Pressemitteilung

03.02.2025
Nr. 05/2025

Gesundheit - Bayerisches Krebsregister

LGL-Auswertung zu Brustkrebs: Sterberisiko bei Diagnose für Männer höher als für Frauen

Brustkrebs kommt bei Männern nur sehr selten vor. Im Vergleich zu Frauen haben Männer im Falle einer Erkrankung aber deutlich schlechtere Überlebenschancen, wie Auswertungen des Bayerischen Krebsregisters am LGL ergaben. Eine Rolle dabei könnten der Lebensstil und biologische Faktoren spielen. Beide Geschlechter sollten auf entsprechende Frühsymptome achten.

Brustkrebs ist bei Frauen der häufigste bösartige Tumor, Männer erkranken daran jedoch nur sehr selten. Bislang liegen auch nur wenige Erkenntnisse über Brustkrebs bei Männern vor. Vor diesem Hintergrund wertete das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) Daten zur Diagnostik, Therapie und zum Sterberisiko bei Brustkrebs von Männern im Vergleich zu Frauen aus. Es zeigte sich, dass die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate für Frauen bei 80,4 % und für Männer bei 69,6 % liegt und das Sterberisiko bei Männern mit Brustkrebs um 76 % höher als bei Frauen mit Brustkrebs ausfällt.

„Was wir zugleich sehen ist, dass eine nach aktuellem medizinischen Standard erfolgte Brustkrebstherapie, sofern sie konsequent durchgeführt wurde, bei Männern einen ähnlich positiven Effekt auf das Überleben hat wie bei Frauen“, kommentiert Prof. Dr. Christian Weidner, Präsident des LGL, und ergänzt: „Wie auch Frauen sollten Männer daher auf entsprechende Frühsymptome achten bzw. diese ernst nehmen, z. B. Knoten und Entzündungen im Brustbereich, Flüssigkeitsabsonderungen aus der Brustwarze und Veränderung der Brusthaut oder eine Einziehung der Brustwarze. Hausärztinnen und Hausärzte wiederum sollten möglichen Anzeichen auf eine Brustkrebserkrankung bei Männern mit der gleichen Sensibilität wie bei Frauen nachgehen und im Erkrankungsfall die Empfehlungen der Leitlinien für Brustkrebs bei Frauen auch bei der Therapie von Männern konsequent befolgen.“

Bei der Studie analysierten Expertinnen und Experten des Bayerischen Krebsregisters am LGL gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft deutscher Tumorzentren und Klinikern Krebsregisterdaten von rund 2.500 Männern und rund 307.600 Frauen, deren Krebsdiagnose im Zeitraum zwischen dem 01.01.2000 und dem 31.12.2018 lag. Sie verglichen dabei die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate, die Rückfallrate (Rezidiv) und das rezidivfreie 5-Jahres-Überleben.  

Die Auswertung ergab, dass Faktoren, welche die Prognose der Erkrankung beeinflussen, bei Männern zum Zeitpunkt der Diagnose ungünstiger ausfielen als bei Frauen, zum Beispiel ein weiter fortgeschrittenes Tumorstadium. Auch zeigte sich, dass Männer zum Zeitpunkt der Diagnosestellung älter waren als Frauen. Gleichzeitig sind die Behandlungsraten von Therapien, allen voran der Chemotherapie, bei Männern um 10 Prozent bis 24 Prozent niedriger als bei Frauen. Selbst wenn diese Aspekte rechnerisch berücksichtigt werden, bleibt jedoch das Sterberisiko bei Männern mit Brustkrebs höher als bei Frauen mit Brustkrebs. Lebensstil, biologische und genetische Faktoren sowie eine möglicherweise geringere Befolgung von Therapieempfehlungen und eine höhere Ko-Morbidität könnten das auch dann noch erhöhte Sterberisiko erklären.

„Glücklicherweise gehen in Bayern die Sterberaten bei Brustkrebs insgesamt seit Jahren zurück. Dennoch müssten auch gegen diese Erkrankung weitere Anstrengungen erfolgen. Auf wissenschaftlicher Ebene sollten zum Beipsiel zukünftige Studien daher auch Lebensstilfaktoren und Patienteneinstellungen mit einbeziehen, um am Ende auch bessere Heilungschancen für männliche Patienten zu erreichen“, resümiert Weidner.

Brustkrebs - Hintergrundinformationen

Laut Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) erkrankten 2020 in Deutschland 70.550 Frauen und 740 Männer an Brustkrebs. Dabei haben Frauen ein Risiko von 13,2 %, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken, bei Männern liegt die Wahrscheinlichkeit bei 0,1 %. Der Anteil der Männer an den Brustkrebs-Neuerkrankungen liegt Studien zufolge zwischen 0,6 und 1,0 %. Als gesicherter Risikofaktor für Männer und Frauen gilt eine positive Familienanamnese bei Verwandten ersten Grades, sowie das Vorkommen von BRCA1- oder BRCA2-Mutationen (BReast CAncer Brustkrebsgene 1 und 2).

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen stehen erhöhte Östrogen-Spiegel mit einer Risikosteigerung in Zusammenhang. Zudem wurde herausgefunden, dass Beeinträchtigungen der Hodenfunktion mit einer Risikoerhöhung einhergehen, weitere mögliche Risikofaktoren sind Gynäkomastie (vergrößerte Brustdrüsen bei Männern), körperliche Inaktivität und vermehrte Strahlenexposition.

Frauen zwischen 50 und 75 Jahren haben alle zwei Jahre Anspruch auf eine Screening-Mammographie. Einen Erfolg des Screening-Angebots belegen auch die sinkenden Brustkrebs-Fallzahlen in Bayern in der höheren Altersgruppe. Dennoch könnte der Trend bei den sinkenden Brustkrebs-Fallzahlen insgesamt noch deutlich positiver ausfallen. Denn bisher nimmt nur rund die Hälfte der anspruchsberechtigten Frauen die Früherkennung wahr.

Weiterführende Informationen finden sich im LGL-Jahresberichtsartikel „Brustkrebs bei Männern im Vergleich zu Brustkrebs bei Frauen“.


Über das LGL
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist die zentrale Fachbehörde des Freistaats Bayern für Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Veterinärwesen und Arbeitsschutz/Produktsicherheit. Als interdisziplinäre, wissenschaftliche Fachbehörde verfolgt das LGL in seinem Handeln stets den „One-Health-Ansatz“ – denn nur gesunde Tiere liefern gesunde Lebensmittel, und nur eine gesunde Umwelt ermöglicht körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen.
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Über das Bayerische Krebsregister
Seit 1998 registriert das Bayerische Krebsregister neu auftretende Krebserkrankungen. Das am 01.04.2017 in Kraft getretene neue Krebsregistergesetz (BayKRegG) setzt das vom Bundesgesetzgeber erlassene Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz (KFRG) in Landesrecht um. Gemäß dem BayKRegG ist das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) damit betraut, das klinisch-epidemiologische Landesregister zu führen. Zu den Aufgaben des Krebsregisters am LGL gehört die Untersuchung der regionalen Verteilung und zeitlichen Trends der Krebserkrankungen. Damit liefert das Bayerische Krebsregister wichtige epidemiologische Daten für die Erforschung der Ursachen von Krebserkrankungen und unterstützt die Bewertung präventiver und kurativer Maßnahmen. Die Daten bilden auch die Grundlage für die Gesundheitsplanung und die Versorgungsforschung. Mit den Zahlen zur aktuellen Situation können künftige Entwicklungen eingeschätzt werden. Die Auswertung der Therapieverläufe trägt wesentlich zur Qualitätssicherung in der Versorgung bei.