Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Importproben vom Flughafen München im zweiten Halbjahr 2008

Hintergrund der Untersuchung

Über den Flughafen München werden nennenswerte Mengen an Lebensmitteln aus verschiedenen Ländern, die außerhalb der Europäischen Union liegen, eingeführt.

Nach Artikel 15 der Verordnung (EG) Nr. 882/2004 vom 29. April 2004 über amtliche Kontrollen zur Überprüfung der Einhaltung des Lebensmittel- und Futtermittelrechts sowie der Bestimmungen über Tiergesundheit und Tierschutz sollen Lebensmittel nicht tierischer Herkunft bei der Einfuhr in die EU regelmäßig durch die zuständige Behörde kontrolliert werden.

Um die Belastungssituation derartiger Importproben mit Pflanzenschutzmittelrückständen zu überwachen, untersucht das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) diese verstreut über das ganze Jahr.

Der vorliegende Beitrag berichtet über die Ergebnisse der im zweiten Halbjahr 2008 analysierten Importproben, die am Flughafen München entnommen wurden.

Zusammenfassung

Im Rahmen eines Schwerpunktes wurden im zweiten Halbjahr 2008 insgesamt 55 Importproben untersucht. Sie stammten aus sieben verschiedenen Herkunftsländern, meistens aus Thailand (28) und der Dominikanischen Republik (13), gefolgt von Uganda (6). Aus Israel und Pakistan wurden drei Proben vorgelegt, aus Indien und Togo je eine.

Am häufigsten kam Gemüse (34 Proben) in die Labors des LGL, insbesondere frische Kräuter (vor allem Basilikum und Koriander) und Fruchtgemüse (besonders Okra-, Chilischoten und Auberginen). Das Obst (18 Proben) umfasste im Wesentlichen Mangos und Papayas, aber auch weitere exotische Früchte wie zum Beispiel Rambutan. Von den Gewürzpflanzen kamen zwei Proben Ingwer und eine Probe Galgant zur Untersuchung.

35 % der getesteten Proben waren rückstandsfrei, 38 % wiesen Rückstände unterhalb der zulässigen Höchstmengen auf und bei immerhin 27 % waren die Höchstmengen überschritten (Abbildung 1).

Das Tortendiagramm zeigt, dass im Untersuchungszeitraum 35 % der Proben keine Rückstände, 38 % der Proben Rückstände unterhalb der Höchstmengen und 27 % Rückstände über den Höchstmengen enthielten.

Abbildung 1: Anteil rückstandshaltiger Importproben vom Flughafen München (07/2008–10/2008)

Ergebnisse im Detail

Einen Gesamtüberblick über die Rückstandssituation der Importproben vom Flughafen München gibt Tabelle 1. Mit Ausnahme von Thailand und der Dominikanischen Republik sind die Probenzahlen je Herkunftsland so gering, dass statistische Aussagen nicht immer abzuleiten sind. Insgesamt konnten 59 verschiedene Pflanzenschutzmittel 152-mal nachgewiesen werden. Pro Probe wurden im Gesamtdurchschnitt 2,8 Rückstände festgestellt, der mittlere Rückstandsgehalt lag bei 0,36 mg/kg. Der höchste Einzelrückstand befand sich in einer Basilikum-Probe aus Thailand und betrug 3,0 mg/kg für Piperonylbutoxid, einem die insektizide Wirkung von Pyrethrum verstärkenden Stoff. In 55 Fällen (36 %) waren die Gehalte der einzelnen Rückstände geringer als 0,01 mg/kg. Die Gehalte von vier Rückständen (3 %) lagen über 1 mg/kg. Bei diesen hohen Rückständen handelte es sich um die insektiziden Wirkstoffe Cypermethrin, Methomyl und Profenofos sowie Piperonylbutoxid, die in Basilikum oder Koriander aus Thailand nachgewiesen wurden.

Damit sind die untersuchten Importproben vom Flughafen München insgesamt als mittelmäßig bis stark belastet anzusehen. Der Anteil an Überschreitungen von Höchstmengen ist mit 27 % vergleichsweise hoch.

