Untersuchung zu Proben von Wildschweinfleisch und-innereien sowie Wildfleisch und -innerein im Landkreis Altötting– Untersuchungsergebnisse seit 2009

In einem Industriebetrieb in Gendorf im Landkreis Altötting wurde Perfluoroctansäure (PFOA) in den Jahren 1968 bis 2003 produziert und noch bis 2008 zur Herstellung von Fluorpolymeren eingesetzt. Im Rahmen dieser Anwendung ist es zu einer großflächigen Kontamination der Umwelt und einer Belastung der Menschen gekommen. Als wesentliche Quelle für die interne PFOA-Belastung der Bevölkerung in diesem Bereich wurde kontaminiertes Trinkwasser festgestellt. PFOA ist biologisch nur schwer abbaubar, reichert sich in der Nahrungskette an und wird aus dem menschlichen Körper nur sehr langsam wieder ausgeschieden. Das LGL hat das Vorkommen von PFOA in Lebensmitteln und im Trinkwasser untersucht.
Die Analytik beschränkte sich anfangs auf die beiden Leitsubstanzen PFOA und PFOS, die als mengenmäßig bedeutendste Vertreter der PFAS gelten und in den untersuchten Proben die höchsten Gehalte aus der Gruppe der PFAS-Substanzen aufwiesen. Das LGL nahm situationsbezogen weitere PFAS in den Messumfang mit auf und prüft seit dem Jahr 2016 auf mindestens 13 verschiedene Verbindungen aus der Substanzklasse.
Eine Höchstmengenregelung für Rückstände perfluorierter Substanzen in Lebensmitteln besteht bisher nicht, wird jedoch auf EU-Ebene vorbereitet. Für die Beurteilung von PFAS-Rückständen prüft das LGL daher im Rahmen einer toxikologischen Bewertung, ob vom Verzehr der zu beurteilenden Lebensmittelprobe möglicherweise eine Gesundheitsgefährdung ausgehen könnte. Ist diese als wahrscheinlich anzusehen, ergreifen die Behörden die notwendigen Maßnahmen, um eine Gefährdung der Verbraucher auszuschließen. Zum Beispiel kann in diesem Fall die Verwendung als Lebensmittel untersagt werden.

Die folgende Tabelle zeigt chronologisch geordnet die Untersuchungsergebnisse für PFOA und PFOS in Wildschweinfleisch und -innereien sowie Wildfleisch und -innereien. Die Abkürzungen n. n. bedeuten nicht nachweisbar. Für Mengen unter der Bestimmungsgrenze der Methode kann kein exakter Wert für den Probengehalt, sondern dieser nur kleiner als Bestimmungsgrenze in der Tabelle angegeben werden.

Untersuchungsergebnisse, deren Gehalte unterhalb der Bestimmungsgrenze liegen, sind mit einem Kleinerzeichen (<) gekennzeichnet. Außerdem bezieht sich die für jede Probenart angegebene Nachweisgrenze auf ab 2016 untersuchte Proben. Für Fleisch und Fleischprodukte beträgt diese 0,2 µg/kg und für Innereien 0,5 µg/kg.
Die Abkürzungen Min bzw. Max bedeuten Minimum bzw. Maximum.

Tabelle: Untersuchung von Wildschweinproben und Wildproben aus der Umgebung von Gendorf auf PFAS von 2009 bis 2021
Entnahmezeitpunkt Proben-zahl Art der Proben PFOA (µg/kg) PFOS (µg/kg)
Min. Max. Min. Max.
Wildschweinfleisch und -innerein
September/November 2010 2 Wildschweinfleisch 3,1 13,8 n. n. 1,2
November 2010 2 Wildschweininnereien 85 95,3 19,5 153,1
April-Dezember 2011 11 Wildschweinfleisch 3,8 76,2 n. n. 749,8
April-Dezember 2011 21 Wildschweininnereien 12,8 788,9 12,6 3250
Februar-August 2012 9 Wildschweinfleisch 8 449 n. n. 62,3
Februar-August 2012 18 Wildschweininnereien 6,5 1164 n. n. 1760
Oktober/November 2013 2 Wildschweinfleisch 3,8 12,9 1,6 2,1
Oktober/November 2013 4 Wildschweininnereien 8,4 109,2 4,4 284,7
April 2014 1 Wildschweinfleisch 63,4 0,9
April 2014 2 Wildschweininnereien 282 552 4,8 76,3
Januar/November 2015 2 Wildschweinfleisch 9,1 55,6 n. n.
Januar/November 2015 6 Wildschweininnereien 282 552 4,8 76,3
Januar 2016 3 Wildschweininnereien, Wildschweinzunge 17,1 85 1,4 135
Mai/Dezember 2017 13 Wildschwein, unterschiedliche Organe und Blut 39,6 1505 3 160
Dezember 2017 3 Wildschweinfleisch 16,1 298 1 5,1
März/April/August 2018 8 Wildschweinfleisch 3,2 517 0,5 1,7
Februar/März/April 2018 8 Wildschweininnereien (Leber, Niere) 94,2 4715 4,4 268
Mai/Juni 2019 Mai 2020 3 Wildschweinleber 346 740 64,7 152
Jan./Juli/Okt./Nov. 2021 7 Wildschweinfleisch 2,1 47 < 0,5 1,3
Jan./Juli/Okt./Nov. 2021 7 Wildschweininnereien (Leber, Niere) 43,8 452 15,2 231
Wildfleisch und -innereien
Oktober/November 2009 5 Rehfleisch n. n. n. n.
Oktober/November 2009 5 Rehleber n. n. 4,7 n. n. 1,7
August - Dezember 2012 5 Rehfleisch n. n. 1,1 n. n. 0,4
August - Dezember 2012 5 Rehleber 1,1 9,5 n. n. 4,7
August - Dezember 2012 5 Rehfleisch n. n. 1,1 n. n. 0,4
November 2018 2 Wildentenfleisch < 0,2 < 0,2 n. n. 6,7
November 2018 2 Wildentenleber 1,0 1,3 5,7 63,5
Januar 2019 1 Wildentenfleisch 17,6 1,3
Januar 2019 1 Wildentenleber 63,6 15,2
Februar 2020 2 Wildentenfleisch < 0,2 0,7 0,5 1,4
Februar 2020 2 Wildentenleber n. n. 4,4 7,9 13,3

Zusammenfassung der Ergebnisse

Die PFAS-Belastung der bisher untersuchten Lebensmittel tierischen Ursprungs ist überwiegend als geringfügig einzuschätzen. Erhöhte Gehalte treten neben Fischen auch bei Wildschweinen im Fleisch und besonders den Innereien auf, da sie die Substanzen auf Grund ihrer Lebensweise gut aus der Umwelt aufnehmen.
Für weitere Informationen zum Vorkommen von PFAS: Untersuchung von Wildfleisch und -innereien sowie Wildschweinfleisch und -innereien auf per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS)-Untersuchungsergebnisse 2009–2019.

Darüber hinaus sind die PFAS-Untersuchungen weiteren Lebensmitteln aus der Region Altötting unter Untersuchungsergebnissen der Proben von regional erzeugten tierischen Lebensmitteln, Honig und Bier sowie Fischen im Landkreis Altötting seit 2007 abrufbar.