Cannabidiol in Futtermitteln aus Hanf

Signet Jahresbericht 2021/22

Abstract

Produkte aus Hanfsamen liegen auch bei Futtermitteln im Trend und werden vor allem im Heimtierbereich häufig mit Hinweisen über die positiven Wirkungen von Cannabidiol (CBD) angeboten. Hanfsamen sind jedoch von Natur aus cannabinoidfrei. Nur durch Verunreinigungen bei der Ernte und Verarbeitung können geringe Mengen CBD in Produkte aus Hanfsamen gelangen. Produkte aus Nutzhanfsamen, die technisch unvermeidbare CBD-Gehalte aufweisen, sind in Futtermitteln in der Regel verkehrsfähig. Dagegen sind CBD-Extrakte und mit CBD-Extrakten angereicherte Produkte nicht zugelassen. Um unzulässige CBD-Zusätze feststellen zu können, prüft das LGL Futtermittel aus Hanf auf ihren CBD-Gehalt.

Hintergrund

Inhaltsstoffe der Hanfpflanze

Die Hanfpflanze (Cannabis sativa) gilt als eine der ältesten Nutzpflanzen und ist aufgrund ihrer Eigenschaften und Inhaltsstoffe vielseitig verwendbar. Vor allem die protein- und fettreichen Hanfsamen und die daraus hergestellten Produkte liegen derzeit nicht nur bei Lebensmitteln im Trend, sondern werden immer häufiger auch in Futtermitteln eingesetzt.
Neben den ernährungsphysiologisch wertvollen Inhaltsstoffen enthält die Hanfpflanze in allen Pflanzenteilen, außer in Samen und Wurzeln, Cannabinoide als sekundäre Pflanzenstoffe in unterschiedlichen Mengen (1). Die bekanntesten Vertreter dieser Stoffgruppe sind Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), die jeweils in der Pflanze in carboxylierter Form, also als Tetrahydrocannabinolsäure (THCA) und Cannabidiolsäure (CBDA) vorliegen. Nutzhanf enthält relativ geringe Mengen an Cannabinoiden, vor allem der THC-Gehalt muss in der EU unter 0,2 % liegen, da THC psychoaktiv wirkt und Wahrnehmungsveränderungen auslöst. Dem CBD werden dagegen zahlreiche positive Wirkungen zugeschrieben. So soll es u. a. eine entzündungshemmende, beruhigende und Stress lindernde Wirkung haben. Es wird bei verschiedenen Krankheiten wie Epilepsie oder Parkinson sowie Schizophrenie und Angststörungen zur Unterstützung der Heilungsprozesse oder auch zur Linderung der Symptome eingesetzt (2).
Auch im Heimtierbereich scheint CBD sehr von Interesse zu sein. Hanfprodukte und Futtermittel, die solche enthalten, werden oft mit Hinweisen auf die natürlich enthaltenen CBD-Gehalte und deren positive Wirkungen versehen.

Verarbeitung und Verwendung der Hanfpflanze

Aus den Hanfsamen wird Hanföl üblicherweise im Kaltpressverfahren gewonnen, um die darin vorkommenden mehrfach ungesättigten Fettsäuren zu erhalten. Bei diesem Vorgang entsteht neben dem Hanföl der Hanfkuchen als zweites hochwertiges Produkt. Sowohl das ausgepresste Hanföl als auch der Presskuchen, der vermahlen als proteinreiches Hanfmehl vermarktet wird, sind wertvolle und zunehmend begehrte hochpreisige Nahrungsmittel.

Obwohl die Hanfsamen keine Cannabinoide enthalten, können die daraus gewonnenen Produkte geringe Mengen an Cannabinoiden aufweisen, da es bei der Ernte und Verarbeitung der Samen zu einer Kontamination mit Cannabinoiden kommen kann.
Je nach Sorgfalt bei der Reinigung des Pressgutes können diese Verunreinigungen in Hanföl in einer enormen Spannbreite nachgewiesen werden. So enthielten 13 italienische Hanföle Konzentrationen von 2,265 mg/kg bis hin zu 821 mg/kg Cannabidiolsäure (CBDA). Die Gehalte an CBD und THC lagen dort bei maximal 1056 bzw. 8,8 mg/kg (3).
Von Hanföl zu unterscheiden ist das sogenannte CBD-Öl. Dieses ist definiert als Mischung eines Öles mit CBD-Extrakt (2). Das dabei verwendete Öl kann auch aus anderen Pflanzenarten als Hanf stammen. CBD-Extrakt wird durch Extraktionsverfahren aus dem Blütenanteil der Hanfpflanze gewonnen. Hanföl ist ein Einzelfuttermittel, CBD bzw. CBD-Extrakt jedoch ein in der EU nicht zugelassener Futtermittelzusatzstoff.

