Forschungsprojekt: Bedeutung des Nahrungsmittelpfades für die Schadstoffbelastung von Säuglingen

Kurzbeschreibung:

Im Rahmen der Studie INES (Integrated Exposure Assessment Survey) konnte gezeigt werden, dass die nahrungsbedingte Belastung der bayerischen Bevölkerung mit toxikologisch bedeutsamen Substanzen, die sich in der gegenwärtigen wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion befinden, gering ist und gesundheitliche Risiken für die erwachsene Bevölkerung nicht zu befürchten sind. In der Folgeuntersuchung soll nun, nachdem mit INES die methodischen Grundlagen für derartige Untersuchungen, insbesondere zum Durchführen einer aufwendigen Duplikatstudie, gelegt wurden, geklärt werden, ob diese Aussage auch für Kinder zutrifft. Hierzu soll insbesondere eine Duplikatstudie an jeweils ca. 30 Kinder im Alter von 1 bis 2 Jahren durchgeführt werden. Dabei werden Tagesduplikatproben aller verzehrten Lebensmittel (feste und flüssige) an jeweils 7 aufeinanderfolgenden Tagen für jeden Teilnehmer gesammelt und ein entsprechendes Biomonitoring durchgeführt. Mit den Ergebnissen der insgesamt ca. 210 Proben wird es erstmals für Bayern möglich sein gesicherte Aussagen zur Schadstoffzufuhr für die sensible Altersgruppe der Säuglinge treffen zu können. Diesbezüglich Erkenntnisse aus Deutschland liegen bisher nicht vor.

Die Ergebnisse belegen, dass die wichtigsten Phthalate in den Duplikatproben und im Human-Biomonitoring auch in Bayern z.T. in hohen Konzentrationen nachgewiesen werden können und eine Exposition der Bevölkerung besteht. Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die aktuelle Exposition der Bevölkerung in Bayern hauptsächlich durch die Aufnahme über Nahrungsmittel geprägt wird. Dies trifft insbesondere auch für das DEHP zu. Dies verdeutlicht nochmals, dass Duplikatstudien einen unverzichtbaren Beitrag zur Beschreibung der Exposition der Bevölkerung gegenüber problematischen Schadstoffen leisten können und der Nahrungsmittelpfad insgesamt einer besonderen Beobachtung bedarf. Die Ergebnisse zur Gesamtzufuhr können mit den derzeit abgeleiteten duldbaren Aufnahmemengen verglichen werden, die auf der Basis der aktuellen toxikologischen Literatur von Fachinstitutionen abgeleitet worden sind. Diese sogenannten TDI-Werte (tolerable daily intake) beschreiben die Menge einer Substanz, die täglich lebenslang zu sich genommen werden kann, ohne dass negative gesundheitliche Wirkungen befürchtet werden müssen.

Wenn die DEHP-Zufuhr aufgrund des „mittleren“ bzw. des „hohen“ Zufuhr-Szenarios der über 7 Tage verzehrten Nahrungsmittel berechnet wird, ergibt sich eine Auslastung des TDIWertes von ca. 5% bzw. 10%. Wird die Gesamtzufuhr des DiBP und des DnBP betrachtet, liegt die TDI-Ausschöpfung beim “hohen“ Zufuhr-Szenario bei 39% bzw. 22%. Dies bedeutet zusammenfassend, dass für die Kinder der untersuchten Altersklasse nicht mit einer gesundheitlich bedenklichen Aufnahme gerechnet werden muss. Die für das DnBP und insbesondere das DiBP zu beobachtende höhere Ausschöpfung bzw. Überschreitung des TDI-Wertes deuten aber darauf hin, dass für diese Phthalate andere bedeutsame Quellen neben dem Lebensmittelpfad bestehen müssen eine weiterhin konsequente Minderung der Belastungssituation angestrebt werden sollte.

Laufzeit: 2009