Gesundheitliches Kompetenztraining für arbeitslose Menschen – Multimodales Gesundheitsförderungsprogramm für Langzeitarbeitslose in Maßnahmen zur Förderung der beruflichen und sozialen Integration

Prof. Dr. med. Dennis Nowak, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München:

Das gesundheitliche Kompetenztraining für arbeitslose Menschen richtete sich an erwerbsfähige Langzeitarbeitslose in bestehenden Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Ein durch das Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin sowie der Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Universitätsklinikum Ulm) entwickeltes Präventionskonzept wurde in Hannover und München in Einrichtungen der Arbeitsagenturen angeboten. Ziel der Maßnahme war die Verbesserung der körperlichen und psychischen Gesundheit, die zur Förderung der beruflichen und sozialen Integration von Arbeitslosen beitragen soll. Studienziele waren die nachhaltige Implementierung des Gesundheitskompetenztrainings und die Evaluation der Effekte auf Teilnehmer- und Organisationsebene.
Das Projekt verwendete einen Multiplikatorenansatz. In einer 3-tägigen Schulung wurden pädagogische Fachkräfte zum „Gesundheitscoach“ ausgebildet, was sie dazu befähigen sollte, zielgruppenspezifische sowie nachhaltige Gesundheitsförderung in ihrem Setting anbieten zu können. Das Gesundheitskompetenztraining bestand aus regelmäßigen Gruppenaktivitäten, welche sowohl Bewegungseinheiten als auch die Ausarbeitung selbstbestimmter gesundheitsrelevanter Themen beinhalteten. Zudem fanden zwei motivierende Gesundheitsgespräche statt, in denen persönliche Gesundheitsziele vereinbart wurden. Zum Erfahrungsaustausch und der Weiterentwicklung des Trainings boten die beteiligten Universitäten monatliche Fallbesprechungen mit den Gesundheitscoaches an.
Die Studie hat ein quasi-experimentelles Design mit Kontrollgruppe (nicht randomisiert). Erhebungszeitpunkte waren zu Beginn der Maßnahme, nach 3 und nach 12 Monaten. Die körperliche und psychische Gesundheit wurden mit Hilfe der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, Angst- und Depressionswerten, Veränderungsmotivation hinsichtlich des Gesundheitsverhaltens und kardiovaskulären Risikoprofilen gemessen. Verhältnispräventive Effekte, wie z.B. Prinzipien des „gesunden Betriebs“, sollten anhand einer entsprechend operationalisierten Gesundheits-Checkliste in jährlichen Abständen ermittelt werden.
Neben der Produktevaluation wurde eine formative Prozessevaluation durchgeführt, um das Gesundheitskompetenztraining kontinuierlich an die Bedürfnisse der Teilnehmer und Einrichtung anzupassen. Diese fand einerseits durch den Austausch der Gesundheitscoaches mit den Teilnehmern statt. Andererseits wurden Erkenntnisse durch die monatlichen Fallbesprechungen gewonnen und mit dem Studienteam besprochen.
Im Projekt wurden insgesamt 71 Personen aus Jobcentern und Trägern von Arbeitsgelegenheiten und Qualifizierungsangeboten als Gesundheitscoaches trainiert. 287 Arbeitslose nahmen an der Interventionsstudie teil, 107 in der Kontrollgruppe und 179 in der Interventionsgruppe. Nach 3 Monaten konnte ein signifikanter Interventionseffekt im Bereich der Verhaltensveränderung für die Bereiche „gesunde Ernährung“ und „körperliche Aktivität“ gezeigt werden. Zudem wurden eine Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und eine Verringerung der Angst- und Depressionswerte nach 3 Monaten gefunden. Die Ergebnisse des Zwölfmonats-Followup werden zurzeit ausgewertet. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass ein partizipatives Gesundheitsförderprogramm mit einem hohen gruppenorientierten Anteil für Menschen in Langzeitarbeitslosigkeit vor dem Hintergrund der schlechten Gesundheitssituation zum einen notwendig ist und zum anderen wirksam sein kann.