Tabelle 1: Ergebnisübersicht der Importproben vom Flughafen München
(07/2008–10/2008)
Herkunftsland Gesamtzahl ohne R mit R kleiner HM mit R größer HM verschiedene Stoffe Anzahl R pro Probe 1) Gehalt R pro Probe 1) (mg/kg)
Dominikanische Republik 13 3 8 2 20 2,5 0,07
Indien 1 0 0 1 4 4,0 0,04
Israel 3 0 1 2 7 2,3 0,37
Pakistan 3 3 0 0 0 0,0 0,00
Thailand 28 9 9 10 40 3,8 0,62
Togo 1 0 1 0 1 1,0 0,01
Uganda 6 4 2 0 1 0,3 < 0,01
Gesamt 55 19 21 15 59 2,8 0,36
35 % 38% 27 %
R = Rückstand; HM = Höchstmenge; 1) Durchschnitt

Von den 15 Proben (27 %) mit Rückständen über den zulässigen Grenzwerten waren vor allem thailändische Kräuter (7-mal) betroffen.

Insgesamt wurden fünf Proben aus ökologischem Landbau untersucht, die alle aus Uganda stammten. Lediglich bei einer dieser Proben wies das LGL einen Rückstand im Spurenbereich nach, der offenbar nicht aus einer unzulässigen Anwendung stammte und somit nicht gegen die einschlägigen Vorschriften der EG-Öko-Verordnung verstieß.

Die Spannweite der untersuchten Obst- und Gemüsearten sowie die unterschiedliche Herkunft der Proben beeinflussen das Gesamtergebnis und erschweren einen direkten Vergleich. Daher sind in Tabelle 2 die Einzelergebnisse für verschiedene Erzeugnisse abgebildet.

Tabelle 2: Ergebnisübersicht für verschiedene Erzeugnisse
Erzeugnis Gesamtzahl ohne R mit R kleiner HM mit R größer HM verschiedene Stoffe Anzahl R pro Probe 1) Gehalt R pro Probe 1) (mg/kg)
Obst 18 13 5 0 7 0,5 0,009
72 % 28 % 0 %
Mango 6 4 2 0 5 1,0 0,024
Papaya 5 3 2 0 2 0,4 0,003
sonstige 7 6 1 0 1 0,1 0,001
Gemüse 34 5 14 15 56 4,1 0,57
15 % 41 % 44 %
Basilikum 6 0 2 4 23 6,5 1,37
Koriander 6 2 0 4 23 5,8 1,25
Okraschote 5 1 2 2 8 2,4 0,30
Aubergine 4 0 3 1 10 4,0 0,09
Chilischote 4 1 1 2 14 4,0 0,19
sonstige 9 1 6 2 21 2,6 0,11
Gewürze 3 1 2 0 1 0,7 0,005
33 % 67 % 0 %
R = Rückstand; HM = Höchstmenge; 1) Durchschnitt

Für die einzelnen Erzeugnisse zeigten sich durchaus sehr unterschiedliche Belastungssituationen. Mangos, Papayas und die weiteren untersuchten Obstarten enthielten kaum Rückstände.

Basilikum und Koriander wiesen durchschnittlich hohe Rückstandsgehalte auf (1,37 mg/kg und 1,25 mg/kg). Bei jeweils vier von sechs Proben stellte das LGL Überschreitungen der zulässigen Höchstmengen fest. Der betroffene Koriander stammte aus Thailand, der Basilikum aus Thailand (dreimal) und Israel (einmal). Weitere überhöhte Rückstände wurden bei drei Proben aus Thailand (Okra-, Chilischoten und Auberginen), bei zwei Proben aus der Dominikanischen Republik (grünen Bohnen und Chilischoten) sowie je einer Probe Okraschoten aus Indien und Minze aus Israel gefunden (Tabelle 3). Die unzulässig hohen Gehalte von Pflanzeschutzmittelrückständen betrafen vor allem Insektizide (gegen Insekten) und Akarizide (gegen Milben), aber auch Nematizide (gegen Fadenwürmer) und Fungizide (gegen Pilze) sowie ein Insektenabwehrmittel. Die Höchstmengenüberschreitungen bezogen sich fast durchwegs auf "allgemeine" Höchstmengen im Bereich der Bestimmungsgrenze, da bei den entsprechenden Stoffen eine spezielle Regelung nicht vorliegt.

