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Alternsgerechte und gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung in der Krankenpflege – Tätigkeitsspielraum als Bedingung für Gesundheit und Leistungsfähigkeit älterer Beschäftigter. Eine Untersuchung am Beispiel der stationären Pflege
Prof. Dr. med. Dennis Nowak, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München:
In den Jahren 2010-2012 wurde in bayerischen Kliniken eine Längsschnittstudie bezüglich der alternsgerechten und gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung in der Krankenpflege durchgeführt. Das Forschungsvorhaben richtet sich auf Beschäftigte im Bereich der stationären Pflege und untersucht, welche tätigkeitsspezifischen individuellen Handlungsstrategien, sogenannte Selektions-, Optimierungs- und Kompensationsstrategien (SOK/SOC) dazu beitragen bis ins hohe Erwerbsalter gesund und leistungsfähig zu bleiben. Zudem wurde analysiert, inwiefern Tätigkeitsspielräume in der Arbeit mit der Entwicklung und Anwendung solcher individuellen Handlungsstrategien zusammenhängen. Die Ergebnisse sollten in verhaltens- und verhältnisbezogene Interventionsmaßnahmen im Bereich der stationären Pflege einfließen. Darüber hinaus sollten Lebensspannen-Modelle der Tätigkeit weiterentwickelt werden, indem die gewonnen arbeitswissenschaftlichen Erkenntnisse der Arbeitsgestaltung mit Modellen der Alternsforschung zum „erfolgreichen Altern“ verknüpft werden.
Die Erhebung der Daten fand über zwei Zeitpunkte statt, in 2010 und 2011. Dabei wurde zum einen basierend auf Informationen aus qualitativen Interviews mit dem Pflegepersonal der Fragebogen „SOC-in-nursing“ entwickelt, der die Analyse tätigkeitsspezifischer Handlungsstrategien im Pflegebereich ermöglicht. Zum anderen wurde darauf aufbauend untersucht, inwiefern Handlungsstrategien und Tätigkeitsspielräume mit der Arbeitsfähigkeit älterer Mitarbeiter zusammenhängen. Dies erfolgte mittels Tätigkeitsanalysen, dem entwickelten Fragebogen und weiteren standardisierten Fragebögen für die Mitarbeiter, medizinischer Untersuchungen und Vorgesetztenbeurteilungen.
438 Pflegekräfte nahmen an der Untersuchung teil. Die Ergebnisse zeigen, dass das Pflegepersonal globale Selektions-, Optimierungs- und Kompensationsstrategien nutzt, um Gesundheit und Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Darüber hinaus werden tätigkeitsspezifische SOK-Strategien eingesetzt, welche dem besonderen Arbeitsfeld der Pflege zuzuordnen sind. SOK-Strategien hängen positiv mit der Arbeitsfähigkeit zusammen und der positive Effekt von Tätigkeitsspielräumen auf Arbeitsfähigkeit wird signifikant durch SOK mediiert. Dieser Zusammenhang ist bei älteren Pflegekräften stärker als bei jüngeren, d.h. SOK-Strategien fördern dann die Arbeitsfähigkeit von (älteren) Pflegenden, wenn Tätigkeitsspielräume, wie eine hohe Einflussnahme auf Arbeitsbedingungen, günstig gestaltet sind. Wenn diese Spielräume nicht gegeben sind, können SOK-Strategien zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit nicht eingesetzt werden.
Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass SOK-Strategien bei Pflegekräften bekannt sein sollten und ein Einsatz notwendig ist, um Arbeitsfähigkeit und Gesundheit zu erhalten. Gleichzeitig müssen Tätigkeitsspielräume im Arbeitsumfeld gegeben sein, welche die Anwendung der SOK-Strategien erlauben. Interventionsprogramme sollten daher sowohl auf der Verhaltens- wie auf der Verhältnisebene anknüpfen.
Eine derartige kombinierte Intervention wird zurzeit in einem Nachfolgeprojekt in einem bayerischen Klinikverbund durchgeführt und wissenschaftlich begleitet. Die Intervention richtet sich dabei sowohl auf individuelle Trainings zur Anwendung von SOK-Strategien als auch auf die Gestaltung der Arbeitsbedingungen in den jeweiligen Kliniken. Ergebnisse der kontrollierten Evaluationsstudie werden für Ende 2014 erwartet, erste Zwischenbefunde zeigen jedoch einen positiven Einfluss des SOK-Trainings auf psychosomatische Beschwerden und Wohlbefinden der Pflegekräfte.
Mehr zu diesem Thema
Allgemeine Informationen
- Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
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