Vergleich zwischen COVID-19-bedingten und anderen natürlichen Todesfällen während der ersten fünf Pandemiewellen

Signet Jahresbericht 2024

Abstract

In einer Zusammenarbeit des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mit dem Bayerischen Landesamt für Statistik (LfStat) wurden im Jahr 2024 Daten der amtlichen Todesursachenstatistik ausgewertet und untersucht, welche gesundheitlichen Faktoren in den ersten beiden Pandemiejahren in Bayern mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für ein Versterben an COVID-19, im Vergleich zum Versterben an anderen natürlichen Todesursachen, einhergingen.

Hintergrund

Ein höheres Alter stellt einen Risikofaktor für einen tödlichen Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion dar, möglicherweise bedingt durch Komorbiditäten (d. h. Vor- und Begleiterkrankungen), deren genaue Rolle in diesem Kontext jedoch noch nicht gut verstanden ist. Vor diesem Hintergrund wurden in Zusammenarbeit mit dem LfStat die Daten der amtlichen Todesursachenstatistik bis Juli 2022 ausgewertet. Hierbei wurden die Charakteristika und Komorbiditäten der in Bayern an COVID-19 Verstorbenen mit denen auf Grund anderer Ursachen Verstorbener verglichen. Die amtliche Todesursachenstatistik basiert auf den Todesbescheinigungen, die von Ärztinnen bzw. Ärzten bei der Leichenschau ausgefüllt werden.

Ergebnisse

In Bayern verstarben von März 2020 bis Juli 2022 offiziell insgesamt 24.479 Personen (6,5 % aller Sterbefälle) an COVID-19. Neben zunehmendem Alter und männlichem Geschlecht waren Vor- und Begleiterkrankungen wie Adipositas, degenerative Erkrankungen des Nervensystems, Demenz, Niereninsuffizienz, chronische Erkrankungen der unteren Atemwege und Diabetes mellitus signifikant mit COVID-19-bedingtem Versterben assoziiert (im Vergleich zum Versterben an anderen natürlichen Todesursachen). Ein besonderes Augenmerk lag auf der Betrachtung der ersten fünf aufgetretenen COVID-19-Wellen (siehe Abbildung). So verstarben während der Wellen drei und vier, d. h. zwischen Anfang März und Mitte Juni 2021 bzw. zwischen Anfang August und Ende Dezember 2021, vergleichsweise häufig auch jüngere Personen unter 65 bzw. unter 75 Jahren. Demenz war hauptsächlich in der ersten und zweiten Welle, Adipositas besonders stark während der vierten Welle mit erhöhter COVID-19-Sterblichkeit assoziiert.

Die ersten beiden Wellen waren vom Wildtyp des SARS-CoV-2-Virus geprägt, die dritte, vierte und fünfte Welle von der Alpha-, Delta-, bzw. Omikron-Virusvariante. In allen 5 Wellen zeigte sich eine erhöhte Sterblichkeit, sowohl COVID-19-bedingt als auch insgesamt, am stärksten ausgeprägt während der zweiten Welle.

Abbildung: Absolute Sterbefallzahlen (mit natürlicher oder nichtnatürlicher Todesursache; orange) und Sterbefallzahlen der an COVID-19 Verstorbenen (blau) für Januar 2020 bis Juli 2022 in Bayern (in Tausend). Die Definition der einzelnen Krankheitswellen erfolgte gemäß der retrospektiven Einteilung des Robert Koch-Instituts.

Weitere Ergebnisse finden sich in der Veröffentlichung:
Buschner A, Katz K, Beyerlein A. Comparison of fatalities due to COVID-19 and other nonexternal causes during the first five pandemic waves: Results from multiple cause of death statistics in Bavaria. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2024;67(8):939-946. doi: 10.1007/s00103-024-03914-5.

Fazit

In den Daten der amtlichen Todesursachenstatistik zeigte sich, dass verschiedene Vor- und Begleiterkrankungen unterschiedlich stark mit COVID-19-Sterblichkeit zusammenhängen. Die Stärke dieser Assoziationen variierte zudem im Pandemieverlauf, was möglicherweise durch die jeweils zirkulierenden Virusvarianten, sich verändernden Immunisierungsgrade und die zum jeweiligen Zeitpunkt geltenden Schutzmaßnahmen bedingt gewesen sein könnte.

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