Evaluation der stationären Rehabilitation von Patienten mit pneumologischen Berufskrankheiten in den berufsgenossenschaftlichen Kliniken Falkenstein und Bad Reichenhall

Prof. Dr. med. Dennis Nowak, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München:

In den Jahren 2007 bis 2010 wurde in Zusammenarbeit mit den berufsgenossenschaftlichen Kliniken Falkenstein und Bad Reichenhall die Wirksamkeit von Rehabilitationsmaßnahmen bei Patienten mit pneumologischen Berufskrankheiten (Asthma, Silikose, Asbestose, chronisch obstruktive Lungenerkrankung) untersucht. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen hinsichtlich der Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit, Verbesserung der psychosozialen Befindlichkeit und Verringerung der Luftnot konnte bereits gezeigt werden, jedoch fehlt es bislang an Untersuchungen der Langzeiteffekte. Das Ziel der Studie war daher die Evaluation von kurz-, mittel- und langfristigen Effekten der stationären Rehabilitation bezüglich körperlicher Leistungsfähigkeit und Lebensqualität.
Die Studiengruppe erhielt ein 4-wöchiges stationäres Training, welches auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten abgestimmt war. Eine Standardisierung wurde durch die Vorgabe einer minimalen Anzahl von Trainingseinheiten erreicht, welche sowohl aus Ausdauer- und Krafttraining wie auch aus Entspannungsmethoden und Ernährungsberatung bestand. Die Untersuchung war eine einjährige Langzeitstudie mit prä-post-Design. Die erste Untersuchung fand in den zwei Tagen vor dem Training statt. Die Kurzzeiteffekte wurden am letzten Tag der 4-wöchigen Rehabilitationsmaßnahme gemessen. Die mittelfristigen und langfristigen Ergebnisse wurden jeweils nach 3 und nach 12 Monaten erhoben. Folgende Daten wurden dabei betrachtet: Lungenfunktion, 6-Minuten-Gehtest, maximale Ergometerleistung, Skelettmuskelstärke, respiratorische Symptome, krankheitsbedingte Verschlechterungen und damit verbundene Arztbesuche, Lebensqualität, Angst- und Depressionswerte sowie verschiedene Dyspnoe-Indices.
Von 288 Patienten nahmen 264 an der Studie bis zur Nachuntersuchung ein Jahr nach der Rehabilitationsmaßnahme teil; davon 121 Patienten mit berufsbedingtem Asthma bronchiale, 42 Patienten mit Silikose, 66 Patienten mit Asbestose und 34 Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis oder Emphysem. Signifikante Verbesserungen (p < 0,05) im 6-Minuten-Gehtest, der maximalen Ergometerleistung und der Muskelkraft in Beinen und Händen konnten nach der Maßnahme sowie 12 Monate später gezeigt werden, wobei diese bei Patienten mit Asbestose geringer ausfallen. Zudem wurden in allen Patientengruppen in den 12 Monaten nach der Rehabilitationsmaßnahme eine Abnahme der Krankheitsverschlechterung um 35%, eine Reduktion der Antibiotikatherapie um 27% sowie ein Rückgang der Arztbesuche um 17% gefunden. Kurzfristige Verbesserungen konnten darüber hinaus in den Angst- und Depressionswerten gefunden werden. Die Lebensqualität verbesserte sich nur bei den Asthmapatienten. Eine nachhaltige Verbesserung über 12 Monate konnte jedoch weder für die Angst- und Depressionswerte noch für die Lebensqualität erzielt werden.
Diese Studie belegt die Effektivität einer 4-wöchigen stationären Rehabilitationsmaßnahme bei Patienten mit arbeitsbedingten pneumologischen Krankheiten hinsichtlich der Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit und einer Abnahme der weiteren Krankheitsverschlechterung. Weniger eindeutig sind die Befunde im Hinblick auf psychische und psychologische Effekte. Dennoch sind individuelle und vielfältige stationäre Rehabilitationsmaßnahmen eine geeignete Maßnahme, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Diese sollten wünschenswerterweise mit Nachsorgeprogrammen kombiniert werden, um langfristige Erfolge zu erhalten.