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Bayerisches Stechmücken-Monitoring 2024/2025
Hintergrund
In Deutschland und auch in Bayern werden immer wieder Exemplare gebietsfremder Stechmückenarten gefunden. Diese werden über den internationalen Handels- und Tourismusverkehr eingetragen und finden aufgrund klimatischer Veränderungen, wie ansteigender Temperaturen, zunehmend günstige Bedingungen für die Ansiedlung und Bildung überwinterungsfähiger Populationen vor. Einige Arten, wie zum Beispiel die Asiatische Tigermücke, sind in der Lage, unter klimatisch geeigneten Bedingungen tropische und subtropische Erreger wie das Dengue-Virus zu übertragen. Krankheiten, die durch diese Erreger verursacht werden, kommen derzeit in Deutschland nur bei Reisenden vor, die sich in Gebieten, in denen diese Erreger zirkulieren, infiziert haben.
Die Asiatische Tigermücke, die sich mittlerweile in vielen Teilen Südeuropas etabliert hat und sich zunehmend auch in Teilen Deutschlands ausbreitet, tritt im Vergleich zu den meisten heimischen Stechmücken auch tagsüber mit aggressivem Stechverhalten lästig in Erscheinung. Eine Überwachung der Verbreitung gebietsfremder Stechmückenarten sowie gezielte Bekämpfungsmaßnahmen sind zum jetzigen Zeitpunkt wichtig, um die Entstehung von Populationen möglichst zu vermeiden und einer weiteren Ausbreitung entgegen zu wirken.
Einsendungen aus der Bevölkerung können maßgeblich dazu beitragen, neue Populationen gebietsfremder Arten frühzeitig zu entdecken. Ebenso ist die aktive Mithilfe der Bevölkerung, bei der Vermeidung und Beseitigung von Brutstätten, zentraler Bestandteil einer erfolgreichen Bekämpfungsstrategie. Informationen darüber, wie die Tigermücke zu erkennen ist und was gegen die Verbreitung getan werden kann, sind in den FAQs und Informationsmaterialien des LGL sowie in den weiterführenden Links am Ende des Artikels zu finden.
Neben gebietsfremden Stechmückenarten rücken auch heimische Arten als Überträger von bislang in Bayern nicht verbreiteten Erregern in den Fokus. Von besonderer Relevanz ist das West-Nil-Virus (WNV). Seit 2019 werden in den ostdeutschen Bundesländern vereinzelt stechmückenübertragene WNV-Infektionen beim Menschen registriert, wobei eine Ausweitung des Übertragungsgebiets verzeichnet wird.
Bayerisches Stechmücken-Monitoring 2024/2025
Im Jahr 2024 startete das Bayerische Stechmücken-Monitoring (Monitoring) als Folgeprojekt der 2023 beendeten Machbarkeitsstudie. Finanziert wird das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP).
Anknüpfend an die Inhalte der Machbarkeitsstudie werden auch im Folgeprojekt Monitoring-Maßnahmen an ausgewählten Standorten durch das LGL durchgeführt. Im Jahr 2024 erfolgte dies an vier Standorten, die aufgrund von Fund-Meldungen aus dem Vorjahr oder aufgrund ihrer besonderen Eignung als Eintragungsort (Verkehrsknotenpunkte) ausgewählt wurden. An zwei dieser Standorte wurden Exemplare der Asiatischen Tigermücke gefunden. Davon war ein Standort ein stark frequentierter Raststätten-Parkplatz an einer Autobahn. Ergänzend wird am Flughafen München nach den Bestimmungen der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) ein eigenes Monitoring durchgeführt. 2024 wurden dort keine Tigermücken nachgewiesen.
Fundmeldungen über Einsendungen von Privatpersonen an das LGL, sowie Meldungen durch das deutschlandweite Citizen Science-Projekt Mückenatlas und die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS e.V.) werden vom LGL dokumentiert und dienen zusammen mit eigenen Funddaten der Weiterentwicklung des Projekts und der Festlegung neuer Untersuchungsstandorte für die kommenden Jahre. Gesundheitsämter werden kontinuierlich über bekanntgewordene Funde im Zuständigkeitsbereich benachrichtigt und über mögliche weitere Schritte informiert und beraten.
Rückblickend ergibt sich für das Jahr 2024 nun folgendes Gesamtbild (Abbildung 1). Während im Jahr 2023 in 10 bayerischen Landkreisen Asiatische Tigermücken gefunden wurden, waren es in 2024 17 Landkreise. Auch wenn es sich nach aktuellen Erkenntnissen meist noch um Einzelfunde handelte unterstreichen die Ergebnisse die Notwendigkeit eines künftigen Monitorings. Die Tigermücke ist in Bayern nachweislich angekommen und eine weitere Ausbreitung ist sehr wahrscheinlich.
Abbildung 1: Dem LGL-bekannte Funde Asiatischer Tigermücken 2024 im Freistaat Bayern, nach Landkreis
Neu in dem Projekt ist das Angebot einer sogenannten „Starthilfe“. Diese bietet zuständigen Behörden eine niederschwellige Möglichkeit zur Abklärung von Erstfunden der Asiatischen Tigermücke. Das LGL bietet dabei fachliche Unterstützung bei der Planung und Durchführung eines Fallenbetriebs an und übernimmt die Bestimmung der Stechmücken-Funde. Das weitere Monitoring erfolgt anschließend eigenverantwortlich durch die zuständigen Behörden. Sieben Landkreise haben in 2024 die Starthilfe in Anspruch genommen. Ihre Erfahrungen werden zum Jahresende evaluiert. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Weiterentwicklung von konkreten Handlungsempfehlungen ein, die die zuständigen Vor-Ort-Behörden bei Funden der Asiatischen Tigermücke in ihrem Vorgehen unterstützen. Des Weiteren werden Informations- und Aufklärungsmaterialien weiter- bzw. neu entwickelt und auch der Bevölkerung zur Verfügung gestellt.
Im Rahmen des Projekts werden auch Vorbereitungen für ein anlassbezogenes, lokales Monitoring bei Verdacht auf West-Nil-Virus-Infektionen in der Bevölkerung getroffen. Hierzu werden die erforderliche Logistik und Laborabläufe zum Nachweis des WNV in Stechmücken am LGL etabliert.
In 2025 wird sich das Bayerische Stechmücken-Monitoring zusätzlich zum LGL-eigenen Monitoring und dem Weiterbetrieb der Starthilfe verstärkt auf die Beratung lokaler Behörden zur Durchführung von Monitoringmaßnahmen und zur Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit konzentrieren.