssen. Ergänzend werden digitale Technologien während des Kurortaufenthalts und/oder zuhause genutzt.
Post-COVID-Syndrom
- Um Menschen mit Post-/Long-COVID zu unterstützen wurde im Rahmen eines Modellprojekts in Bad Aibling ein ambulantes Angebot entwickelt und mittels einer Studie die Reduktion der persistierenden Symptome nach COVID19-Infektion sowie die Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität evaluiert.
- In einem zweiten Projekt soll im Berchtesgadener Land bzw. in Füssen untersucht werden, welche Effekte einer Kneipp-Hydrotherapie bei Post-COVID Patienten in Bezug auf deren körperliche Belastbarkeit und Lebensqualität erreicht werden können.
Frauengesundheit
- Brustkrebs belastet nicht nur die betroffene Frau, sondern auch ihre Angehörigen. Mit dem Angebot „mammaLIFEfamily“ wird die gesamte Familie gezielt mit einer ganzheitlichen Kur- und Nachsorge in Bad Tölz unterstützt. Dabei werden auch die Bedarfe und Belastungen der Angehörigen einbezogen und unter anderem mit psychosozialen Elementen, der Bewegungstherapie, Achtsamkeit und Psychoedukation gearbeitet.
- Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Ängste, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, die schon mit Anfang 40 beginnen können, sind typische Wechseljahresbeschwerden. Die Vernetzungsstelle unterstützt dazu, basierend auf dem Kneippheilverfahren, die Entwicklung eines innovativen, ganzheitlichen Kompaktkurprogramms.
Pflegende Angehörige
Bereits heute werden in Deutschland über 80 % der Pflegebedürftigen zuhause, überwiegend von pflegenden Angehörigen, betreut. In den kommenden Jahren wird sich aufgrund der starken Jahrgänge von 1946 bis 1964 (Babyboomer) die Zahl der pflegebedürftigen Menschen deutlich erhöhen, während die Zahl der pflegenden Angehörigen zurückgehen wird.
Vor diesem Hintergrund ist die Entwicklung von Konzepten zur Prävention und Gesundheitsförderung für die Unterstützung und Entlastung von pflegenden Angehörigen zentral. Mit Hilfe der Vernetzungsstelle Bayerische Kurortforschung am LGL werden stationäre und ambulante Präventionsangebote für pflegende Angehörige in mehreren Bayerischen Kurorten, unter anderem in Bad Birnbach und Oberstdorf, geplant, gefördert und evaluiert.
Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)/Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)
Mehr als die Hälfte aller Beschäftigten in Deutschland arbeitet in kleinen und mittleren Unternehmen. Gerade kleine Betriebe, aber auch Selbständige benötigen für die Gesundheitsförderung mangels eigener Ressourcen betriebsübergreifende Strukturen. Kurorte können hierbei kompetente regionale Partner und betriebsübergreifende Netzwerke für wirksame BGF/BGM-Angebote sein.
- Mit der Förderung des BGF-Netzwerks Niederbayern und dem Aufbau eines BGF-Kompetenzzentrums unterstützen die Kurorte Bad Gögging, Bad Birnbach, Bad Füssing und Bad Griesbach die betriebliche Gesundheit im Unternehmen vor Ort, aber auch durch ein langfristig angelegtes Kurortprogramm bestehend aus einer Gesundheitswoche, gesunden Auszeiten und einem Auffrischungskurs.
- Ein weiteres Projekt unterstützt die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. In Bad Alexandersbad erhalten diese eine mehrtägige Intervention und einen Auffrischungskurs. Mit Hilfe einer entsprechend entwickelten App werden die Teilnehmer während des Angebots, aber auch langfristig danach begleitet.
Gesundes Älterwerden
In Zukunft können Kurorte die unterstützende Rolle als „Lebensstil-Coach“ für ein langes gesundes Leben einnehmen. Ziel in einem ersten Schritt ist es, für die Generation ab 60 Jahren ein entsprechendes Präventionsprogramm zur Erhaltung und Förderung der körperlichen, kognitiven, psychischen und sozialen Gesundheit zu entwickeln. Dazu ermöglicht die Kombination aus Präsenzphasen in den Kurorten und einer digitalen Begleitung das kontinuierliche Coaching der Teilnehmenden.


