Aedes albopictus – die Asiatische Tigermücke

Verschiedene Stechmückenarten konnten sich in den letzten Jahrzehnten rasch von ihren angestammten Gebieten über fast alle Kontinente ausbreiten. Die Hauptursache für die rasche Ausbreitung ist die Globalisierung – globaler Warenhandel und zunehmende internationale Mobilität des Menschen. Dabei gilt die ursprünglich in Südostasien beheimatete Asiatische Tigermücke, Aedes albopictus (von: Aedes „widrig“ und albopictus „weiß gezeichnet“), als die sich am erfolgreichsten verbreitende Stechmückenart, die als Überträger vieler Krankheiten wie Chikungunya-, West-Nil- oder Denguefieber für den Menschen bedeutsam ist. Für das derzeit viel diskutierte Zika-Virus ist die in Deutschland noch nicht nachgewiesene Ägyptische Tigermücke, Aedes aegypti, häufigster Überträger. Ob und inwieweit für eine Zika-Virus-Übertragung auch Ae. albopictus in Frage kommt, ist noch nicht abschließend geklärt.

Biologie der Asiatischen Tigermücke

Der Entwicklungszyklus beginnt mit einem etwa 0,5 mm langen Ei, gefolgt von 4 Larvenstadien und einem Puppenstadium, aus dem schließlich die 2-10 mm langen erwachsenen Tiere schlüpfen. Die Mücken ernähren sich von zuckerhaltigen Pflanzensäften. Nur die weiblichen Mücken benötigen eine Blutmahlzeit, um ihre Eier ausbilden zu können.

Die Asiatische Tigermücke ist ein sogennanter „Container-Brüter“, d.h. sie kann neben ihren natürlichen Brutstätten (z. B. Astlöcher, Kokosnussschalen) kleinste Wasseransammlungen wie Blumenvasen, Untersetzer oder Vogeltränken für die Entwicklung der Nachkommen verwenden. Dafür kleben sie ihre Eier – 40-90 pro Eiablage, insgesamt etwa 300 – oberhalb der Wasseroberfläche fest. Die Larven schlüpfen, sobald sie mit einem steigenden Wasserspiegel in Berührung kommen. Die Eier sind sehr unempfindlich gegen Trockenheit, und noch nach Monaten können daraus Larven schlüpfen.

Ae. albopictus ist eine wärmeliebende Stechmücke, sicherlich ein wichtiger Grund, warum stabile Populationen in Europa noch auf den Süden begrenzt sind. Während tropische und subtropische Ae. albopictus ganzjährig aktiv sind, haben sich europäische Populationen bereits etwas an die veränderte klimatische Situation angepasst: Im Herbst gelegte Eier überwintern, und die Larven schlüpfen erst im nächsten Frühjahr.

3 Bilder siehe Bildunterschrift.

Abbildung 2: Aedes albopictus, Fotos: CDC/ James Gathany
links: weibliche Mücke bei der Blutmahlzeit von vorn,
oben rechts: weibliche Mücke bei der Blutmahlzeit von der Seite. Gut sichtbar sind die schwarz/weiß geringelten Beine und die weiße Mittellinie am Kopf.
unten rechts: kopulierendes Pärchen. Nur die weibliche Mücke saugt Blut.

Merkmale. Woran ist eine Asiatische Tigermücke zu erkennen?

2 Bilder, Information folgt in der Bildunterschrift

Abbildung 3: Ringelmücke - Culiseta annulata. Links: weibliche Mücke von der Seite, rechts: von oben fotografiert. Fotos: links: Aiwok, Wikimedia Commons, rechts: B. Pluskota (KABS/IfD)

Auffällig ist zunächst das Stechverhalten: Diese Mücke sticht tagsüber vor allem im Freien, seltener auch in der Wohnung und ist dabei sehr hartnäckig. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich eine auffällig schwarz/weiß „geringelte“ Mücke. Typisch für Ae. albopictus ist eine in der Mitte verlaufende weiße Linie am Kopf, die sich auf den Brustkorb fortsetzt (Abb. 2). Verwechslungsmöglichkeit besteht mit der die oben angeführten Viren nicht übertragenden Ringelmücke, die allerdings meist größer ist, keine mittige Linie am Brustkorb besitzt und eher grau-bräunliche gefärbt ist (Abb. 3). Die Stiche der Ringelmücke sind sehr schmerzhaft.

Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke

Von Südostasien ausgehend hat sich Ae. albopictus in verschiedenen Ländern Nord-, Mittel- und Südamerikas, Afrikas, des Mittleren Ostens, Südeuropas und in Australien angesiedelt. Die Ausbreitung erfolgt insbesondere in Form von trocknungsresistenten Eiern über den internationalen Handel mit Altreifen und Glücksbambus („Lucky Bamboo“).

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Abbildung 4: Verbreitung von Ae. albopictus in Europa, Januar 2016 (ECDC/EFSA: http://ecdc.europa.eu/en/healthtopics/vectors/vector-maps/Pages/VBORNET_maps.aspx). Die jüngsten Nachweise aus Deutschland sind noch nicht berücksichtigt.


Gesundheitsgefährdung durch Ae. albopictus

Stiche durch Ae. albopictus sind zwar lästig, normalerweise aber ungefährlich. Allerdings können beim Stich gefährliche Krankheitserreger übertragen werden, insbesondere das Dengue Virus, das Chikungunya Virus und das West-Nil-Fieber Virus, unter Laborbedingungen auch noch eine Vielzahl weiterer Erreger. Auch muss betont werden, dass für eine Übertragung natürlich auch der entsprechende Erreger vorhanden sein muss, der eigene Ansprüche an die Umwelt besitzt, wie z. B. entsprechende klimatische Bedingungen oder geeignete Wirtstiere.

Das Risiko einer gesundheitlichen Gefährdung durch die oben angeführten Viren ist für die bayerische Bevölkerung derzeit als sehr gering einzuschätzen, da bislang nur einige wenige z. B. durch den Warenverkehr eingeschleppte Exemplare nachgewiesen wurden und die genannten Virus-Spezies in Bayern bislang nicht natürlich verbreitet sind.

Vorstellbar ist jedoch das Szenario, dass ein virusinfizierter Reiserückkehrer von einer Tigermücke gestochen wird, diese die Viren aufnimmt und dann in Einzelfällen bei einer weiteren Blutmahlzeit auf eine andere Person überträgt. Daher sind allgemeine präventive Maßnahmen zur Reduktion der Mückenpopulationen sowie ein spezifisches Mückenmonitoring der Tigermücke sinnvoll.

Bekämpfung und Kontrollmaßnahmen

Maßnahmen zur Bekämpfung und Kontrolle von Aedes albopictus umfassen

  1. physikalische,
  2. biologische und
  3. chemische Maßnahmen.

Es muss an dieser Stelle betont werden, dass eine erfolgreiche Bekämpfung und Kontrolle ganz wesentlich auf die Mitarbeit der Bevölkerung angewiesen ist: durch Erkennen und Melden dieser auffälligen Stechmücke und lokale Sanierung möglicher Brutstätten. Verdächtige Mücken können zur genauen Bestimmung an das „Citizen Science-Projekt ‚Mückenatlas‘“
www.mueckenatlas.de geschickt werden.

Information folgt in der Bildunterschrift

Abbildung 6: Larve von Ae. albopictus, Foto: Econt, Wikimedia Commons"

Physikalische Maßnahmen

Die wesentliche physikalische Maßnahme besteht darin, potentielle Brutstätten für Aedes albopictus zu identifizieren und unbrauchbar zu machen. Das bedeutet: alle Gegenstände, in denen sich Regenwasser ansammeln kann - z.B. Eimer, Altreifen, Vasen, Untersetzer von Blumentöpfen, Gullys, Regenfässern oder Vogeltränken - sollen entfernt oder für die Mückenvermehrung unbrauchbar gemacht werden. Diese Maßnahmen können und sollen von jedem Bürger ergriffen werden.

