Verlauf von Patienten mit COPD in Bayern - Analyse des DMP COPD

Prof. Dr. med. Antonius Schneider, Institut für Allgemeinmedizin der Technischen Universität München (TUM), Klinikum rechts der Isar:

Ziele

Mit dem Disease Management (DMP) COPD sollte die Versorgung von Patienten mit dieser Erkrankung verbessert werden. Sechs Jahre nach Einführung des DMP Asthma ist jedoch weiterhin unklar, ob eine Zunahme der Versorgungsqualität erreicht wurde. Ziel der Studie war die Beschreibung der Verläufe von Patienten in Bayern, die von 2007-2012 in das DMP aufgenommen wurden.

Methodik

In Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns wurde eine Analyse der Dokumentation im Rahmen des DMP COPD vorgenommen. In diesem Rahmen wurde eine populationsbasierte Kohorte longitudinal ausgewertet. Bis 2010 wurden über 86.000 in das DMP Asthma in Bayern eingeschrieben. Es konnte eine Kohorte von 17.549 Patienten über fünf Jahre verfolgt werden. Drop-out-Effekte wurden mittels „Inverse Probability Weighting“ kalkuliert.

Ergebnisse

Der Anteil an Verordnungen von oralen Kortikosteroiden sank um 1% pro Jahr (p<0,001). Der Anteil von Theophyllin-Verordnungen sank konstant um 2% jährlich (p<0,001). Bis 2012 erhielten 15,6% aller eingeschriebenen Patienten und 26% der Kohorte eine COPD-Schulung. Der Anteil an Rauchern blieb aufgrund von Neueinschreibungen konstant. Innerhalb der Kohorte nahm der Anteil von Rauchern von 29% auf 21% ab. Die Häufigkeit von Exazerbationen nahm bei allen eingeschriebenen Patienten um 0,9% jährlich ab, innerhalb der Kohorte nahm sie um 0,7% jährlich ab. Bezogen auf alle eingeschriebenen Patienten nahmen die stationären Notfallaufnahmen ab, bezogen auf die Kohorte ist jedoch eine Zunahme zu beobachten.

Schlussfolgerungen

Die Analyse zeigt ein heterogenes Bild. Die Qualität der Versorgung scheint bezüglich einer evidenzbasierten Medikation zuzunehmen. Der ungünstige Krankheitsverlauf, operationalisiert anhand der stationären Notfallaufnahmen, scheint jedoch nicht aufgehalten werden zu können, was dem natürlichen Krankheitsbild der COPD, das durch eine kontinuierliche Abnahme der Lungenfunktion gekennzeichnet ist, entspricht. Gleichzeitig zeigt die Analyse, dass Routinedaten umsichtig analysiert und mit Vorsicht interpretiert werden müssen. Drop-outs und Neuzugänge im DMP müssen dringend berücksichtigt werden, um nicht ein verzerrtes Bild der Versorgung zu erhalten. Der Fakt einer zunehmenden Hospitalisierung innerhalb der Kohorte spricht eher gegen eine Manipulation der Daten durch die betreuenden Ärzte, um ein idealistischeres Bild ihres ärztlichen Handelns zu zeichnen, als es der Realität entspricht. Dennoch muss einschränkend festgestellt werden, dass definitive Schlussfolgerungen im Hinblick auf die Effektivität schwierig sind, da die breitflächige Einführung des DMPs keinen Vergleich mit einer Kontrollgruppe ermöglicht hatte.

Mehring M, Donnachie E, Fexer J, Hofmann F, Schneider A. Disease Management Programs for Patients with chronic obstructive pulmonary disease in Germany - A longitudinal evaluation of routinely collected patient records. Respir Care 2013; Epub ahead of print.