Tollwutnachweis bei einer Fransenfledermaus in Bayern

Signet Jahresbericht 2024

Abstract

Im August 2024 wurde bei einer Fransenfledermaus (Myotis nattereri) das Bokeloh Bat Lyssavirus (BBLV) nachgewiesen. Neben diesem Fallbericht werden die Ergebnisse aus dem Tollwutmonitoring bei Fledermäusen in Bayern seit 2012 dargestellt.

Hintergrund

Die klassische Tollwut, verursacht durch das Rabies Virus (RABV) (Spezies: Lyssavirus rabies) ist weltweit verbreitet und eine der am längsten bekannten und meist gefürchteten Zoonosen. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sterben weltweit jährlich rund 60.000 Menschen an den Folgen einer Tollwutinfektion, überwiegend ausgelöst durch RABV-infizierte Hunde. Deutschland gilt nach den Kriterien der Weltorganisation für Tiergesundheit seit 2008 als anerkannt frei von klassischer Tollwut (terrestrische Tollwut). Als Hauptrisikofaktor für die Wiedereinschleppung der terrestrischen Tollwut gilt derzeit der illegale Import von Haustieren (Hunden, Katzen) aus betroffenen Regionen.

Selten kommt die Fledermaustollwut in Deutschland vor, da sie durch die Verbreitung und Lebensweise ihrer Wirte nicht eliminiert werden kann. Bislang wurden deutschlandweit das European Bat Lyssavirus 1 (EBLV-1) (Lyssavirus hamburg), das European bat lyssavirus 2 (EBLV-2) (Lyssavirus helsinki) sowie das Bokeloh Bat Lyssavirus (BBLV) (Lyssavirus bokeloh) nachgewiesen.

Ergebnisse

Das LGL untersucht regelmäßig einheimische Fledermausspezies auf das Vorliegen einer Lyssavirus-Infektion. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 471 Fledermäuse aus Bayern untersucht. Zuletzt wurde bei einer Fransenfledermaus (Myotis nattereri) in Oberfranken BBLV nachgewiesen. Die Fledermaus wurde am 25.07.2024 aufgefunden und an eine Pflegestelle übergeben. Wenige Tage später starb das Tier in der Pflegestelle. In den Gehirnproben wurde lyssavirales Antigen mittels Immunfluoreszenztest nachgewiesen. Darüber hinaus ergab die Untersuchung mittels real-time PCR BBLV-Genom in einer sehr hohen Genomlast.

Grafische Darstellung der real-time PCR-Daten zum Nachweis von BBLV-Genom in der Probe der Fransenfledermaus

Abbildung 1: Grafische Darstellung der real-time PCR-Daten zum Nachweis von BBLV-Genom in der Probe der Fransenfledermaus (F2460)

Seit Beginn des intensivierten Fledermaustollwut-Monitorings im Jahr 2012 wurden insgesamt knapp 2.000 Fledermäuse einheimischer Spezies untersucht. Im Rahmen dieser Untersuchungen wies das LGL in acht Fällen eine Infektion mit Fledermaus-Lyssaviren in bekannten Wirtspezies (Breitflügel-, Wasser- und Fransenfledermaus) nach. EBLV-1 wurde aus einer in Unterfranken gefundenen Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) isoliert, EBLV-2 aus zwei aus Oberbayern stammenden Wasserfledermäusen (Myotis daubentonii) und BBLV aus fünf Fransenfledermäusen (Myotis nattereri) aus Ober- und Unterfranken. Die infizierten Tiere hatten in den meisten Fällen Symptome einer Infektion des Zentralen Nervensystems wie auffälliges Beißverhalten, Aggression, Zittern der Flügel, unkoordinierte Bewegungen und Hydrophobie gezeigt, bevor sie verendeten bzw. euthanasiert werden mussten.

Verteilung der Lyssavirusnachweise bei Fledermäusen in Deutschland von 2012 bis 2024

Abbildung 2: Verteilung der Lyssavirusnachweise bei Fledermäusen in Deutschland von 2012 bis 2024

In den Fällen, in denen eine humane Exposition vorlag, wurden die betroffenen Personen von den Gesundheitsämtern/Arztpraxen beraten und erhielten entsprechend der RKI-Empfehlungen eine postexpositionelle Tollwut-Immunprophylaxe (Tollwut-PEP) und erkrankten nicht.

Fazit und Maßnahmen

Das sporadische Vorkommen der Fledermaus-Tollwut in Bayern wurde auch im Jahr 2024 bestätigt und unterstreicht die Relevanz eines passiven Tollwutmonitorings. Daher wird für exponierte Personen wie Fledermausschützer, Wildbiologen und Wildtierpfleger und für Tiere mit direktem Kontakt zu Fledermäusen eine Tollwut-Impfung empfohlen. Zudem sollten Tiere nicht ohne Schutz berührt werden.

Mehr zu diesem Thema

Allgemeine Informationen zum Thema

Jahresbericht 2024