Gesundheit der Frauen in Bayern

Signet Jahresbericht 2024

Abstract

Gut 6,6 Millionen Mädchen und Frauen lebten 2023 in Bayern. Ihre Lebenslagen und ihre gesundheitlichen Situationen sind vielfältig. Bei vielen Aspekten von Gesundheit und Krankheit gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede. So gibt es frauenspezifische Erkrankungen (z. B. Endometriose, Gebärmutterhalskrebs) und solche, die bei Frauen häufiger auftreten (z. B. Essstörungen, Demenz) oder sich in anderer Form äußern als bei Männern (z. B. Herzinfarkte). Auch beim Gesundheitsverhalten lassen sich viele Unterschiede erkennen: Frauen ernähren sich meist gesünder als Männer, rauchen weniger und trinken weniger Alkohol. Allerdings treiben Männer mehr Sport, nehmen seltener Medikamente ein als Frauen und leiden seltener unter Stress.

Unter dem Motto „Frauen – sichtbar und gesund“ richtet das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention 2024/2025 einen besonderen Fokus auf das Thema Frauengesundheit. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) trägt mit verschiedenen Aktivitäten bei:

Die Gesundheitsberichterstattung am LGL liefert die Datengrundlage zum Jahresschwerpunkt und erstellt modulare Berichte zu Fokusthemen der Frauengesundheit sowie einen Gesamtbericht.

Auch das Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) am LGL unterstützt das Schwerpunktthema „Frauen – sichtbar und gesund“. So fand im Oktober 2024 das 26. Bayerische Forum Suchtprävention statt, welches frauenspezifische Aspekte des Konsumverhaltens und der Drogenprävention in den Fokus rückte.

Ergebnisse

Im Jahr 2024 sind einige Berichte zum Thema Frauengesundheit erschienen, darunter zur Mädchengesundheit, Frauen und Krebserkrankungen, Gesundheit rund um die Schwangerschaft, und zum Jahreswechsel 2024/2025 ein Bericht zu den Wechseljahren. Exemplarisch werden im Folgenden einige zentrale Zahlen und Fakten aus dem zuletzt erschienenen Bericht Wechseljahre dargestellt.

Gesundheitsberichterstattung zum Thema Frauengesundheit: Wechseljahre

Die Wechseljahre sind ein natürlicher Vorgang der hormonellen Umstellung im Leben einer Frau. Meist erleben Frauen die Wechseljahre im Alter von 45-55 Jahren, nicht selten auch bis 60 Jahre. In Bayern lebten im Jahr 2023 rund eine Million Frauen im Alter von 45-55 Jahren, zwischen 40-60 Jahren waren es knapp zwei Millionen. Viele Frauen leiden an Hitzewallungen und Schweißausbrüchen, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Erschöpfung. Auch urogenitale Beschwerden, wie vaginale Trockenheit und Harnwegsbeschwerden kommen häufig vor. Rund sieben bis acht Jahre beträgt die Dauer der typischen Wechseljahresbeschwerden, die allerdings individuell sehr unterschiedlich sein kann.

Aktuelle Studien zeigen, dass rund 40-50 % der Frauen mit Wechseljahresbeschwerden eine ärztliche Beratung in Anspruch nehmen. In Bayern traf dies im Jahr 2023 auf knapp 800.000 gesetzlich versicherte Frauen zu, die die ambulante ärztliche Versorgung in Anspruch nahmen und die Diagnose „klimakterische Störungen“ („Wechseljahresbeschwerden“) erhielten. Am häufigsten war die Altersgruppe 55-59 Jahre betroffen.

Das Säulendiagramm zeigt die Anzahl von Personen mit ambulanten psychischen Diagnosen nach Alter und Geschlecht in Bayern. Hierbei fällt auf, dass ab der Altersgruppe 15 bis unter 18 Jahre die Anzahl der Betroffenen mit zunehmendem Alter steigt. Zudem waren Frauen ab diesem Alter stärker betroffen als Männer. Die Gruppe mit den meisten Betroffenen waren die über 85-jährigen Frauen, und zwar 50.000 Personen. In der Altersgruppe der unter 5 bis der unter 15-Jährigen sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen  Rund 28000 Jungen dieser Altersgruppe hatten eine psychische Störung.

Abbildung: Anzahl der gesetzlich versicherten Frauen mit der Diagnose „Klimakterische Störungen“ (ICD-Code N95) in der ambulanten Versorgung und Anteil der Frauen mit einer N95-Diagnose an allen gesetzlich versicherten Frauen (in %), nach Alter, Bayern, 2023

Datenquellen: Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (gesicherte Diagnosen, M1Q-Kriterium), KM6-Statistik; Berechnung: LGL

Bei berufstätigen Frauen können sich die Wechseljahresbeschwerden auch auf deren Arbeitsleben auswirken, zum Beispiel in Form von verringerter Leistungsfähigkeit,, Krankschreibungen und sogar Eintritt in den vorzeitigen Ruhestand. Ungefähr 1,6 Millionen Frauen im Alter von 40-60 Jahren waren 2023 in Bayern erwerbstätig, was fast der Hälfte aller erwerbstätigen Frauen in Bayern entspricht.

