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Pyrrolizidinalkaloide in Arzneitees
Abstract
Die Arzneimitteluntersuchungsstelle Bayern am LGL untersuchte 2024 in einem Schwerpunktprojekt die Kontamination von Arzneitees mit Pyrrolizidinalkaloiden. Zur Untersuchung auf der Grundlage des Europäischen Arzneibuchs wurden verschiedene Arzneitees beprobt und hinsichtlich ihres Gesamtgehalts an Pyrrolizidinalkaloiden, bezogen auf die maximale Tagesdosis, beurteilt. Im Vergleich zu den Untersuchungsergebnissen 2017 zeigte sich ein Trend hin zu geringerer Kontamination.
Hintergrund
Pyrrolizidinalkaloide sind natürliche Pflanzenstoffe, die von verschiedenen Pflanzenarten produziert werden, um sich selbst vor Fressfeinden zu schützen. Diese Alkaloide kommen in über 6.000 Pflanzenarten vor, insbesondere in den Familien der Asteraceae (Korbblütler), Boraginaceae (Borretschgewächse) und Fabaceae (Schmetterlingsblütler). Bei der Ernte von Arzneipflanzen besteht die Gefahr, dass Pflanzen dieser Familien als Beikräuter erfasst und so Pyrrolizidinalkaloide in pflanzliche Arzneimittel eingebracht werden. Pyrrolizidinalkaloide sind für den Menschen gesundheitlich bedenklich, da sie in hohen Dosen zu akuten Leberschäden führen können und zumindest einige Vertreter dieser Stoffgruppe im Tierversuch als genotoxische Kanzerogene eingestuft wurden [1,2].
Bereits in einem früheren Schwerpunkt im Jahr 2017 analysierte die Arzneimitteluntersuchungsstelle Bayern am LGL verschiedene Arzneitees auf Pyrrolizidinalkaloide. Zur Erhebung der aktuellen Situation wurde 2024 eine vergleichbare Untersuchungsreihe durchgeführt. Das Probenspektrum umfasste verschiedene Indikationsgebiete, wie zum Beispiel Magen-Darm Tees, Husten- und Bronchial Tees, Beruhigungs-Tees, aber auch Einzelkräuter, wie Löwenzahn, Brennnessel, Johanniskraut oder Kamillenblüten. Die Probenmatrix bestand aus geschnittenen oder zerkleinerten Bestandteilen bei Einzelkräutern oder aber auch aus Mischungen in Filterbeuteln.
Die Untersuchungen wurden am LGL mit einer hauseigenen Methode mittels LC-MS/MS (Flüssigchromatographie mit gekoppelter Massenspektroskopie) durchgeführt. Diese Methode deckt die 28 Pyrrolizidinalkaloide der Monographie des Europäischen Arzneibuchs ab (Ph.Eur. 2.8.26). Zusätzlich wurden aber auch Isomere bestimmter Pyrrolizidinalkaloide aus dieser Monographie gesondert erfasst, denen in der Vergangenheit bereits eine höhere Bedeutung zugewiesen wurde. Die Beurteilung der Untersuchungsergebnisse erfolgte gemäß:
- Bekanntmachung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zur Prüfung des Gehalts an Pyrrolizidinalkaloiden zur Sicherstellung der Qualität und Unbedenklichkeit von Arzneimitteln, die pflanzliche Stoffe bzw. pflanzliche Zubereitungen oder homöopathische Zubereitungen aus pflanzlichen Ausgangsstoffen als Wirkstoffe enthalten [3]
bzw. - Public Statement der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) [4]
Beide Vorgaben enthalten einen Grenzwert von maximal 1 Mikrogramm Gesamtalkaloide pro Tag. Für vulnerable Personengruppen, wie Kinder und Schwangere, ist dieser Wert noch niedriger anzusetzen. Grundsätzlich gelten für Arzneitees jedoch gesonderte Dosierungsanleitungen, die gerade diese Personengruppen von einer Anwendung häufig ausschließen.
Ergebnisse
In insgesamt 38 untersuchten Arzneitees konnten in lediglich drei Proben Pyrrolizidinalkaloide festgestellt werden. Ein Pfefferminz Tee wies einen Gesamtalkaloidgehalt von maximal 0,26 Mikrogramm/Tag auf, sodass der Grenzwert nicht überschritten wurde. Ein höherer Gehalt fand sich in einem Johanniskraut Tee, der mit 2,4 Mikrogramm Gesamtalkaloiden pro maximaler Tagesdosis beanstandet wurde. Der höchste Wert wurde in einem Brennnessel Tee gemessen, der einen Gesamtalkaloidgehalt von bis zu 14,7 Mikrogramm bezogen auf die maximale Tagesdosis enthielt. Sowohl der Johanniskraut- als auch der Brennnessel-Tee wurden von der zuständigen Arzneimittelüberwachungsbehörde zurückgerufen.
Fazit
Insgesamt zeigte die Analyse ein positives Ergebnis. Wurden im Jahr 2017 von 13 untersuchten Arzneitees noch drei wegen Überschreitung des Grenzwerts beanstandet, so waren es in diesem Jahr von 38 untersuchten Arzneitees nur noch zwei. Auch die gefundenen Höchstgehalte zeigten sich rückläufig von maximal 42,6 Mikrogramm pro maximaler Tagesdosis 2017 auf 14,7 Mikrogramm 2024. Die Ursachen für diesen Rückgang liegen in den getroffenen Maßnahmen zur Minimierung von Pyrrolizidinalkaloiden in Arzneitees begründet. Die wichtigsten Ansätze sind eine Gute Landwirtschaftliche Praxis, eine Gute Erntepraxis sowie eine sorgfältigere Verarbeitung der Teekräuter durch Sieben oder Sortieren. Auch die analytischen Maßnahmen, die von Herstellern von Arzneitees in den vergangenen Jahren zunehmend umgesetzt wurden, tragen dazu bei, das Risiko für Patienten und Verbraucher zu minimieren.
Zur Überprüfung der Qualität von Arzneitees wird das LGL auch zukünftig Untersuchungen auf Pyrrolizidinalkaloide durchführen.
Literatur
- [1] Stegelmeier BL, Colegate SM, Brown AW. Dehydropyrrolizidine Alkaloid Toxicity, Cytotoxicity, and Carcinogenicity. Toxins 2016, in press, doi 10.3390/toxins8120356
- [2] Yan J, Xia Q, Chou MW, Fu PP. Metabolic activation of retronecine and retronecine N-oxid-formation of DHP-derived DNA adducts. Toxicology and Industrial Health 2008, 24:181-188
- [3] Stellungnahme des BfR zur Pyrrolizidinalkaloiden in Tees und Kräutertees (https://www.bfr.bund.de/cm/343/pyrrolizidinalkaloide-in-kraeutertees-und-tees.pdf?citationMarker=43dcd9a7-70db-4a1f-b0ae-981daa162054).
- [4] Public Statement der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA)


