Versorgungssituation von Patienten mit dem Leitsymptom Schwindel

Prof. Dr. Ulrich Mansmann, Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE)

Hintergrund

Schwindel ist ein häufiges Leitsymptom und als solches Grund zur Konsultation. Eine deutschlandweite Darstellung der Epidemiologie des Symptoms Schwindel erfolgte mit Daten des "Gesundheitssurvey 2003". Regionale Feinauflösungen liegen nicht vor.

Methoden

Routinedaten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) aus dem Jahr 2008 wurden mit Multilevel-Modellen analysiert, um simultan individuelle und regionale Einflussfaktoren sowie die Relevanz unspezifischer regionaler Heterogenität zu untersuchen.

Ergebnisse

Bei 9,34% der Bevölkerung wurde im ambulanten Bereich eine Schwindeldiagnose gestellt, d. h. bei 866 086 von 9 269 729 Einwohnern. Frauen waren 1,77-mal häufiger als Männer betroffen. Arztbesuche wegen Schwindel nahmen mit dem Alter zu. Adjustiert bezüglich Alter und Geschlecht zeigte sich innerhalb Bayerns ein Nord-Süd-Gefälle und eine höhere Prävalenz in den Ballungsräumen. Überwiegend versorgen der Hausarzt und Ärzte in der Nähe die Patienten. Dies gilt besonders für Frauen. Auch ältere Patienten gingen seltener zu weiter entfernten Spezialisten.

Schlussfolgerungen

Hausärzte nehmen bei der Diagnose und der Therapie beim Leitsymptom Schwindel eine zentrale Rolle ein. Um die zugrundeliegenden Ursachen korrekt zu diagnostizieren, die Patienten wirksam zu behandeln oder effektiv zuzuweisen, benötigen alle Ärzte Wissen zu diesem relevanten klinischen Leitsymptom. Sehr problematisch war die unzureichende Abbildung klinisch gebräuchlicher Schwindelerkrankungen durch die ICD-10. Die häufigste Diagnose war Menopause-Vertigo (N95.1).