Möglichkeiten zur Verhinderung einer Mückenvermehrung :

  • Grundsätzlich gilt: Eine regelmäßige – d.h. mindestens einmal pro Woche - restlose Entleerung wasserhaltiger Gefäße gewährleistet, dass die Stechmücken sich nicht entwickeln können.
  • Gefäße zur Wasserspeicherung, z. B. Regenfässer, mit Deckeln oder feinmaschigen Netzen abdecken, so dass die Mücken keinen Zugang mehr haben und keine Eier ablegen können. Auf eine sehr genaue Abdichtung muss geachtet werden, da die Stechmücken jedes passende Schlupfloch finden.
  • Pflanzenuntersetzer und ähnliche Gegenstände mit feinem Kies oder grobem Sand bis dicht unter die Wasseroberfläche füllen. Dies verhindert die Entwicklung der Larven.
  • Altreifen und andere Gegenstände, in denen sich Regenwasser ansammeln kann, unter Dächern lagern oder wasserdicht abdecken. Falls dies nicht möglich ist, könnten Öffnungen in diese gebohrt werden, durch die dann Wasser abfließen kann.
  • Regenrinnen und Regenabflusssystemen (z. B. Gullys) regelmäßig kontrollieren: Es soll kein Wasser stehen bleiben.
  • Da Kupfer Larven abtötet, können Blumenvasen aus Kupfer verwendet werden.
  • Bei massivem Auftreten der Asiatischen Tigermücke kann der Einsatz von strombetriebenen Einsaugfallen die Anzahl der Mücken deutlich reduzieren.
  • Eiablagefallen, welche die Mücken beim Versuch Eier zu legen abtöten oder immobilisieren, können aufgestellt werden. Das wären z. B. Pyrethroid-imprägnierte Netze oder Klebefolien.

Biologische Bekämpfung

Für biologische Bekämpfungsmaßnahmen werden Produkte auf der Basis von Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) und Lysinibacillus sphaericus eingesetzt. Einige von diesen Bakterien gebildeten Eiweiße (Toxine) töten Mückenlarven sehr zuverlässig ab und lassen andere Organismen weitgehend unbeschadet.

Diese Eiweiße werden aus abgetöteten Bakterien isoliert und zu einem Eiweiß-Puder verarbeitet, welcher nur den Wirkstoff, dagegen keine lebensfähige Bakterien oder Bakteriensporen enthält. In Tablettenform kann der Wirkstoff nach Angaben des Herstellers in wassergefüllten Behältern eingesetzt werden, wodurch Stechmückenlarven bis zu mehreren Wochen zuverlässig abgetötet werden. Die z. B. im Gartenfachhandel erhältlichen Tabletten können auch in gelöster Form mit einer Gartenspritze in die Brutgewässer ausgebracht werden.

Chemische Bekämpfung

Neben biologischen Produkten können synthetische Erzeugnisse (z. B. Methopren oder Diflubenzuron) zur Bekämpfung von Stechmückenlarven eingesetzt werden. Das Versprühen von Insektiziden (z. B. Permethrin, Lambda-Cyhalothrin ) direkt gegen die Mücken, sollte nur bei einer konkreten Gefahr der Übertragung von Krankheitserregern, nur auf behördliche Anordnung und lokal begrenzt erfolgen, da die Insektizide nicht spezifisch wirken. Das Ausbringen solcher Substanzen muss von ausgebildeten Schädlingsbekämpfern vorgenommen werden.

Weiterführende Informationsquellen

  • Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM), Hamburg (www.bnitm.de)
  • Biogents AG, Regensburg, Bayern (www.biogents.com)
  • European Centre for disease prevention and control (ECDC) http://ecdc.europa.eu/en/healthtopics/vectors/mosquitoes/Pages/aedes-albopictus.aspx
  • Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Greifswald-Insel Riems, Mecklenburg-Vorpommern (www.fli.bund.de)
  • Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V. (KABS), Institut für Dipterologie, Speyer, Rheinland-Pfalz (www.kabsev.de)
  • Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V., Müncheberg, Brandenburg (www.zalf.de)
  • Robert Koch Institut (RKI), Berlin (www.rki.de)
  • Umweltbundesamt (UBA), Dessau (www.uba.de) http://www.umweltbundesamt.de/en/publikationen/die-asiatische-tigermuecke-aedes-albopictus

Gefangene Stechmücken können zur morphologischen Bestimmung eingeschickt werden, Informationen dazu gibt es beispielsweise unter:

www.mueckenatlas.de

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