Forschungsprojekt: Abschätzung der umweltmedizinischen Relevanz von Rückkühlwerken

Pilotstudie

Kurzbeschreibung:

Von Verdunstungsrückkühlanlagen können Legionellen freigesetzt und über mehrere Kilometer verfrachtet werden. Immissionsseitig sind die teils tödlich verlaufenden Legionellosen meist den Emissionsquellen zuzuordnen. Weitgehende Unkenntnis herrscht über Vorkommen und Ausbreitung der lungengängigen virulenten Form in der Außenluft und über die Höhe der infektiösen Dosis.

Wasseranalysen sowie Außenluftmessungen mittels Filtration, Impaktion und Cyclon-Abscheidung (Coriolis µ) wurden an vier Verdunstungsrückkühlanlagen mit kontinuierlicher Biozid-Anwendung vorgenommen. Die Serogruppe (Sg) von Legionella pneumophila (Lp) Kulturisolaten wurde mittels Latex Agglutinationstest bestimmt. Die Detektion der Gesamtheit an Lp (Sg1) Antigenen (Ag) (tote, VBNC, lebende Lp) erfolgte über Sandwich Mikroarray Immunoassay (SMIA). Ergänzend wurden in der Literatur Ausbrüche im Zusammenhang mit Verdunstungsrückkühlanlagen analysiert.
Während die Wasser- und Luftuntersuchungen an den 4 Verdunstungsrückkühlanlagen mit der Kultivierungsmethode ohne Legionellenbefund waren, konnten an einem Verdunstungsrückkühlanlagen mit Coriolis µ und SMIA in der Außenluft emissionsseitig rund 200.000 und immissionsseitig rund 100.000 Zellen/m³ der Ag von Lp Sg1, das heißt tote / VBNC (viable but not culturable)-Zellen quantifiziert werden.
Eine Literaturrecherche ergab im Zeitraum von 2001-2012 weltweit 16 Ausbrüche mit 1253 Legionellosefällen, 84 Todesfällen. Die Identifikation der Legionellenquellen erfolgte durch Wasseranalysen.

Angesichts eines möglichen hohen Prozentsatzes an nicht kultivierbaren Legionellen-Populationen sowie der bekannten Legionellosefälle im Zusammenhang mit solchen Anlagen stellt sich die Frage, ob die regelmäßige Bestimmung der Gesamtkeimzahl im Umlaufwasser von Anlagen gemäß VDMA 24649 ausreichend und zielführend ist. Zum Nachweis virulenter VBNC-Zellen/legionellenhaltiger Amoeben und zur Beurteilung der umweltmedizinisch relevanten Legionellenkontamination von Verdunstungsrückkühlanlagen werden zukünftig weitere Messprogramme durchgeführt und mit verschiedenen Methoden (PCR, Multiplex-Immunoassay, Raman-Spektroskopie) analysiert.

Laufzeit: 2011 bis 2012