Nachhaltigkeit der Effekte der MAKS-Studie (Multimodale Aktivierungstherapie im Pflegeheim)

Prof. Dr. med. Elmar Gräßel, PD Dr. Carolin Donath, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik Bereich Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung:

Ziel

Bisher ist wenig über die Nachhaltigkeit nicht-medikamentöser Therapieverfahren bei Demenz bekannt. So gibt es kaum Hinweise, dass Effekte auch über das Ende der Therapie hinaus erhalten bleiben können. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Überprüfung der Nachhaltigkeit eines einjährigen multimodalen Therapieprogramms im Pflegeheim 10 Monate nach Beendigung der systematischen Therapiephase.

Methodik

Es wurde eine multizentrische, einfach-verblindete, randomisiert-kontrollierte Verlaufsstudie durchgeführt, an der 139 Bewohnerinnen und Bewohner (Katamnese: n=52) mit primär degenerativer Demenz aus fünf Pflegeheimen in Bayern teilnahmen. Die hoch standardisierte Intervention MAKS bestand aus motorischer Stimulation, Training alltagspraktischer Fähigkeiten und kognitiver Stimulation. Durchgeführt wurde die Intervention von zwei Therapeuten in Gruppen bestehend aus 10 Personen zwei Stunden täglich an 6 Tagen pro Woche für insgesamt 12 Monate. Die Kontrollgruppe erhielt die übliche Versorgung im Pflegeheim. Für die Erfassung der kognitiven Funktionen wurde die kognitive Subskala der Alzheimer’s Disease Assessment Scale (ADAS-cog) verwendet. Die alltagspraktischen Fähigkeiten wurden mit dem Erlanger Alltagsaktivitäten-Test (E-ADL-Test) erhoben. Studienteilnehmer wurden vor Beginn der Intervention, nach 12 Monaten zum Zeitpunkt der Beendigung der systematischen Therapie und erneut 10 Monate später untersucht.

Ergebnisse

Während der Therapiephase konnten Personen der MAKS-Gruppe ihre kognitiven und alltagspraktischen Fähigkeiten erhalten, während sie bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Kontrollgruppe nachließen. Anschließend verschlechterten sich beide Gruppen sowohl in den alltagspraktischen (Kontrollgruppe p < 0,001, MAKS-Gruppe p = 0,001) als auch in den kognitiven Fähigkeiten (Kontrollgruppe p = 0,02, MAKS-Gruppe p < 0,001). Jedoch zeigte ein auf Konfounder adjustiertes multiples Regressionsmodell, dass die Kompetenz zur Ausübung alltagspraktischer Tätigkeiten noch 10 Monate nach Therapieende in der MAKS-Gruppe signifikant höher war als in der Kontrollgruppe (H0: βMAKS + βMAKS month 22 = 0; χ² = 3,8568, p = 0,0496). Cohen d für den Gruppenunterschied in den alltagspraktischen Fähigkeiten 10 Monate nach Therapieende beträgt d = 0,40, für die kognitiven Fähigkeiten d = 0,22.

Schlussfolgerungen

Die multimodale, nicht-medikamentöse Therapie bewirkt eine Stabilisierung der alltagspraktischen Fähigkeiten auch über das Ende der Therapie hinaus. Um einem funktionellen Abbau so lang wie möglich entgegenzuwirken, sollte die Therapie kontinuierlich eingesetzt werden, bis sich keine weiteren Verbesserungen für den Patienten mehr zeigen. Zur Absicherung der Ergebnisse sind Nachfolgestudien mit größerem Stichprobenumfang notwendig.