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Teamarbeit und Stress im OP: Entwicklung der deutschen Version des Observational Teamwork Assessment for Surgery (OTAS-D)
Prof. Dr. med. Dennis Nowak, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München:
Das Projekt „Teamarbeit im OP” zielt auf die Entwicklung und Einführung des englischsprachigen Instruments „Observational Teamwork Assessment for Surgery“ (OTAS) in deutschsprachigen OPs. Da neben medizinisch-technischen, chirurgischen Operationsfertigkeiten sogenannte nicht-technische Fähigkeiten von besonderer Bedeutung für den Operationserfolg sind, sollten diese Faktoren objektiv erfasst werden. Das Verfahren OTAS ermöglicht die Evaluation der Teamarbeit im Operationsraum. Faktoren wie die Kommunikation und Koordination innerhalb eines Teams wirken sich auf die Versorgungsqualität, das Stresserleben und die Zufriedenheit am Arbeitsplatz sowie die Patientensicherheit aus. Mit dem OTAS–D werden fünf Merkmale systematisch analysiert: Kommunikation, Koordination, unterstützendes Verhalten, Führung und Aufmerksamkeit im Team. Die Informationen werden während drei Operationsphasen gewonnen und für alle beteiligten Professionen (Chirurgie, Anästhesie und Pflege) ausgewertet. Ziel des Projektes ist die Adaption und Validierung des im englischsprachigen Raum etablierten Instruments für die deutschsprachige Anwendung. Neben der Erstellung einer deutschen Version des Beobachtungsinstruments (OTAS-D) wird zur Analyse der Reliabilität des Instruments eine systematische Erprobung mit unabhängigen Ratern durchgeführt. Zur Validierung der deutschsprachigen Version werden Zusammenhänge der beobachteten Teamarbeit mit Ablenkungen und Stresserleben im OP untersucht und mit Befunden aus dem internationalen Raum verglichen.
Pilotstudie: Die Übersetzung des Instruments folgte den Richtlinien interkultureller Forschung im Gesundheitswesen (Rückübersetzung durch bilinguale Experten aus dem Feld). Anschließend wurde die übersetzte Version durch deutsche OP-Experten (Chirurgen, Anästhesisten und OP-Schwestern) systematisch begutachtet und mit Hilfe semi-strukturierter Interviews verfeinert und an deutsche Strukturen angepasst. Die Erprobung des OTAS-D fand in zwei chirurgischen Kliniken eines bayerischen Universitätsklinikums statt. Insgesamt wurden 11 verblindete Beobachtungen durch 2 unabhängige und geschulte Experten durchgeführt.
Insgesamt haben die Experten dem OTAS-D eine gute Inhaltsvalidität und Anwendbarkeit bestätigt. 32 von 114 Items mussten leicht angepasst werden, 6 wurden erheblich verändert und ein Item wurde hinzugefügt. Das OTAS-D besteht nun aus 115 Einzelmerkmalen. Die Ergebnisse zu Reliabilität und Validität zeigen eine gute Messgüte des Verfahrens. Es wurden hohe Inter-Rater-Reliabilität für 76% der Items gefunden (Cohens Kappa >0.60). Zudem konnte eine akzeptable Reliabilität während aller Beobachtungen gezeigt werden (ICC >0.72). Vorläufige Ergebnisse zu Zusammenhängen der Teamarbeit im OP und intra-operativen Unterbrechungen verweisen auf einen Zusammenhang von ungünstigen Arbeitsbedingungen im OP und Erlebensmerkmalen der Professionen.
Das Projekt macht deutlich, dass eine systematische Einführung international etablierter Beobachtungsinstrumente möglich ist. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass die deutsche Version des OTAS ein valides und reliables Instrument zur Beobachtung von nicht-technischen OP-Fähigkeiten ist. Dieses steht damit dem deutschsprachigen Raum zur Evaluation von Kommunikation und Koordinationsfähigkeiten im OP zur Verfügung, die wiederum einen maßgeblichen Einfluss auf die Patientensicherheit haben.
Mehr zu diesem Thema
Allgemeine Informationen
- Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
- Veröffentlichungen
Weitere Forschungsschwerpunkte und Projekte
- Gesundheitsförderung von Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit
- Erfolgsfaktoren in der Rehabilitation
- Verbesserung der Arbeitsqualität des Ärzte- und Pflegepersonals
- Projekt 1: Alternsgerechte und gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung in der Krankenpflege – Tätigkeitsspielraum als Bedingung für Gesundheit und Leistungsfähigkeit älterer Beschäftigter. Eine Untersuchung am Beispiel der stationären Pflege
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