Leitmodelle der Versorgungsforschung

Für die bedarfsgerechte Steuerung des komplexen Gesundheitssystems werden umfassende wissenschaftliche Erkenntnisse der Gesundheitsversorgungsforschung benötigt. Es gilt, Unter-, Über- und Fehlversorgung zu vermeiden, die Gesundheitsversorgung bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und die Kooperation über sektorale Grenzen der Versorgung hinweg zu intensivieren.

Um eine bessere und effizientere Gesundheitsversorgung in der Praxis zu erreichen, sollen patientennah Abläufe und Strukturen unter Alltagsbedingungen analysiert und Optimierungsmöglichkeiten eruiert werden.

Abbildung 1 zeigt eines der zentralen theoretischen Modelle der Versorgungsforschung [1]. Das erweiterte „Throughput-Modell“ beinhaltet zusätzlich die Rückkopplung von Output und Outcome auf die Inputfaktoren (politische Rahmenbedingungen, Ressourcenausstattung von Patienten, Professionellen und Organisationen u.a.) sowie den Einfluss auf das Throughput [2].

Systemtheoretisches Versorgungssystem.

Abbildung 1: Throughput-Modell des Versorgungssystems, *PROMS’s Patient Reported Outcome Measures [1]

Die Versorgungsforschung untersucht demnach:

  • Einflussfaktorenauf das Gesundheitssystem, z.B. Ressourcen von Patienten und professionellen Akteuren, Organisations- und Systemstrukturen sowie politische Kontextfaktoren („Input“)
  • organisatorische, diagnostische und therapeutische Strukturen und Prozesse („Throughput“)
  • unmittelbar erbrachte Versorgungsleistungen („Output“)
  • Wirkungen und Ergebnisse in Bezug auf das eigentliche Gesundheitsziel („Outcome“)

In Abbildung 2 werden die Analyseebenen der Gesundheitssystemforschung verdeutlicht.

  • Die Makroebene wird dabei durch das Gesundheitssystem und die Gesundheitspolitik gebildet.
  • Die Mesoebene stellen Institutionen wie z. B. Krankenhäuser und Arztpraxen, aber auch Gesundheitsnetzwerke dar und
  • die Mikroebene entspricht individuellen Versorgungs-Interaktionen [3].
Analyseebenen der Gesundheitssystemforschung.

Abbildung 2: Analyseebenen der Versorgungsforschung im Öffentlichen Gesundheitsdienst (Hollederer 2015 [4] , in Anlehnung an Schwartz und Busse 2012 [3] und Pfaff 2003 [1])

Das Versorgungssystem auf Landesebene ist nach dieser Kategorisierung der Makroebene zuzuordnen.

Literatur

[1] Pfaff H. Versorgungsforschung - Begriffsbestimmung, Gegenstand und Aufgaben. In: Pfaff H, Schrappe M, Lauterbach KW, Engelmann U, Halber M (Hrsg.): Gesundheitsversorgung und Disease Management. Grundlagen und Anwendungen der Versorgungsforschung. Bern: Hans Huber 2003; 13-23.

[2] Schrappe M, Pfaff H. Versorgungsforschung vor neuen Herausforderungen: Konsequenzen für Definition und Konzept. Gesundheitswesen 2016; 78: 689–694.

[3] Schwartz FW, Busse R: Denken in Zusammenhängen: Gesundheitssystemforschung. In: Schwartz FW, Badura B, Busse R, Leidl R, Raspe H, Siegrist J, Walter U (Hrsg.): Das Public Health Buch. München: Urban und Vogel 2012; 555-582.

[4] Hollederer A, Wildner M. Versorgungsforschung im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) und das öffentliche Gesundheitswesen. Gesundheitswesen 2015; 77: 232-236.

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