Pressemitteilung

02.10.2023
Nr. 39/2023

Tiergesundheit

Der beste Schutz für Igel in Herbst und Winter

Zum Welttierschutztag am 4. Oktober: 7 Tipps, wie man Igel einfach und richtig schützt, kranke und verletzte Tiere erkennt und diesen im Notfall wirklich hilft.

Im Herbst laufen sie einem wieder über den Weg: Igel. Da es früher dunkel wird und die Tiere dämmerungs- und nachtaktiv sind, begegnet man ihnen viel häufiger als im Sommer. Doch welcher Igel braucht vielleicht Hilfe, und wann schadet die menschliche Anteilnahme sogar? Und an wen wende ich mich, wenn ich ein krankes oder verletztes Tier finde? Die Expertinnen und Experten für Tierschutz am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) erklären anhand von sieben Fragen und Antworten, was man über die stacheligen Kerlchen wissen sollte. 

Zunächst: Igel sind Einzelgänger, leben revierbezogen und sind sehr bewegungsfreudig. Natürliche Feinde sind unter anderem Dachs, Fuchs und Uhu. Die größte Bedrohung für ihr Überleben sind jedoch menschliche Aktivitäten. Da die Tiere sich bei Gefahr einrollen und nicht flüchten, stellen neben der Zerstörung natürlicher Lebensräume für Igel vor allem der Straßenverkehr sowie der Einsatz von Gartengeräten wie zum Beispiel Mährobotern die Hauptrisiken für Verletzung, Verstümmelung oder Tod dar. 

7 Fragen und Antworten zum richtigen Umgang mit Igeln:

  1. Wie schütze ich Igel generell am besten?
    Der beste Schutz für Igel ist ein naturnah gestalteter Bereich. Wenn Sie einen eigenen Garten haben, können sie einen Teil „verwildern“ lassen, indem sie dort das Gras hochwachsen sowie Totholz und Laub liegenlassen. Wenn Sie einen Mähroboter besitzen, lassen sie ihn nur tagsüber fahren und kontrollieren sie den Garten vorher. Trifft man im Spätherbst einen mageren, kleinen oder jungen Igel an, der sonst einen gesunden Eindruck macht, kann man eine Tränke mit Wasser (keine Milch!) und eine Futterstelle im Garten einrichten. Als Futter eignet sich ein Gemisch aus Katzenfutter (getreidefrei, ohne Zucker und ohne Sauce) und ungewürztem Rührei. Auch kurz angebratenes Hackfleisch (nicht roh) wird gerne angenommen. Milchprodukte, Obst oder Brot dürfen hingegen ebenso wie Speiseabfälle auf keinen Fall gefüttert werden, da die Tiere davon krank werden. Die Futterstelle muss täglich gesäubert werden, um Krankheiten zu vermeiden. Außerdem sollte das Futter vor etwaigen Mitfressern wie Katzen und Hunden gesichert werden (Tipps hierzu finden sich im Internet). Im Winter benötigen Igel üblicherweise kein Futter, da sie Winterschlaf halten. In dieser Phase des Jahres sollten sie also nicht gestört werden.
     
  2. Ist ein tagsüber herumlaufender Igel krank?
    Ist ein Igel tagsüber unterwegs, kann dies ein Hinweis auf einen schlechten Gesundheitszustand sein – muss es aber nicht. Manchmal wurde das Tier nur gestört und zieht sich nach kurzer Zeit wieder zum Schlafen zurück. Säugende Igelweibchen wechseln zudem tagsüber zwischen Aufzuchtnest und einem weiteren Tagesschlafplatz hin und her. Und auch erst im frühen Herbst geborene Jungtiere begeben sich mitunter tagsüber auf Futtersuche, weil sie sonst bis zum Winter nicht auf ihr erforderliches Gewicht kommen. 
     
  3. Ist jeder magere oder kleine Igel hilfsbedürftig?
    Im Herbst dürfen die Tiere durchaus kleiner sein – sie sind noch dabei sich Winterspeck anzufressen. Zudem werden Jungigel noch bis in den September hinein geboren – kein Wunder also, dass es im Oktober und auch November noch sehr leichte, aber völlig gesunde Igelchen zu sehen gibt. Findet man jedoch tagsüber Igelbabys außerhalb eines Nestes, die noch geschlossene Augen und Ohren haben, sind sie in der Regel mutterlos. Diese Igelbabys müssen so schnell wie möglich in eine erfahrene Pflegestelle gebracht werden.
     
