Pressemitteilung

14.12.2006
Nr. 46/06

Grundwasser- und Trinkwasserbeschaffenheit

Bayerns Vorsorge-Messprogramm weist bisher nicht analysierbares Abbauprodukt von Pflanzenschutzmittel nach - Bund soll Zulassung überprüfen


(Augsburg/Erlangen) Im Rahmen eines landesweiten Vorsorge-Messprogramms auf bisher nicht analysierbare Pflanzenschutzmittel-Rückstände im Grundwasser konnte erstmals ein Abbauprodukt des seit 40 Jahren zugelassenen Pflanzenschutzwirkstoffs Chloridazon nachgewiesen werden. Obwohl das gefundene Abbauprodukt nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung in den gefundenen Konzentrationen gesundheitlich absolut unbedenklich ist, sollte Chloridazon aus bayerischer Sicht aus Vorsorgegründen so wenig wie möglich und zumindest in Wasserschutzgebieten gar nicht mehr verwendet werden. Das teilten die beiden Präsidenten der Landesämter für Umwelt (LfU), Prof. Albert Göttle, und für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Prof. Volker Hingst, mit. Das LfU hat sich deshalb an das für die Zulassung zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gewandt, um eine Bewertung chloridazonhaltiger Pflanzenschutzmittelrückstände im Grundwasser zu erhalten. Gleichzeitig haben sie das Umweltbundesamt aufgefordert, eine abschließende Einstufung des Abbauprodukts im Sinne der Trinkwasserverordnung durchzuführen. Bayern fordert eine klare und abgestimmte Vorgehensweise, um den Schutz der Grundwasservorkommen weiter zu intensivieren. Bayern bezieht rund 95 Prozent des Trinkwassers aus Grundwasser, davon zwei Drittel naturrein ohne technische Aufbereitung.

Mit einem hochempfindlichen, neuartigen Analyseverfahren konnte das Abbauprodukt Desphenyl-Chloridazon im Grundwasser festgestellt werden, insbesondere unter den Rübenanbaugebieten des niederbayerischen Gäubodens und der unterfränkischen Gäuplatten. Im Rahmen der Untersuchungsprogramme wurden zunächst Grundwassermessstellen, Brunnen und Quellen in Bayern auf Chloridazon und dessen Abbauprodukt Desphenyl-Chloridazon untersucht; die Trinkwasseruntersuchungen laufen noch. In rund der Hälfte der bislang 90 Messungen konnte das Abbauprodukt nachgewiesen werden. Nach bisher vorliegenden Ergebnissen wurden Werte bis zu 9,5 Mikrogramm Desphenyl-Chloridazon pro Liter gemessen. Chloridazon selbst lag dagegen bei allen Messungen unterhalb der Bestimmungsgrenze. Messungen in Baden-Württemberg erbrachten Ergebnisse in vergleichbarer Größenordnung.

Der herbizide Wirkstoff Chloridazon wird seit vierzig Jahren zur Unkrautbekämpfung im Rüben- und Gemüseanbau eingesetzt. Die Zulassung chloridazonhaltiger Pflanzenschutzmittel wurde vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im letzten Jahr verlängert. Das jetzt erstmals im Grundwasser nachgewiesene Abbauprodukt ist für Mensch und Tier ohne Wirkung.