Möglichkeiten der Verbesserung intersektoraler Zusammenarbeit am Beispiel der Versorgung kolorektaler Lebermetastasen (VISUAL)

Prof. Dr. Julika Loss, Prof. Dr. Christian Apfelbacher PhD, Medizinische Soziologie, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Fakultät für Medizin der Universität Regensburg:

Hintergrund

Das kolorektale Karzinom ist mit einer Inzidenz von ca. 70.000/Jahr einer der häufigsten Tumore in Deutschland. Etwa 40% dieser Patienten entwickeln Lebermetastasen (synchron oder metachron). Erfahrungsberichten zufolge gibt es derzeit kein einheitliches oder standardisiertes Vorgehen bei ambulanten Patienten, bei denen Lebermetastasen diagnostiziert wurden. Vielerorts entsteht der Eindruck, dass Patienten, die potenziell einer chirurgischen Behandlung (Resektion) zugänglich gewesen wären, zu spät oder gar nicht in entsprechende klinische Fachabteilungen eingewiesen werden bzw. inadäquat vorbehandelt werden. Oft erfolgt zunächst oder ausschließlich eine Chemotherapie. In der Folge schädigt die Chemotherapie oft die Leber in einem Maße, dass eine Operation nicht mehr möglich ist. Vielen Patienten wird damit vermutlich die Chance auf Kuration oder ein längeres tumorfreies Überleben vorenthalten.

Ziel

Ziel der Studie ist es, eine Verbesserung der intersektoralen Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Allgemeinmedizinern, Gastroenterologen, Onkologen und chirurgischen Kliniken zu explorieren, um die Versorgungsqualität der Patienten zu erhöhen.

Methodik

Die Studie wird in zwei Abschnitten durchgeführt. Zuerst werden die Behandlungsströme von Patienten mit kolorektalen Lebermetastasen mit Hilfe von Daten des Tumorzentrums Regensburg rekonstruiert (quantitativer Teil). Klinische Daten wurden aus ärztlichen Befundberichten sowie Entlassungsbriefen erhoben. Der vorab festgelegte Indikatorensatz enthält u.a.: Zeitpunkt und Standort des ersten Verdachts auf kolorektale Lebermetastasen, Diagnosedatum, Zeitpunkt der Tumorboard-Vorstellung, Behandlungsempfehlung und Art und Zeitpunkt der Behandlung. Zudem werden demographischen Daten erhoben. Angestrebt wird auch eine geographische Darstellung von möglichen Versorgungslücken in der Oberpfalz und Niederbayern. Die Daten werden über Microsoft Access erfasst und mit SPSS ausgewertet.
Im zweiten Abschnitt des Projektes sollen halbstrukturierte Interviews mit behandelnden Ärzten durchgeführt werden (qualitativer Teil). Dadurch sollen Motive und Barrieren in der Versorgung erkannt werden. Mittelfristiges Ziel ist es, die S3-Leitlinienadhärenz (=Erhöhung des Anteils der leitlinienkonform behandelten Patienten) zu verbessern. Dabei soll die Anzahl der Patienten, die einem Chirurgen vorgestellt werden, erhöht werden. Durch eine Verbesserung der intersektoralen Zusammenarbeit könnte so die Behandlung von Patienten mit kolorektalen Lebermetastasen flächendeckend optimiert werden.