Forschungsprojekt: Wissenschaftliche Beratung und Begleitung bayerischer Legehennenbetriebe bei der Haltung nicht-schnabelkupierter Legehennen im Hinblick auf Prävention und frühzeitige Reaktion auf das Auftreten von Federpicken und Kannibalismus

Kurzbeschreibung

Federpicken und Kannibalismus wird in Legehennenbetrieben mit alternativen Haltungssystemen regelmäßig beobachtet. Das Problemfeld ist sehr komplex und konnte durch eine groß angelegte, explorative Praxisstudie umfassend wissenschaftlich bearbeitet und analysiert werden. Im vorliegenden Projekt sollen die Erfahrungen des vorangegangenen Forschungsvorhabens in die Praxis zu übertragen und auf einer breiten Basis von Praxisbetrieben angewendet werden.

Derzeit wird in vielen Betrieben das Schnabelkupieren routinemäßig durchgeführt. Dabei handelt es sich lediglich um eine Symptombekämpfung, die die Ursachen für Federpicken und Kannibalismus nicht beseitigt. Der Paragraf § 6 (1) des Deutschen Tierschutzgesetzes verbietet das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres. Die zuständige Behörde darf das Kürzen der Schnabelspitze von Legehennen bei unter zehn Tage alten Küken nur erlauben, wenn glaubhaft dargelegt wird, dass der Eingriff im Hinblick auf die vorhergesehene Nutzung zum Schutz der Tiere unerlässlich ist. Üblicherweise wird das Schnabelkupieren meist bei Eintagsküken in der Brüterei mittels Laser-/Infrarottechnik durchgeführt. Dies erfolgt ohne Betäubung und da sich im Hühnerschnabel zahlreiche Nervenendigungen befinden, wird das Schnabelkupieren als ein Eingriff angesehen, der nicht nur akute Schmerzen auslöst, sondern auch chronische Schmerzen hervorrufen kann. Dies kann beim Tier u. a. mit Einschränkungen in der Futtersuche und der Gefiederpflege verbunden sein.

Die Konsequenzen der Verhaltensstörungen Federpicken und Kannibalismus reichen von Gefiederbeschädigungen bei Federpicken bis zum Tod eines prozentual hohen Anteils der Herde aufgrund von massiven Kannibalismusausbrüchen. Daneben kommt es zu wirtschaftlichen Einbußen durch geringere Legeleistung, höhere Ausfälle und höhere Futterkosten aufgrund der mangelhaften Befiederung.

Als mögliche Ursachen für Federpicken und Kannibalismus werden viele Faktoren wie die Genetik der Tiere, die Fütterung, die Aufzucht und die Haltung im Legebetrieb diskutiert. Das vorangegangene Projekt „Maßnahmen zur Verbesserung des Tierschutzes bei Legehennen in Praxisbetrieben“ bestätigte, dass von einer Kombination mehrerer Faktoren, also von einem multifaktoriellen Geschehen, ausgegangen werden kann. In dem genannten Projekt gab es jedoch auch Betriebe, die nicht-schnabelkupierte Legehennen ohne einen Ausbruch von Kannibalismus und Federpicken halten konnten. In anderen Betrieben kam es teilweise zu erheblichen Problemen. Im vorliegenden Folgeprojekt sollen die gesammelten Erfahrungen in einer Vielzahl von Betrieben praktisch umgesetzt werden, um das Risiko für Kannibalismusausbrüche zu minimieren. Es sollen weitere Betriebe gewonnen werden, die ihren Betrieb (oder einen Teil davon) freiwillig auf die Haltung nicht-schnabelkupierter Legehennen umstellen möchten. Diese Betriebe (ca. 50) sollen zu Beginn Ihrer Legeperiode intensiv untersucht werden (Risikofaktoren: Aufzucht, Haltung und Management im Legebetrieb, bereits vorhandene Gefiederschäden) und dann anhand einer Risikoeinstufung (inkl. Benchmarking, nach dem der Tierhalter einschätzen kann in welchem Risikobereich er sich im Vergleich zu anderen Tierhaltern befindet) beraten und begleitet werden. Durch die Beratung zu Beginn der Legeperiode soll möglichst vermieden werden, dass es zu einem Ausbruch von Kannibalismus oder Federpicken kommt bzw. in einem solchen Fall sofort Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, um Tierverluste zu vermeiden.

Laufzeit: 2015 bis 2016