Untersuchung und Ergebnisse

Um festzustellen, ob ein unzulässiger Zusatz an CBD-Extrakt vorliegt, überprüfte das LGL in den Jahren 2021 und 2022 Hanföle, Hanfmehl und Hanfpresskuchen sowie Ergänzungsfuttermittel, die Hanfprodukte enthalten auf ihren CBD/CBDA-Gehalt. Die höchsten CBD/CBDA Gehalte waren in drei Hanfölen mit Summengehalten an CBD/CBDA von 31800 mg/kg, 30500 mg/kg und 21800 mg/kg feststellbar. Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle dargestellt.

Tabelle: Ergebnisse der Untersuchungen von Futtermitteln aus Hanf auf den Gehalt an CBD/CBDA

Tabelle: Ergebnisse der Untersuchungen von Futtermitteln aus Hanf auf den Gehalt an CBD/CBDA (mg/kg)
Probe Tierart CBD/CBDA(mg/kg)
Hanföl   31800
Hanföl   30500
Hanföl   46
Hanföl   21800
Hanfpresskuchen   300
Hanfpulver Hunde 163
Hanfsnack für Hunde Hunde 730
Hundeleckerli mit Hanf Hunde 0,3
Ergänzungsfuttermittel Hund/Pferd Hunde und Pferde 830
Hanfmischung Plus Pferde 750
Hanfpellets Pferde 7500
Hanfpellets Pferde 14,4

Fazit und Maßnahmen

Laut Literatur liegen die CBDA/CBD Gehalte bei gepressten Hanfölen meist im Bereich von <10 mg/kg bis 63,5 mg/kg (4,5,6). Die CBD/CBDA-Gehalte von 31800 mg/kg, 30500 mg/kg und 21800 mg/kg der drei Hanfölproben liegen weit über den aus der Literatur bekannten CBD-Gehalten und lassen auf einen Zusatz von nicht für Futtermittel zugelassenen Extrakten schließen. Auffällig war auch die Probe Hanfpellets mit 7500 mg/kg CBD/CBDA, die als Ergänzungsfutter für Pferde bestehend aus Hanfmehl mit natürlichem CBD-Gehalt deklariert war. Diese Befunde wurden zur weiteren Bearbeitung an die zuständige Vollzugsbehörde für das Futtermittelrecht weitergegeben. Da Hanfmehl üblicherweise aus den Hanfsamen stammt, sollte es weitgehend frei von Cannabinoiden sein. Die Ergebnisse zeigen, dass Hanfprodukte und Futtermittel, die solche enthalten auch weiterhin auf Cannabinoide geprüft werden sollten.

Literatur

  • Kleinhenz M. D. et al., 2020, Nutrient concentrations, digestibility, and cannabinoid concentrations of industrial hemp plant components, 2020. Applied Animal Science 36:489–494.
  • Hazekamp, A., The Trouble with CBD Oil. Medical Cannabis and Cannabinoids, 2018. 1(1): p. 65-72.
  • Citti, C., et al., Analysis of cannabinoids in commercial hemp seed oil and decarboxylation kinetics studies of cannabidiolic acid (CBDA). Journal of Pharmaceutical and Biomedical Analysis, 2018. 149: p. 532-540.
  • Jang E. et al., Concentrations of THC, CBD, and CBN in commercial hemp seeds and hempseed oil sold in Korea, Forensic Science International, Volume 306, 2020, 110064.
  • Kitamura M. et al., Cannabidiol Content and In Vitro Biological Activities of Commercial Cannabidiol Oils and Hemp Seed Oils. Medicines 2020, 7, 57
  • Nebojša Kladar, Branislava Srđenović Čonić, Biljana Božin, Ljilja Torović, European hemp-based food products – Health concerning cannabinoids exposure assessment. Food Control, Volume 129, 2021, 108233.

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