Die beprobten Gewürzpflanzen (Ingwer und Galgant) wiesen eine günstige Rückstandssituation auf.

Bei allen Höchstmengenüberschreitungen wird eine toxikologische Risikoabschätzung durchgeführt. Dazu wird am Beispiel eines Kindes von zwei bis unter fünf Jahren überprüft, in welchem Ausmaß bei einem einmaligen Verzehr die akute Referenzdosis (ARfD) ausgeschöpft ist. Bei einer Überschreitung des ARfD-Wertes können gesundheitliche Risiken nicht mehr mit Sicherheit ausgeschlossen werden. In solchen Fällen erfolgt über das europäische Schnellwarnsystem (RASFF) eine Mitteilung an die Mitgliedstaaten. Bei allen Proben konnten gesundheitliche Risiken mit der gebotenen Sicherheit ausgeschlossen werden.

Tabelle 3: Importproben vom Flughafen München mit Überschreitungen der Höchstmengen (07/2008–10/2008)
Erzeugnis Herkunfts-land Anzahl R > HM Wirkstoff Gehalt [mg/kg] RHG [mg/kg] ARfD-Ausschöp-fung (%)
Okraschoten Thailand 3 Dicrotophos (I)
Imidacloprid (I)
Monocrotophos (A, I)
0,12
0,19
0,031
0,01
0,05
0,01
n. f.
0*
10*
Bohnen Dominik. Republik 2 Dicofol (A)
Dimethoat (A, I, N)
0,062
0,081
0,02
0,02
0
11
Okraschoten Indien 1 Triazophos (A, I, N) 0,030 0,01 20*
Basilikum Thailand 1 Clothianidin (I) 0,39 0,01 0
Basilikum Thailand 2 Carbaryl (A, I)
Dicofol (A)
0,063
0,28
0,05
0,02
0
0
Koriander Thailand 5 Carbofuran (A, I, N)
Cypermethrin (A, I)
DEET (Repellent)
Profenofos (I)
Triadimefon/Triadimenol (F)
0,49
2,14
0,012
1,79
0,16
0,02
2
0,01
0,05
0,1
0
0
0
0
0
Chilischoten Thailand 2 Famoxadon (F)
Triforin (F)
0,083
0,074
0,02
0,05
0*
0*
Chilischoten Dominik. Republik 1 Dicofol (A) 0,073 0,02 0*
Basilikum Israel 1 Thiamethoxam (I) 0,54 0,05 0
Minze Israel 2 Emamectin (I)
Lufenuron (I)
0,021
0,41
0,01
0,05
n. f.
n. n.
Aubergine Thailand 1 Ethion (A, I) 0,09 0,01 63
Koriander Thailand 1 Chlorpyrifos (A, I, N) 0,48 0,02 0
Basilikum Thailand 2 Dimethoat (A, I, N)
Triazophos (A, I, N)
0,080
0,096
0,02
0,01
1
7
Koriander Thailand 1 Chlorpyrifos (A, I, N) 0,33 0,05 0
Koriander Thailand 1 Diazinon (A, I) 0,11 0,01 0
HM = Höchstmenge, A = Akarizid, F = Fungizid, I = Insektizid, N = Nematizid
* Abschätzung mit Unsicherheiten behaftet (Verzehrsmenge, Verarbeitungsfaktor)
n. f. = nicht festgelegt
n. n. = nicht notwendig

Von den insgesamt 59 verschiedenen, nachgewiesenen Pflanzenschutzmittelwirkstoffen sind die häufigsten Stoffe (viermal und häufiger) in Abbildung 2 dargestellt. Die aufgeführten Wirkstoffe wurden vor allem in frischen Kräutern und Fruchtgemüse detektiert, nachdem diese den größten Anteil am Probenspektrum ausmachten und vergleichsweise stark belastet waren.

