Versorgungsforschung Kurortmedizin

Prof. Dr. Ulrich Mansmann, Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE)

Die Kurortmedizin spielt auf dem Gebiet der Prävention und Rehabilitation eine wichtige Rolle. Allerdings sind ambulante Kuren (ambulante Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen) in den anerkannten Kurorten und Heilbädern seit Jahren rückläufig, eine deutlich abgenommene Zahl von Kuranträgen ist dokumentiert. Verschiedene Ursachen wie teilweise veraltete Strukturen, mangelhafte Prozesse und kostengünstigere Auslandskuren dürften dafür maßgeblich sein. Vor allem aber fehlt es an überzeugenden, wissenschaftlich anerkannten Nachweisen der Wirksamkeit oder der kostenreduzierenden Effekte für das Gesundheitssystem. Eine auch den Kostenträgern vermittelbare Evaluation der Medizinischen Qualität der ambulanten Kuren ist für die heutige Kurortmedizin unabdingbar.

Somit sind Maßnahmen zur Qualitätssicherung, die insbesondere auch eine hohe medizinische Qualität beinhalten, von außerordentlicher Bedeutung. Zudem erfordern medizinische Zukunftsthemen (wie Burnout, Osteoporose, Chronische Rückenschmerzen, Allergien, Metabolisches Syndrom u. a.) auch im Hinblick auf die demografische Entwicklung eine indikationsspezifische Anpassung und Weiterentwicklung der medizinischen Angebote in den Kurorten. Aber auch das "Gesunde Älterwerden" oder "Pflegende Angehörige" sind ein wichtiges medizinisches Zukunftsthema der Kurortmedizin.

Zur Qualitätssicherung der ambulanten Kuren hat das Bayerische Ministerium für Gesundheit und Pflege ein Förderprogramm aufgelegt. Die wissenschaftliche Grundlage dazu waren zwei vom Ministerium finanzierte Projekte des Schwerpunktes Versorgungsforschung Kurortmedizin (IBE) zur wissenschaftlichen Evaluation der medizinischen Qualität auf dem Gebiet der primären und sekundären Prävention in den bayerischen Kurorten. Dabei wurden die Struktur- und Prozessqualität untersucht und zukünftige Anforderungen an diese festgelegt. Die Projekte resultierten in der Entwicklung eines in Hinblick auf die untersuchten Indikationen medizinisch sinnvollen und prädikatsspezifischen Konzeptes für die Gesundheitsförderung und Sekundärprävention, mit dem Ziel einer Anhebung und Sicherung der Medizinischen Qualität, insbesondere der Ergebnisqualität von ambulanten Kuren.

Im Fokus der wissenschaftlichen Arbeit des Schwerpunktes Versorgungsforschung Kurortmedizin stehen neben der Evaluation des medizinisch definierbaren Ergebnisses und der gesundheitsorientierten Folgen wie die Verbesserung von Gesundheitszustand und Lebensqualität (Ergebnisqualität) auch die Weiterentwicklung kurörtlicher Maßnahmen (Strukturen, Prozessqualität) sowie die Untersuchung des Einflusses von spezifischen ortsgebundenen Heilmitteln zur allgemeinen Gesundheitsförderung und Sekundärprävention. Auch eine mögliche längerfristige Ressourceneinsparung für das Gesundheitswesen aufgrund der ambulanten Präventionsmaßnahmen soll im Rahmen von wissenschaftlichen Studien zu den akuten und langfristigen Effekten der Kurortmedizin abgesichert werden.

Projekt:

Im Moor zum inneren Gleichgewicht - Ein ganzheitliches Programm zur Stressbewältigung und Burnout-Prävention in Bad Aibling