Das Bayerische Krebsregister 2024 in Zahlen
Abstract
Das flächendeckende Bayerische Krebsregister existiert bereits seit 1998. Zunächst umfasste die flächendeckende Registrierung nur epidemiologische Daten. Seit 2017 zählen auch die klinischen Daten, z. B. zur Therapie und zum Krankheitsverlauf, dazu. Der Artikel gibt einen Überblick über die vielfältigen Aufgaben des flächendeckenden klinisch-epidemiologischen Krebsregisters in Bayern und beschreibt diese anhand aktueller Kennzahlen für das Jahr 2024.
Hintergrund
Seit 1998 werden in Bayern neu auftretende Krebserkrankungen registriert. Nach einer vierjährigen Startphase mit zunächst der Hälfte der Landkreise und kreisfreien Städte werden seit 2002 alle bösartigen Neubildungen und ihre Frühformen flächendeckend in ganz Bayern erfasst. 2015 wurde die Zentralstelle für Krebsfrüherkennung und Krebsregistrierung (ZKFR) zunächst in das Landesinstitut für Gesundheit am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) eingegliedert. Daraus wurde 2018 das Landesinstitut Bayerisches Krebsregister als eigene Abteilung gegründet. Gemäß dem Bayerischen Krebsregistergesetz (BayKRegG) ist das LGL damit betraut, das klinisch-epidemiologische Landesregister zu führen.
Meldeaufkommen
Insgesamt wurden im Zeitraum 1998 bis 2024 über 2 Millionen Tumorfälle registriert. Im Jahr 2024 erhielt das Bayerische Krebsregister 99.279 Diagnosemeldungen (siehe Tabelle). Alle Meldungen zusammen beliefen sich auf 570.600 Meldungen. Dazu zählen neben den Diagnosemeldungen auch Meldungen zur Therapie oder einer krebsbedingten Operation, zum Verlauf einer Krebserkrankung, zu Nachsorgeuntersuchungen oder auch Meldungen zum Tod einer an Krebs erkrankten Person. Diese Meldungen wurden von 1.145 meldenden Leistungserbringern, darunter Einrichtungen der stationären Krankenversorgung, ambulante Praxen oder medizinische Versorgungszentren mit haus- oder fachärztlicher Betreuung sowie Pathologien, an das Bayerische Krebsregister übermittelt. Alle Ärztinnen, Ärzte und medizinischen Einrichtungen, die einen Beitrag in der Diagnose, Therapie oder Nachsorge einer Tumorerkrankung erbracht haben, sind gesetzlich dazu verpflichtet, diesen zu melden. Patientinnen und Patienten haben jedoch das Recht, Widerspruch gegen die dauerhafte Speicherung ihrer Daten einzulegen. Im Jahr 2024 haben dies 31 Personen in Anspruch genommen.
| Meldeaufkommen | |
|---|---|
| Meldungen gesamt (Meldungen behandlungsortbezogen) | 570.698 |
| Verarbeitete Diagnosemeldungen | 99.279 |
| Verarbeitete Pathologiemeldungen | 137.747 |
| Therapiemeldungen | 251.013 |
| Verlaufs- und Abschlussmeldung | 82.659 |
| Meldende Leistungserbringer | 1.139 |
| Widersprüche seitens Patientinnen und Patienten zur Datenspeicherung | 31 |
| Qualitätskonferenzen und Rückmeldungen | |
| Regionale Qualitätskonferenzen | 14 |
| Landesweite Qualitätskonferenzen | 1 |
| Behandlungsbezogene Rückmeldungen an meldende Einrichtungen | 30.864 |
| Aggregierte Rückmeldeberichte | 160 |
| Auswertungen und Forschung | |
| Datenbereitstellungen für die Forschung | 9 |
| Eigene Forschungsprojekte | 16 |
| Publikationen (einschließlich Mitautorenschaften) | 15 |
| Anfragen zu Auswertungen oder Stellungnahmen | 25 |
| Öffentlichkeitsarbeit und Schulungen | |
| Newsletter mit insgesamt etwa 12.000 Exemplaren | 4 |
| Zugriffe auf die Internetseite | 96.531 |
| Meldeschulungen in Präsenz oder virtuell | 24 |
| Video-Tutorials | 15 |
Qualitätskonferenzen und Rückmeldungen an Leistungserbringer
Ärztinnen und Ärzte, welche in die Behandlung von Krebserkrankten eingebunden sind, können bei Bedarf auch behandlungsbezogene Daten zu ihren Patientinnen und Patienten beim Bayerischen Krebsregister anfordern. 2024 wurden so 30.864 Auskünfte erteilt, um damit die interdisziplinäre, direkt patientenbezogene Zusammenarbeit bei der Krebsbehandlung zu fördern. Zusätzlich zu diesen Rückmeldungen erhalten insbesondere meldende Einrichtungen mit einem hohen Meldungsaufkommen eine Zusammenstellung aller Behandlungsfälle ihrer Einrichtung.
Zur Qualitätssicherung der onkologischen Versorgung werden außerdem regionale sowie landesweite Qualitätskonferenzen durchgeführt. In 14 regionalen Qualitätskonferenzen wurden 2024 tumorspezifische Auswertungen präsentiert, die verschiedene Fragestellungen analysierten. Dies schließt standardisierte und spezifische Auswertungen nach Leistungserbringern, von Risikofaktoren, Krankheitsverläufen und regionale Analysen sowie ein Benchmarking von einzelnen Leistungserbringern ein. Neben der Qualitätssicherung und der Weiterentwicklung der onkologischen Versorgung in Bayern tragen die Qualitätskonferenzen zu einem kontinuierlichen Austausch bei.
