Machbarkeitsstudie: Bayerisches Stechmücken-Monitoring

2023 betrieb das LGL ein Stechmücken-Monitoring an sechs Standorten mit insgesamt 31 Fallen in Bayern. Die Aufstellung der Fallen seitens des LGL diente der Überprüfung von Orten, an denen die Asiatische Tigermücke bereits im Vorjahr gefunden wurde (SK Würzburg, LK München, SK Bayreuth, LK Weißenburg-Gunzenhausen) und der Exploration möglicher Eintragungsorte, wie Verkehrsknotenpunkten (LK Rosenheim, LK Oberallgäu).

Hintergrund

Weltweit werden ca. 3.500 Stechmückenarten erfasst, hierzulande sind es etwa 50 Arten. In Bayern werden immer wieder Mückenpopulationen nicht heimischer Arten gefunden. Der globale Warenhandel und die zunehmende internationale Mobilität des Menschen sowie anhaltende klimatische Veränderungen (Klimawandel) begünstigen die Ausbreitung und das Überwintern gebietsfremder Mückenarten. Ein prominentes Beispiel für eine gebietsfremde, sich erfolgreich verbreitende Stechmückenart, ist die ursprünglich in Südostasien beheimatete Asiatische Tigermücke, Aedes albopictus (von: Aedes „widrig“ und albopictus „weiß gezeichnet“). Das Wissen über Vorkommen, Verbreitung und Biologie verschiedener Mückenarten ist begrenzt. Bis vor wenigen Jahren wurden vereinzelte Funde von gebietsfremden Mücken vor allem durch Informationen aus der Bevölkerung bekannt. Eine gezielte aktive, systematische und präventive Suche, die eine zeitliche und räumliche Entwicklung des Vorkommens gebietsfremder Mücken und damit eine Bewertung dessen ermöglichen würde, gab es lange Zeit in Bayern nicht. Ein bayernweites Monitoring/Surveillance war 2022/23 ein erster Schritt, um einen Überblick über gebietsfremde Arten zu erhalten, die als Überträger für verschiedene Erreger von (derzeit primär reiseassoziierten) Erkrankungen, wie z. B. Dengue-Fieber und Chikungunya geeignet sind.

Zielsetzung

Das LGL führte ab Juli 2022 eine Machbarkeitsstudie zu einem präventiven Monitoring gebietsfremder Stechmücken durch. Ziel der Machbarkeitsstudie, die vom Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention finanziert wurde, ist es, Erkenntnisse für die Planung und Umsetzung eines systematischen und präventiven Mückenmonitorings zu gewinnen.

Umsetzung

Adulte Stechmücken bzw. deren Eier wurden mit Hilfe von Lebendfallen und Eiablagefallen (Abb.1) gefangen, gesammelt und bestimmt.

Die Stechmücken wurden durch wirbeltierspezifische Lockstoffe (künstlicher Körpergeruch in Verbindung mit CO2) sowie durch optische Reize durch die Bauart der Fallen angelockt. Für andere Insekten, z. B. Käfer und Bienen, sind die Fallen unattraktiv und ebenso unbedenklich für Menschen oder Wirbeltiere. Diese Fallen tragen nicht zur Vermehrung von Stechmücken bei, da der Einsatz des umweltfreundlichen, selektiv wirkenden Mittels BTI (Bacillus thuringiensis israelensis, ein Bodenbakterium) die Weiterentwicklung von Larven in den Eiablagefallen verhindert. Adulte Stechmücken und ihre Eier wurden mittels morphologischer und molekularbiologischer Techniken differenziert. Die Funde gebietsfremder Arten wurden im zeitlichen Verlauf dokumentiert, geo-referenziert und mit Meldungen der o. g. Erkrankungen gemäß IfSG abgeglichen.

Ergebnisse

An vier der sechs LGL-Monitoring-Standorte gab es Funde der Asiatischen Tigermücke. Im LK Oberallgäu und LK München wurden Einzelfunde registriert. In Würzburg wurde eine etablierte Population gefunden, in Rosenheim deuten die Funde ebenfalls auf eine etablierte Population hin. Gesundheitsämter wurden kontinuierlich über bekanntgewordene Funde im Zuständigkeitsbereich benachrichtigt und über mögliche weitere Schritte informiert.

Zusätzlich wurden Fundmeldungen über Einsendungen von Privatpersonen an das deutschlandweite Citizen Science-Projekt Mückenatlas und das LGL bekannt. Weitere Funde wurden am Flughafen München bekannt in dem dort nach den Bestimmungen der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) durchgeführten Monitoring (Abb. 1).

Bayernkarte mit einzelnen in drei Blaustufen eingefärbten Landkreisen. Je nach Farbintensität: keine Funde oder Einzelfunde oder Pupulation

Abb 1. Übersicht der in 2023 bekannten Populationen und Einzelfunde der Asiatischen Tigermücke in Bayern

Die Ergebnisse des LGL-Monitorings sowie weiterer Fund-Meldungen in 2023 legen nahe, dass die Asiatische Tigermücke auch in Bayern im Begriff ist, sich auszubreiten. Daher ist es wichtig, die Entwicklung der Situation zu beobachten sowie über die Verbreitung und gezielte Maßnahmen aufzuklären.