  4. Wie kümmere ich mich richtig um einen hilfsbedürftigen Igel?
    Sind keine eindeutigen Verletzungen oder Krankheitssymptome feststellbar, sollte der Igel zunächst einmal beobachtet werden, um sicherzustellen, dass es sich tatsächlich um ein hilfsbedürftiges Tier handelt. Gegebenenfalls hilft schon ein sicherer Schlaf- und Futterplatz (siehe oben). Trifft man im Winter ein sichtlich mageres oder sehr kleines, ansonsten aber gesund wirkendes Tier im Freien an, kann man es wiegen (siehe hierzu auch Frage 7). Bringt der Igel weniger als 600 Gramm auf die Waage, sollte das Tier in sachkundige Hände zur Überwinterung gebracht werden. 
     
  5. Wie erkenne ich einen verletzten Igel?
    Verletzte Tiere sind in den meisten Fällen von Laien gut zu erkennen. Oft humpeln sie, haben sichtbare Verletzungen am Körper oder bluten beispielsweise aus der Schnauze. Solche Igel gehören auf jeden Fall in die Hände eines igelkundigen Tierarztes. 
     
  6. Wie erkenne ich einen kranken Igel?
    Kranke Igel sind apathisch, rollen sich kaum ein, sind oft mager (eingefallene Flanken, hervorstehenden Hüftknochen, deutliche Einbuchtung hinter dem Kopf) oder haben eingefallene Augen. Oft erkennt man sie daran, dass sie torkeln, teilweise auch viel oder oft liegen. Auch erkennbar kranke Igel sollten umgehend zu einem Tierarzt gebracht werden.
     
  7. Wie fasse ich hilfsbedürftige Igel an?
    Heben Sie den Igel vorsichtig mit Handschuhen oder einem Handtuch in eine Transportbox für Kleintiere oder einen Karton, welche mit Zeitungspapier oder ähnlichem ausgelegt sind. Achten Sie auf eine ausreichende Luftzufuhr. Dann bringen Sie das Tier bitte umgehend zu einer sachkundigen Stelle. 

Zur professionellen Versorgung: Tierärzte, Tierkliniken, Auffangstationen und Igel-Pflegestellen lassen sich im Internet schnell finden (Achtung: Bei tierärztlicher Versorgung fallen Kosten an!). Auch Tierheime wissen in der Regel, was mit kranken und zu leichten Igeln zu tun ist. Das Überwintern in Privathand ist nicht zu empfehlen, da es sich um einen enorm zeit- und ressourcenaufwendigen Vorgang handelt, bei dem man viel falsch machen kann. Laut Naturschutzgesetz dürfen zudem generell nur verletzte, hilflose oder kranke Igel aufgenommen werden, um sie gesund zu pflegen – und das nur vorübergehend. Nach ihrer Genesung müssen sie zwingend und unverzüglich wieder ausgewildert werden. 

Weiterführende Informationen:
Landesbund Vogelschutz in Bayern: Igel in Bayern (igel-in-bayern.de)
Bayerisches Artenschutzzentrum am Bayerischen Landesamt für Umwelt: Igel im Garten (bayern.de) 
Landesinstitut für Tiergesundheit am LGL (bayern.de) 


Über das LGL
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist die zentrale Fachbehörde des Freistaats Bayern für Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Veterinärwesen und Arbeitsschutz/Produktsicherheit. Als interdisziplinäre, wissenschaftliche Fachbehörde verfolgt das LGL in seinem Handeln stets den „One-Health-Ansatz“ – denn nur gesunde Tiere liefern gesunde Lebensmittel, und nur eine gesunde Umwelt ermöglicht körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen.
Auf dem Gebiet der Tiergesundheit umfassen die Aufgaben des LGL die Diagnostik von Tierkrankheiten, deren Prävention und Bekämpfung, den Tierschutz sowie die Überwachung des Verkehrs mit Futter- und Tierarzneimitteln.