Noch sind die Wechseljahre in der Gesellschaft und auch am Arbeitsplatz oftmals ein Tabuthema. Dabei gibt es ein großes Bündel an Maßnahmen, um Frauen in den Wechseljahren am Arbeitsplatz zu unterstützen. Die Ansätze reichen von Schulungen und Sensibilisierungsprogrammen bis hin zu einer entsprechenden Gestaltung der Arbeitsbedingungen.

Eine Ende Januar gestartete Informationskampagne des StMGP informiert über die Wechseljahre und ihre Folgeerscheinungen. Sie soll zu einem bewussten und offenen Umgang mit den Wechseljahren im Arbeitskontext wie auch in der Gesellschaft im Allgemeinen sensibilisieren und Frauen in einem gesunden Lebensstil unterstützen.

Einblicke in das Bayerische Forum Suchtprävention

Im Oktober 2024 fand das 26. Bayerische Forum Suchtprävention statt, veranstaltet durch das ZPG am LGL, welches zur Fort- und Weiterbildung sowie Vernetzung für Fachkräfte der Suchtprävention in Bayern beiträgt und sich inhaltlich mädchen- und frauenspezifischen Themen in der Suchtprävention widmete.

So stellte sich unter anderem die Frage: Konsumieren Frauen anders? Der Vortrag von Justin Möckl (IFT Institut für Therapieforschung München) zu geschlechtsspezifischen Analysen des Epidemiologischen Suchtsurveys zeigte: Ja!

Beispiele für substanzbezogene Unterschiede:

  • Alkohol: Junge Frauen (18 bis 24 Jahre) trinken weniger und seltener Alkohol als junge Männer, allerdings nähert sich das Konsumverhalten der Frauen dem der Männer an. Beispielsweise nahm der problematische Konsum bei jungen Frauen im Vergleich zu 1997 zu (stabilisiert seit 2009). Frauen trinken eher Wein und Männer eher Bier. Bei Spirituosen und Mischgetränken bestehen nur kleine Unterschiede.
  • Tabak und Alternativen: Das Rauchen ist unter Frauen weniger verbreitet als unter Männern. Unter den Raucherinnen und Rauchern ist die Prävalenz des täglichen Rauchens allerdings ähnlich.
  • Cannabis: Frauen konsumieren seltener Cannabis als Männer. Der problematische Cannabiskonsum steigt sowohl bei Männern als auch bei Frauen an. Bei Männern ist der Anstieg allerdings stärker. Der (fast-)tägliche Konsum stieg im Jahr 2021 nur unter Männern an.
  • Medikamente: Frauen gebrauchen insgesamt öfter Medikamente als Männer (insbesondere Nichtopioid-Analgetika und Hypnotika/Sedativa) und weisen häufiger einen problematischen Medikamentenkonsum auf. Durchschnittlich ist die tägliche Einnahme von Medikamenten unter Frauen allerdings weniger verbreitet als unter Männern.
  • Illegale Drogen: Frauen konsumieren insgesamt seltener Drogen als Männer. Amphetamine und Neue Psychoaktive Substanzen werden am häufigsten konsumiert.

Frau Christa Berger, Suchtpräventionsstelle der Stadt Zürich, stellte unter dem Titel „Gendersensible Suchtprävention zeitgemäß gestalten“ u. a. frauenspezifische Risiken für Substanzkonsum vor.

Dazu zählen u. a. ein höheres Vorkommen von psychischen Störungen wie Depression und Angst, Belastungen durch Einsamkeit und Isolation, aber auch widersprüchliche Rollenerwartungen, Doppelbelastungen durch Familie und Beruf und ein erhöhtes Risiko, sexuelle Übergriffe und häusliche Gewalt zu erleben. Entsprechend bedarf es einer frauengerechten Suchtprävention.

Spannende Einblicke in die erfolgreiche Umsetzung von gendersensibler Suchtprävention in der Praxis gaben anschließend drei Praxisbeiträge:

  • Der Verein Lilith e. V. – Drogenhilfe für Frauen und Kinder stellte sein Konzept zur frauen- und mädchenspezifischen Drogenprävention vor und gab u. a. Einblicke in die Lebensrealitäten und Entwicklungsaufgaben von Mädchen und wie diese mit möglichen Konsummotiven zusammenhängen.
  • Es folgte eine Vorstellung des Projekts „NETPOWER – Mädchen stark im Netz“ zur Prävention von problematischer Social Media Nutzung mit Mädchen und jungen Frauen.
  • Abschließend wurde das Projekt „IRIS – Dein Persönliches Onlineprogramm für eine gesunde Schwangerschaft“ zum Rauch- und Alkoholverzicht während der Schwangerschaft vorgestellt. Die IRIS-Plattform hält vielfältige Informationen, interaktive Online-Übungen, Erfahrungsberichte sowie Erfolgsgeschichten und die Erfahrungen aus dem eCoaching bereit.

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