Candida auris im Fokus: Erfolgreiches Ausbruchsmanagement in Bayern

Signet Jahresbericht 2024

Abstract

Der Hefepilz Candida auris breitet sich weltweit zunehmend aus und ist für eine wachsende Anzahl von Ausbruchsgeschehen in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen verantwortlich. Dabei können sowohl Besiedlungen von Haut oder Schleimhäuten als auch invasive Infektionen durch Candida auris hervorgerufen werden. In Bayern kam es 2023 zu einem länger anhaltenden Ausbruchsgeschehen in einem Krankenhaus. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat in enger Zusammenarbeit mit dem vor Ort zuständigen Gesundheitsamt, den zuständigen Hygienefachberaterinnen und -fachberatern der Regierungen und weiteren betroffenen Gesundheitsämtern schnell reagiert, wodurch gezielte Hilfestellungen und Handlungshinweise gegeben werden konnten.

Hintergrund

Candida auris wurde erstmalig 2009 bei einer Patientin in Japan mit einer Entzündung des äußeren Gehörgangs beschrieben. Der Erreger zeichnet sich, im Gegensatz zu den meisten anderen Candida-Arten, durch eine sehr leichte Übertragung von Mensch-zu-Mensch aus. Candida auris wird international immer häufiger nachgewiesen, in verschiedenen Regionen der Welt ist Candida auris bereits endemisch, d. h. der Pilz kommt in diesen Regionen dauerhaft vor [1,2]. Auch in Deutschland steigen die Fallzahlen – insbesondere seit 2023 – an [3].

Seit Juli 2023 besteht eine Meldepflicht gemäß § 7 Infektionsschutzgesetz (IfSG) für den Nachweis von Candida auris aus Blut und primär sterilen Materialen, zusätzlich besteht bei Ausbruchsgeschehen eine Meldepflicht gemäß § 6 Nr. 3 IfSG.

In den meisten Fällen kommt es lediglich zu einer Besiedlung (beispielsweise Haut oder Schleimhäute) und keiner invasiven Infektion mit Candida auris. Infektionen von Wunden oder des äußeren Gehörgangs sind jedoch ebenfalls möglich. Insbesondere kritisch kranke und immungeschwächte Personen, die eine Besiedlung mit Candida auris aufweisen, sind gefährdet, potentiell lebensbedrohliche, invasive Infektionen zu entwickeln. Viele Medikamente, die normalerweise zur Bekämpfung invasiver Pilzinfektionen eingesetzt werden, können bei Candida auris wirkungslos sein. Dies liegt daran, dass Candida auris oftmals Resistenzen gegenüber einem oder mehreren dieser Medikamente aufweist [1,2]. Zur Therapie werden bevorzugt sog. Echinocandine eingesetzt [4]. Resistenzen gegenüber Echinocandinen wurden bereits beschrieben und haben beispielsweise in den USA zuletzt zugenommen. Der Großteil aller Candida auris-Isolate weist zudem eine Resistenz gegenüber dem Antimykotikum Fluconazol auf. Meist besteht jedoch eine Empfindlichkeit gegenüber neueren Azolantimykotika (Isavuconazol, Posaconazol, Voriconazol) [3]. Es gibt außerdem Hinweise, dass bestimmte Flächendesinfektionsmittelwie quartäre Ammoniumverbindungen, welche häufig in Krankenhäusern eingesetzt werden, bei Candida auris nicht wirksam sind [5]. Daher sollten diese Präparate bei Auftreten von Candida auris nicht eingesetzt werden und stattdessen andere Flächendesinfektionsmittel, welche eine nachgewiesene fungizide Wirksamkeit aufweisen, angewandt werden [6]. Wenn keine geeigneten Flächendesinfektionsmittel zur Verfügung stehen, wird in der Literatur auch auf Präparate mit nachgewiesener Sporizidie verwiesen [5].

Die Eindämmung von Candida auris ist zusätzlich dadurch erschwert, dass dieser Hefepilz auf Oberflächen Biofilme bildet und dadurch wochenlang auf verschiedenen Oberflächen anhaften kann. Insbesondere in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen werden dadurch schwer einzudämmende Ausbruchsgeschehen begünstigt. Die Übertragungen in Einrichtungen erfolgen durch direkten oder indirekten Kontakt, d. h. direkt zwischen Patientinnen und Patienten oder indirekt über kontaminierte Medizinprodukte und Oberflächen oder über kontaminierte Hände/Handschuhe des Personals [1,2].

Ausbruchsmanagement in Bayern

Auch in Bayern ereignete sich im Jahr 2023 ein länger anhaltendes Ausbruchgeschehen mit Candida auris in einer Klinik. Um die Ausbreitung des Erregers innerhalb der Klinik, aber auch in Nachfolgeeinrichtungen außerhalb der Klinik einzudämmen, wurden unverzüglich verschiedene Maßnahmen ergriffen.

Das Ausbruchsmanagement wurde durch das LGL federführend koordiniert und es fand ein regelmäßiger Austausch aller Beteiligter, darunter Gesundheitsämter und Hygienefachberaterinnen und -fachberater, statt. Zudem arbeitete das LGL eng mit dem nationalen Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) sowie dem Robert Koch-Institut (RKI) zusammen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurde

  • ein Informationsschreiben für bayerische Gesundheitsämter und die Hygieneabteilungen der bayerischen Krankenhäuser erstellt,
  • ein umfassendes Screeningangebot für Kontaktpersonen entwickelt und
  • im Jahr 2024 ein umfassendes Merkblatt für Krankenhäuser, ein Merkblatt für Pflegeeinrichtungen sowie Informationsblätter zu engen und weiteren Kontaktpersonen erarbeitet.

Ausblick

In anderen Regionen der Welt wurde bereits beobachtet, dass Candida auris in der Lage ist, allmählich andere Hefepilze als Erreger krankenhausassoziierter Infektionen zu verdrängen. Daher wird ein weiterer Anstieg der Fallzahlen in Deutschland als wahrscheinlich angesehen [3]. Insbesondere in medizinischen Einrichtungen ist es von enormer Bedeutung, sachgerechte Hygienemaßnahmen konsequent umzusetzen, der Meldepflicht nachzukommen, das Auftreten sowie Ausbruchsereignisse frühzeitig zu erkennen und entsprechende sachgerechte Schutzmaßnahmen einzuleiten mit dem Ziel Ausbruchsgeschehen erst gar nicht auftreten zu lassen bzw. zeitnah effektiv einzudämmen. Die 2024 erstellten Merkblätter für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen bieten hierfür eine geeignete Arbeitshilfe über die bei Auftreten von Candida auris durchzuführenden Maßnahmen.

Quellen

Mehr zu diesem Thema

Allgemeine Informationen zum Thema

Jahresbericht 2024