Das Balkendiagramm zeigt häufig nachgewiesene Stoffe in Importproben vom Flughafen München. Cypermethrin wurde 15-mal detektiert, gefolgt von Methomyl mit zehnmal. Imidacloprid wurden in neun Proben nachgewiesen. Siebenmal wurden Metalaxyl und Profenofos sowie je sechsmal Carbendazim, Dimethoat und Azoxystrobin gefunden. In jeweils fünf Proben waren Carbaryl und Propiconazol und in je vier Proben Difenoconazol, Carbofuran und Indoxacarb enthalten. Von den genannten Stoffen sind Imidacloprid, Indoxacarb, Methomyl und Profenofos Insektizide. Carbaryl und Cypermethrin haben insektizide und akarizide Wirkung, Carbofuran und Dimethoat sind darüber hinaus auch Nematizide. Azoxystrobin Carbendazim, Difenoconazol, Metalaxyl und Propiconazol sind Fungizide.

Abbildung 2: Häufig nachgewiesene Stoffe in Importproben vom Flughafen München (07/2008–10/2008)

In etwa der Hälfte der Proben hat das LGL mehrere Wirkstoffe gleichzeitig nachgewiesen. Elf Proben (20 %) enthielten zwei bis drei Rückstände und sieben Proben (13 %) vier bis sechs Rückstände. Weiterhin traten acht Proben (15 %) mit sieben und acht Rückständen auf. Mit besonders hohen Rückstandszahlen (14 und 15) fielen je eine Basilikum- und eine Korianderprobe aus Thailand auf (Abbildung 3). Diese beiden Proben wiesen mit von 5,19 und 4,57 mg/kg auch die höchsten Gesamtgehalte an Rückständen auf und wurden wegen überhöhter Rückstandsgehalte beanstandet.

Das Problem der Mehrfachrückstände wird immer wieder emotional und kontrovers diskutiert, insbesondere aufgrund noch lückenhafter Kenntnisse über mögliche additive Wirkungen der unterschiedlichen Stoffe im menschlichen Organismus.

Das Säulendiagramm der Abbildung zeigt, dass in 19 Proben keine Rückstände festgestellt wurden. Ein Rückstand wurde in acht Proben nachgewiesen. Zehn Proben enthielten zwei Rückstände, eine Probe drei Stoffe. In je drei Proben wurden vier und fünf verschiedene Komponenten nachgewiesen. Sechs verschiedene Stoffe wurden in einer Proben gefunden, in fünf Proben sieben und drei Proben acht. In jeweils einer Probe wurden sogar 14 und 15 Rückstände festgestellt.

Abbildung 3: Mehrfachrückstände in Importproben vom Flughafen München (07/2008–10/2008)

Fazit

Die untersuchten Importproben vom Flughafen München sind insgesamt als mittelmäßig bis stark belastet anzusehen, jedoch hat das LGL große Unterschiede zwischen den verschiedenen Erzeugnissen festgestellt.

Das untersuchte Obst und die vorgelegten Gewürzpflanzen erwiesen sich als kaum belastet, denn die Rückstandsgehalte waren niedrig und die Grenzwerte waren in keiner Probe überschritten.

Außerordentlich häufig traten Überschreitungen der zulässigen Höchstmengen bei den frischen Kräutersorten Basilikum und Koriander und bei Fruchtgemüse auf. Auch die Anzahl der Rückstände pro Probe und die durchschnittlichen Rückstandsgehalte waren bei frischen Kräutern am höchsten, sodass diese als stärker belastet einzustufen waren.

Fast durchweg überschritten die Proben die sehr niedrig festgesetzten Grenzwerte zwischen 0,01 und 0,05 mg/kg. Die akute Referenzdosis (ARfD) wurde aber stets eingehalten, sodass nach der derzeitigen Datenlage für diese Proben keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die einzelnen Rückstände zu erwarten waren.

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