Pestizide in pflanzlichen Lebensmitteln – Untersuchungsergebnisse 2007
Was wird generell untersucht?
Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln werden in der Öffentlichkeit sehr kritisch diskutiert. Die Verbraucher sind sich dementsprechend unsicher, wie sie mit dieser Problematik umgehen sollen.
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) betreibt die Rückstandsuntersuchungen mit hoher Intensität, um dem großen öffentlichen Interesse Rechnung zu tragen. Es ist ein wichtiger Ansprechpartner für zahlreiche Anfragen von Presse, Funk und Fernsehen. Das LGL informiert die Verbraucher kontinuierlich im Internet über die Rückstandssituation verschiedener Lebensmittel.
Im Jahr 2007 untersuchte das LGL 2.312 pflanzliche Lebensmittel auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, davon 98 % mit umfassenden Multimethoden. Insgesamt enthielten 29 % aller Lebensmittel keine bestimmbaren Rückstände, das ist deutlich mehr als in den Vorjahren. Allerdings war der Anteil der Proben aus ökologischem Anbau mit 17 % im Vergleich zu den Vorjahren überproportional vertreten. Bei konventionellen Produkten waren 19 % der Proben ohne Rückstände. Trotz der großen Anzahl an Bio-Produkten enthielten 270 Proben (12 %) Rückstände über den zulässigen Höchstmengen (siehe Tabelle 1). Die Quote für die konventionelle Ware betrug 14 %. Häufig traten mehrere überhöhte Rückstände in einer Probe auf, sodass das LGL insgesamt 512 Höchstmengenüberschreitungen feststellte, davon 79 % durch Anwendung der LC-MS/MS-Technik.
Lebensmittel | Probenzahl | ohne Rückstände | mit Rückständen kleiner der Höchstmenge | mit Rückständen größer der Höchstmenge |
---|---|---|---|---|
Obst | 932 | 180 | 690 | 62 |
konventionell | 774 | 66 | 647 | 61 |
biologisch | 158 | 114 | 43 | 1 |
Obsterzeugnisse, Fruchtsäfte, Fruchtzubereitungen | 85 | 18 | 30 | 37 |
Gemüse | 880 | 279 | 500 | 101 |
konventionell | 734 | 162 | 473 | 99 |
biologisch | 146 | 117 | 27 | 2 |
Gemüseerzeugnisse | 41 | 5 | 5 | 31 |
pflanzliche Öle | 12 | 5 | 7 | 0 |
Getreideprodukte, Backwaren | 4 | 4 | 0 | 0 |
Hülsenfrüchte, Ölsamen, Schalenobst | 46 | 38 | 3 | 5 |
Kartoffeln, Kartoffelprodukte | 38 | 15 | 21 | 2 |
Pilze, Pilzerzeugnisse | 44 | 4 | 28 | 12 |
Bier, Hopfen | 55 | 12 | 41 | 2 |
Teeprodukte | 12 | 6 | 5 | 1 |
Säuglingsnahrung | 81 | 75 | 6 | 0 |
Nahrungsergänzungsmittel, diätetische Lebensmittel | 9 | 9 | 0 | 0 |
Gewürze, Würzmittel | 54 | 15 | 31 | 13 |
Zusatzstoffe pflanzlichen Ursprungs | 19 | 15 | 0 | 4 |
Gesamt | 2.312 | 675 | 1.367 | 270 |
Anteil | 29 % | 59 % | 12 % | |
Vorjahre zum Vergleich | ||||
2006 | 2.326 | 18 % | 68 % | 14 % |
2005 | 2.157 | 22 % | 63 % | 15 % |
Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag wie bisher bei Obst und Gemüse. Nachdem das LGL im Jahr 2007 verstärkt auch Lebensmittel aus dem ökologischen Anbau untersucht hatte, wird bei den folgenden Betrachtungen nur auf Obst und Gemüse aus konventioneller Produktion eingegangen. Hier können chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, weswegen Rückstände zu erwarten sind.
Obst
Bei Obst lag der Anteil an Proben ohne bestimmbare Rückstände bei 9 % (2005: 10 %, 2006: 6 %) und war bei einheimischer Ware mit 14 % höher als bei Produkten aus dem Ausland (6 %). Auch Höchstmengenüberschreitungen waren bei deutschen Erzeugnissen (1 bis 5 %) seltener als bei Importware (10 bis 13 %).
Ungünstige Rückstandsbewertungen ausländischer Ware liegen oft an noch unterschiedlich hohen Grenzwerten für zahlreiche Stoffe in den verschiedenen Staaten. Daneben werden aber auch unterschiedliche Produkte aus dem In- und Ausland angeboten. Importierte Produkte kommen oft aus anderen Klimazonen, sind mitunter anfälliger für (andere) Schädlinge und werden daher spezifisch mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Allgemein ist eine rückläufige Tendenz erkennbar.
Die Rückstandssituation war für bayerisches Obst wiederum vergleichsweise günstig. Das LGL stellte lediglich eine Höchstmengenüberschreitung bei 52 Proben fest, die Gesamtrückstandsbelastung lag nur bei 0,19 mg/kg (2006: 0,20 mg/kg). Bei anderen in- und ausländischen Erzeugnissen betrug die durchschnittliche Gesamtbelastung 0,32 beziehungsweise 0,58 mg/kg.
