Gesundheitsförderung von Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit

Prof. Dr. med. Dennis Nowak, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München:

Ein Schwerpunkt der Versorgungsforschung liegt in der Gesundheitsförderung von Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit. In diesem Schwerpunkt finden vor allem anwendungsorientierte Interventionsprojekte statt, die begleitet und auf ihre Effektivität hin evaluiert werden. Ziel ist einerseits die Stärkung der Gesundheit der arbeitslosen Menschen und andererseits die Förderung der Wiedereingliederung in den (ersten) Arbeitsmarkt.
Die Arbeitsmedizin hat in Zusammenarbeit mit mehreren Arbeitsagenturen Gesundheitsförderprojekte für Menschen in Arbeitslosigkeit durchgeführt. Der Fokus der Projekte liegt auf der Durchbrechung des Teufelskreises, in dem sich viele Betroffene befinden, da Gesundheitsprobleme sowohl Ursache als auch Folge von Arbeitslosigkeit sein können. Zum einen liegt der Grund einer Arbeitslosigkeit häufig in einer gesundheitlichen Beeinträchtigung, welche sich wiederum negativ auf den (Wieder-)Zugang zum Arbeitsmarkt auswirkt. Zum anderen beeinträchtigt Arbeitslosigkeit mit zunehmender Dauer die psychische und körperliche Gesundheit von Arbeitssuchenden erheblich. Institutionelle Arbeitsmarktprojekte sollten daher die Förderung der Gesundheit mitberücksichtigen, da damit auch die Vermittlungschancen der Arbeitslosen erhöht werden.
Eine individuelle Ausrichtung der Gesundheitsförderprojekte, welche auf die Bedürfnisse und Lebensumstände der Teilnehmer eingeht, ist dabei notwendig. Partizipative Elemente erhöhen zudem die Motivation der Teilnehmer und die Effektivität der Projekte. Inhaltlich werden Ernährungsthemen bearbeitet, körperliche Aktivitäten und individuelle Unterstützung bei dem „Gang durchs Gesundheitswesen“ angeboten sowie weitere gesundheitlich-relevante Aspekte in Gruppentreffen behandelt.
Damit die Projekte erfolgreich implementiert werden, muss die Integration von Fördermaßnahmen in die vorhandenen Strukturen der Arbeitsmarktförderung realisiert werden. Durch train-the-trainer Konzepte, wie z.B. Schulungen von Fallmanagern der Arbeitsmarktmaßnahmen, wird das Expertenwissen der Universität in die Praxis weitergetragen. Hierdurch wird eine nachhaltige Implementierung gewährleistet und ein hohes Maß an Compliance erreicht.
Die Mitarbeiter der Universität – Ärzte, Psychologen und Gesundheitswissenschaftler – bieten einen fachlichen Austausch und Beratungsangebote mit den Fallmanagern während der Intervention, so dass Implementierungsschwierigkeiten gezielt angegangen werden. Andererseits dient die enge Betreuung der Maßnahmen der Prozessevaluation. Hierdurch werden wertvolle Informationen über die Effektivität der Maßnahme, Erfolgsfaktoren, aber auch Misserfolge gewonnen. Neben der Prozessevaluation leistet die Begleitforschung einen wichtigen Beitrag zur Ermittlung der Wirksamkeit der Intervention. Vor, während und nach Ende der Maßnahme wird der körperliche und psychische Gesundheitszustand der Teilnehmer untersucht, um einen Überblick der Gesundheitssituation zu gewinnen.
Nach wie vor ist die Gesundheitsförderung von sozial benachteiligten Gruppen eine große Herausforderung. Die Untersuchungen zeigen häufig „behandlungsbedürftige“ Werte der psychischen und körperlichen Gesundheit von Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit. Gesundheitsaspekte sollten daher fester Bestandteil von Förderinstrumenten der Arbeitsmarktintegration sein.
Wichtige Studien des Instituts, die sich mit der Gesundheitsförderung von sozial benachteiligten Personen befassen, sind „AmigA-M - Arbeitsförderung mit gesundheitlicher Ausrichtung in München“ und „Gesundheitliches Kompetenztraining für arbeitslose Menschen – Multimodales Gesundheitsförderungsprogramm für Langzeitarbeitslose in Maßnahmen zur Förderung der beruflichen und sozialen Integration“.

Projekte