Klauengesundheit bayerischer Milchkühe

Signet Jahresbericht 2024

Abstract

Lahmheiten bei Milchkühen sind im Großteil der Fälle auf Klauenerkrankungen zurückzuführen und bedeuten für die erkrankten Kühe meist erhebliche Schmerzen. Maßnahmen zur Verbesserung der Klauengesundheit bayerischer Milchkühe können daher maßgeblich zu mehr Tierwohl beitragen und zudem dabei helfen, hohe wirtschaftliche Verluste für milchviehhaltende Betriebe zu reduzieren. Eine fachgerechte Klauenpflege in ausreichenden Zeitabständen ist entscheidend für die Prävention von Klauenerkrankungen. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) setzte sich durch die Entwicklung von Lösungsansätzen und die Organisation von Weiterbildungsangeboten in Kooperation mit anderen Institutionen 2024 für eine Verbesserung der Klauengesundheit bayerischer Milchkühe ein.

Hintergrund

Klauenerkrankungen stellen neben Fruchtbarkeitsstörungen und Eutererkrankungen die häufigste Ursache für frühzeitige Abgänge bayerischer Milchkühe vom Betrieb dar (Weiler, 2014; LfL, 2021). Sie sind für die Milchviehhalter mit hohen wirtschaftlichen Einbußen, für die betroffenen Kühe mit meist erheblichen Schmerzen verbunden. Bleibt eine zeit- und sachgerechte Behandlung betroffener Kühe aus, bedeutet dies einen tierschutzrechtlichen Verstoß. Neben der umgehenden Therapie bestehender Klauenerkrankungen ist deren Vorbeugung von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, das derzeit hohe Lahmheitsvorkommen (PraeRi, 2020) in bayerischen Milchviehherden zu senken. Hierzu bedarf es insbesondere einer regelmäßigen, korrekt durchgeführten Klauenpflege in geeigneten Zeitabständen, da die Klauen der Milchkühe tagtäglich erheblichen Belastungen standhalten müssen.

Entwicklung

Lahmheitserkennung und -behandlung

Um die Situation für die Tiere zu verbessern, müssen alle Personengruppen, die auf landwirtschaftlichen Betrieben tätig werden, in der frühzeitigen Erkennung von Lahmheiten intensiv geschult sein. Insbesondere muss ein Bewusstsein dafür entstehen, dass schon beim Auftreten erster Lahmheitsanzeichen der Lahmheitsursache auf den Grund zu gehen ist und betroffene Kühe einer sofortigen und konsequenten Behandlung bedürfen. Andernfalls verschlimmert sich die Lahmheit in aller Regel. Die Tiere sind über einen längeren Zeitraum erheblichen Schmerzen und Leiden ausgesetzt.

Bedeutung der Klauenpflege

Eine der wichtigsten Maßnahmen, Klauenerkrankungen und damit einhergehenden Lahmheiten vorzubeugen, stellt eine funktionelle Klauenpflege in geeigneten Zeitabständen dar. Der Bedarf an qualifizierten Klauenpflegern übersteigt jedoch zunehmend deren Verfügbarkeit. Mehr als 40% der Milchvieh-Betriebe in Bayern1 führen die Klauenpflege bei ihren Kühen selbst durch (PraeRi, 2020). Diese erfolgt jedoch vielfach zu selten, nicht nach Bedarf (PraeRi, 2020) und teilweise auch nicht sachgerecht. Außerdem zeigte eine Studie aus dem Jahr 2014, dass bei mehr als der Hälfte aller untersuchten Kühe an zwei bayerischen Schlachthöfen zum Zeitpunkt ihrer Schlachtung ein vernachlässigter Klauenpflegezustand vorlag (Weiler, 2014).

Dringend notwendige Maßnahmen zur Verbesserung des Klauenpflegestatus bayerischer Milchkühe müssen Folgendes umfassen:

  • Bewusstseinsschärfung aller Berufsgruppen, die mit Rindern zu tun haben, für die Schmerzhaftigkeit von Klauenerkrankungen und damit für die Bedeutung einer regelmäßigen, sachkundigen Klauenpflege,
  • Intensivierung der Ausbildung von Landwirtinnen/Landwirten und Tierärztinnen/Tierärzten auf dem Gebiet der Klauengesundheit,
  • Ausweitung niedrigschwelliger Fortbildungsangebote,
  • Förderung der Ausbildung zum geprüften Klauenpfleger

Maßnahmen

Auf Anregung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) und unter der Leitung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) befasst sich seit Juli 2023 unter Beteiligung des LGL ein Runder Tisch aus Vertretern unterschiedlicher Institutionen mit der Problematik und erarbeitet Lösungsansätze zur Verbesserung der Klauengesundheit bayerischer Milchkühe.

Im Oktober 2024 starteten unter dem Titel „Frauen an die Rinderklauen“ erstmalig Klauenpflegekurse von Frauen für Frauen. Die Initiative stellt ein Kooperationsprojekt des Bildungswerks des Bayerischen Bauernverbands im Bezirk Oberbayern, des StMUV sowie des LGL dar. In diesen Kursen werden Tierhalterinnen das nötige Basiswissen sowie Grundfertigkeiten vermittelt, um Klauenpflege und einfache Therapiemaßnahmen an der Rinderklaue korrekt und sicher selbst durchführen zu können. Das StMUV unterstützt die ersten Kurse auch finanziell. Das Angebot von bislang drei Kursen wurde sehr gut angenommen.

Ausblick

Um die Weiterbildung von Amtstierärztinnen und Amtstierärzten auf dem Gebiet der Klauengesundheit zu fördern, werden das LGL und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) im Sommer 2025 gemeinsam einen Klauen-Workshop für Amtstierärztinnen und Amtstierärzte anbieten, der durch das Netzwerk Fokus Tierwohl gefördert wird. Dieser dient der Vermittlung von weitergehendem Wissen im Bereich Klauengesundheit, welches eine fundierte Einschätzung vorgefundener Verhältnisse bei Tierschutzkontrollen erleichtert.

Fazit

Die Erfahrung auf Betriebsebene zeigt, dass die konsequente Umsetzung geeigneter Maßnahmen, insbesondere die Durchführung einer sachgerechten Klauenpflege in geeigneten Zeitintervallen maßgeblich zur Verbesserung der Klauengesundheit von Milchviehherden beitragen kann. Ziel muss es sein, eine solche Entwicklung durch geeignete Strategien flächendeckend zu erreichen und so das Tierwohl bayerischer Milchkühe zu verbessern. Das LGL wird sich hier auch weiterhin engagieren.

Literatur

  • Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) (2021): Jahresbericht 2020 – Untersuchungen zur Verteilung und Erblichkeit der Abgangsursachen bei Kühen der Rassen Braunvieh und Fleckvieh in Bayern. S.19-21. Institut für Tierzucht, Freising-Weihenstephan. (https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/itz/dateien/itz_jahresbericht2020.pdf, 03.02.2025).
  • PraeRi (2020): Tiergesundheit, Hygiene und Biosicherheit in deutschen Milchkuhbetrieben – eine Prävalenzstudie (PraeRi). Abschlussbericht, 30.06.2020 (https://ibei.tiho-hannover.de/praeri/pages/69#_AB)
  • Weiler, Sebastian (2014): Untersuchungen zur Klauengesundheit bayerischer Milchkühe zum Zeitpunkt der Schlachtung. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät.

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