Entwicklung und Validierung des Erlanger-Alltagsaktivitätentest bei leichter Demenz (mE-ADL-Test) – ein Leistungstest zur Erfassung von alltagspraktischen Fähigkeiten bei Menschen mit leichter Demenz

Prof. Dr. med. Elmar Gräßel, PD Dr. Carolin Donath, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik Bereich Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung:

Hintergrund

Aktuell existiert kein valider und ökonomischer Leistungstest zur Erfassung alltagspraktischer Kompetenzen speziell bei leichten Demenzen. Dabei ist die frühzeitige Diagnosestellung entscheidend für die Einleitung therapeutischer Interventionen, um günstig auf den Erkrankungsverlauf einzuwirken. Bisher gibt es keinen geeigneten Leistungstest für alltagspraktische Fähigkeiten leicht kognitiv beeinträchtigte Personen.

Ziel

Deshalb ist Ziel dieses Projekts die Entwicklung und Validierung eines praktikablen Leistungstests, des mE-ADL-Tests, der sich gegenüber anderen Instrumenten durch eine Spezialisierung auf leichte Demenzen, Orientierung am ICF-Konzept, schnelle und leichte Durchführbarkeit sowie gute Validität auszeichnet. Dieser Leistungstest soll der bisher üblichen Fremdbeurteilung in Objektivität und Reliabilität überlegen sein.

Methodik

Durchgeführt wird die Validierungsstudie als eine prospektive Kohortenstudie in verschiedenen bayerischen Tagespflegeeinrichtungen sowie Einrichtungen des altersgerechten Wohnens. Eingeschlossen werden 120-140 Senioren, deren kognitives Leistungsniveau vom Bereich des Mild Cognitive Impairment (MCI) bis hin zur mittelgradigen Demenz reicht, um die Spezifität des Verfahrens zu analysieren. Für das Screening geeigneter Probanden wird der Mini-Mental-Status-Test (MMST) und das Montreal Cognitive Assessment (MoCA) eingesetzt. Die Daten werden zu zwei Messzeitpunkten erhoben (Ausgangszeitpunkt und zwei Wochen später), um die Stabilität alltagspraktischer Kompetenzen im Kontext von MCI und Demenz zu untersuchen. Zur Erfassung der Interrater-Reliabilität bewerten zwei unabhängige Untersucher die gleiche Performance-Leistung. Nach Erfassung von Itemschwierigkeiten und -trennschärfen sowie Reliabilität und Validität des mE-ADL-Test sollten sich mindestens fünf Items aus den vier ICF-Bereichen (Häusliches Leben, Kommunikation, Mobilität und Selbstversorgung) unter Beachtung der Testgütekriterien als gut einsetzbar erweisen. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit wird eine halbe Stunde nicht überschreiten.

Ausblick

Die alltagspraktische Kompetenz ist ein wesentlicher Indikator für Autonomie, Pflegebedürftigkeit und Hospitalisierung von leicht dementen Patienten. Aus diesem Grund ist die frühzeitige Erkennung von Defiziten in diesem Bereich von essentieller therapeutischer wie auch wissenschaftlicher Relevanz. Mit der Entwicklung und umfangreichen Validierung des mE-ADL-Tests wird es möglich sein, alltagspraktische Fähigkeiten bei leichten Demenzen schnell, einfach, reliabel und valide zu erfassen.