Klettern und Stimmung (KuS) – gemeinsam und aktiv für mehr Lebensqualität

Prof. Dr. med. Elmar Gräßel, PD Dr. Carolin Donath, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik Bereich Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung

Hintergrund

Bei Menschen mit Depression ist besonders das Selbstwirksamkeitsempfinden und das Gefühl für die eigenen Grenzen eingeschränkt. Beides lässt sich kognitiv nur schwer vermitteln und muss körperlich erfahrbar gemacht werden. Dazu wurde im KuS-Projekt von zwei erfahrenen Psychiatriepflegern ein bouldertherapeutisches Gruppenprogramm entwickelt, das die Grundlagen des Boulderns (Klettern auf Absprunghöhe) mit psychotherapeutischen Interventionen verknüpft. Einzelfallbeobachtungen sprechen bereits für eine Wirksamkeit klettertherapeutischer Interventionen, wissenschaftliche Studien fehlen dazu jedoch bisher.

Ziel

In der laufenden Studie „Klettern und Stimmung“ (KuS) soll die Wirkung einer bouldertherapeutischen Intervention in der Gruppe auf die depressive Symptomatik von ambulanten psychiatrischen Patienten mit der Diagnose einer Depression unter einer aktiven Kontrollbedingung untersucht werden.

Methodik

Ambulante psychiatrische Patienten der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Erlangen nehmen über einen Zeitraum von 8 Wochen einmal pro Woche an einer angeleiteten Bouldergruppe teil. Als aktive Kontrollbedingung wird jedem Patienten ein Schrittzähler sowie ein Informationsblatt über die Wirksamkeit von Bewegung bei Depression ausgehändigt. Aus dem Pool der geeigneten und teilnahmebereiten Patienten werden zu Beginn der Studie bis zu 15 Paare gebildet, die nach Alter, Geschlecht, Schwere der Symptomatik und Body-Mass-Index parallelisiert sind. Per Zufall wird entschieden, welche der beiden Personen in die Interventions- und welche in die Wartegruppe kommt. Beide Gruppen erhalten im Studienverlauf das 8-wöchige Interventionsangebot, die Interventionsgruppe direkt nach Einschluss in die Studie, die andere nach einem 8-wöchigen Wartezeitraum. Beide Gruppen werden insgesamt 4 Mal im Abstand von je 8 Wochen untersucht: bei Einschluss in die Studie, nach 8 Wochen (nach Intervention bzw. Wartezeit), nach 16 Wochen (Wartezeit bzw. Intervention) und nach 24 Wochen zur Nachbeobachtung. Der erste Wartezeitraum entspricht einem Kontrollgruppenzeitraum. Dadurch werden sowohl prä-post-Vergleiche als auch Vergleiche zwischen den Gruppen möglich. Erhoben werden neben der klinischen Symptomatik von Depression und Angst auch Konzentration und Copingfähigkeiten. Mit diesem Design können innerhalb eines Jahres 4 Gruppen (ca. 60 Personen) behandelt werden.

Ausblick

Im Dezember 2013 begann die dritte Gruppe mit der Intervention, die von den ersten beiden Gruppen sehr positiv angenommen wurde. In Gesprächen mit den Bouldertherapeuten sowie in unaufgeforderten schriftlichen Erfahrungsberichten schildern Patienten eine höchst positive Wirkung des Boulderns auf ihre Lebensführung. Daten der standardisierten Auswertung werden voraussichtlich im Sommer 2014 vorliegen.