Auswertungen und Forschung
Das Bayerische Krebsregister analysiert regelmäßig das Krebsgeschehen in Bayern und veröffentlicht relevante Ergebnisse, beispielsweise auch im Rahmen einer Internet-Datenbank. Neben dieser routinemäßigen Berichterstattung engagiert sich das Krebsregister in der Forschung, insbesondere durch Initiierung von und Beteiligung an Forschungsprojekten sowie durch die Bereitstellung von Daten für wissenschaftliche Studien. So war das Krebsregister im Jahr 2024 an 16 Forschungsprojekten beteiligt, hat Daten für neun externe Datennutzungsanträge zur Verfügung gestellt und war an insgesamt 15 Publikationen beteiligt.
Die Daten des Bayerischen Krebsregisters werden auch zur Beantwortung von externen Anfragen herangezogen. So gab es 2024 solche Anfragen beispielsweise seitens des Bayerischen Landtags, des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention, der Presse, einzelner Gemeinden und auch seitens einzelner Bürgerinnen und Bürger.
Evaluation der Krebsfrüherkennung
Des Weiteren wirkt das Bayerische Krebsregister regelmäßig an der bundesweiten Evaluation der organisierten Krebsfrüherkennung mit. Im Jahr 2024 wurden Daten zur Stadienverteilung und Sterblichkeit von 53.000 Brustkrebserkrankungen in Bayern der letzten 10 Jahre an die bundesweit tätige Kooperationsgemeinschaft Mammographie übermittelt. Parallel dazu wurden 3.539.197 pseudonymisierte Datensätze von 1.345.904 bayerischen Teilnehmerinnen am Mammographie-Screening der Jahre 2012 bis 2022 mit dem Gesamtdatenbestand des Krebsregisters abgeglichen, um mögliche Intervallkarzinome zu identifizieren. Intervallkarzinome sind Brustkrebsfälle, die nicht im Screening selbst entdeckt werden, sondern im Zeitraum zwischen zwei Screeninguntersuchungen diagnostiziert werden. Die Untersuchung solcher Fälle ist ein wichtiges Instrument der Qualitätssicherung des Screeningverfahrens.
Bei der Evaluation der Früherkennung für Darmkrebs und für Gebärmutterhalstumore findet der Abgleich nicht im Krebsregister selbst, sondern in einer vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beauftragten Auswertungsstelle statt. Hierzu wurden im Jahr 2024 pseudonymisierte Daten des Bayerischen Krebsregisters zu 16.418 Darmkrebsfällen und 10.729 Fällen von Gebärmutterhalskrebs der Jahre 2021 bis 2023 an die zuständige Stelle übermittelt. Diese Daten werden dort mit Daten der Krankenkassen und der Leistungserbringer, die die Früherkennungsuntersuchungen durchgeführt haben, zusammengeführt und ausgewertet.
Öffentlichkeitsarbeit und Schulungen
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Bayerischen Krebsregisters ist die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, die an Krebsforschung, Krebsinformation, Krebsberatung sowie Krebshilfe beteiligt sind, um gemeinsam möglichst viel für die Verbesserung der Versorgung in Bayern zu erreichen. Das Krebsregister war 2024 durch die Organisation eigener Veranstaltungen oder in enger Kooperation mit unseren Partnern bei Veranstaltungen vertreten, z. B. dem Deutschen Krebskongress im Februar 2024 in Berlin, der Aktion für Darmkrebsvorsorge im März 2024 am Münchner Stachus oder dem Krebsinformationstag im Oktober 2024 am Klinikum Großhadern in München.
Informationen zum Krebsregister und zur Krebsregistrierung oder zu aktuellen Themen und Veranstaltungen erhalten unsere meldenden Einrichtungen sowie weitere interessierte Berufsgruppen über den Internetauftritt und auch durch den vierteljährlichen Newsletter des Bayerischen Krebsregisters.
Zur Unterstützung meldender Einrichtungen bietet das Bayerische Krebsregister außerdem eine Meldebroschüre und Video-Tutorials mit den wichtigsten Informationen an und lädt regelmäßig zu unterschiedlichen Themenbereichen zu Meldeschulungen ein. Im Jahr 2024 wurden so insgesamt 24 Meldeschulungen, sowohl in Präsenz als auch virtuell, und 15 Video-Tutorials angeboten.
Fazit
Es braucht einen umfassenden Datenbestand, der es ermöglicht, die richtigen Ergebnisse und Schlüsse ziehen zu können und daraus den aktuellen Handlungsbedarf immer wieder neu anzupassen. Die flächendeckende Krebsregistrierung schafft eine Datengrundlage zu allen Ereignissen im Laufe einer Krebserkrankung, beginnend bei der Diagnose über die Behandlung und Nachsorge, aber auch Informationen bei Rezidiven, Komplikationen oder letztendlich leider auch den Todesfällen. Diese Daten führen zu neuen Erkenntnissen und leisten damit einen wichtigen Beitrag in der Sicherung und der Verbesserung der Qualität onkologischer Versorgung.