Abbildung 1: Entwicklung der Rückstandssituation bei Obst aus konventionellem Anbau 2005 bis 2007
Beerenobst
Bei Beerenobst sind oft intensive Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig, denn es ist besonders empfindlich gegenüber Schadorganismen. Die Rückstandssituation hat sich aber geringfügig verbessert, insbesondere auch bei Erdbeeren und Tafeltrauben. Die Anzahl an Höchstmengenüberschreitungen und der durchschnittliche Gesamtgehalt sind seit 2005 leicht rückläufig, allerdings blieb die Anzahl an Rückständen pro Probe fast unverändert (siehe Tabelle 2).
Jahr | Probenzahl | ohne R | mit R kleiner HM | mit R größer HM | verschiedene Stoffe | Anzahl R pro Probe | Gehalt R pro Probe (mg/kg) | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Beerenobst | 2005 | 337 | 6 % | 81 % | 13 % | 107 | 5,0 | 0,48 |
2006 | 397 | 8 % | 81 % | 11 % | 131 | 5,0 | 0,45 | |
2007 | 337 | 7 % | 86 % | 7 % | 113 | 4,9 | 0,42 | |
Kernobst | 2005 | 100 | 7 % | 92 % | 1 % | 59 | 4,3 | 0,31 |
2006 | 150 | 5 % | 93 % | 2 % | 90 | 5,2 | 0,33 | |
2007 | 95 | 3 % | 91 % | 6 % | 68 | 5,4 | 0,33 | |
Steinobst | 2005 | 91 | 4 % | 76 % | 20 % | 64 | 3,8 | 0,20 |
2006 | 165 | 5 % | 85 % | 10 % | 85 | 4,3 | 0,21 | |
2007 | 161 | 3 % | 90 % | 7 % | 85 | 4,6 | 0,21 | |
Zitrusfrüchte | 2005 | 92 | 2 % | 91 % | 7 % | 53 | 4,2 | 1,04 |
2006 | 44 | 0 % | 91 % | 9 % | 45 | 5,4 | 1,86 | |
2007 | 54 | 0 % | 85 % | 15 % | 59 | 7,3 | 2,08 | |
exotische Früchte | 2005 | 66 | 58 % | 36 % | 6 % | 23 | 0,8 | 0,03 |
2006 | 71 | 11 % | 76 % | 13 % | 40 | 2,3 | 0,26 | |
2007 | 127 | 28 % | 65 % | 8 % | 46 | 1,7 | 0,48 | |
R = Rückstand, HM = Höchstmenge |
Kernobst
Bei Kernobst ist die Zunahme der Höchstmengenüberschreitungen auf 6 % auf besonders belastete Birnen ungeklärter Herkunft zurückzuführen. Sie enthielten nicht zugelassene Wirkstoffe. Auch die Anzahl an Rückständen stieg etwas an, während der Gesamtgehalt praktisch unverändert blieb. Deutsches Kernobst war durchschnittlich weniger belastet als ausländisches.
Steinobst
Bei Steinobst blieb die Quote an Höchstmengenüberschreitungen weiterhin rückläufig, die Gesamtrückstandsbelastung pro Probe mit 0,21 mg/kg dagegen konstant (siehe Tabelle 2). Pfirsiche und Nektarinen wiesen stets Rückstände auf, 18 % der Pfirsiche enthielten überhöhte Mengen. Kirschen und Pflaumen waren nur gering belastet.
Zitrusfrüchte
Die Behandlung von Zitrusfrüchten nach der Ernte zur Konservierung der Oberfläche führt zu vergleichsweise hohen Rückstandsgehalten (durchschnittlich: 2,08 mg/kg; siehe Tabelle 2). Insgesamt wiesen die Zitrusfrüchte einen ungünstigen Trend auf. Sowohl die Höchstmengenüberschreitungen, die Rückstände pro Probe als auch der durchschnittliche Gehalt stiegen seit 2005.
Exotische Früchte
Exotische Früchte wurden 2007 verstärkt untersucht. Die Höchstmengenüberschreitungen und die Rückstandszahl nahmen im Vergleich zu 2006 wieder ab. Bei den Gesamtgehalten war hingegen ein ständiger Anstieg zu verzeichnen. Allerdings variieren die untersuchten Fruchtarten und ihre Anzahl von Jahr zu Jahr und beeinflussen jeweils das Gesamtbild. Während Ananas, Bananen, Physalis und Rhabarber eher unauffällig waren, traten bei Kiwis (13 %) und Karambolen (19 %) häufig Höchstmengenüberschreitungen auf.
Gemüse
Auch bei Gemüse hat sich die Rückstandssituation gegenüber dem ungünstigen Jahr 2006 wieder verbessert (siehe Abbildung 2). Deutsche Erzeugnisse waren durchgehend seltener belastet als ausländische. Der Anteil der Höchstmengenüberschreitungen lag mit 5 % wieder auf dem Niveau von 2005. Bei ausländischen Produkten blieb die Beanstandungsrate im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant. Höchstmengenüberschreitungen kamen vor allem bei den Stoffen vor, bei denen der niedrigste Grenzwert von 0,01 mg/kg heranzuziehen ist.
Im Vergleich waren Erzeugnisse aus Bayern geringer belastet. Der durchschnittliche Rückstandsgehalt betrug nur 0,16 mg/kg. Bei anderen deutschen und den ausländischen Produkten lag die durchschnittliche Gesamtbelastung bei 0,29 beziehungsweise 0,51 mg/kg.
Abbildung 2: Entwicklung der Rückstandssituation bei Gemüse aus konventionellem Anbau 2005 bis 2007
Salatarten
Bei den Salatarten sind die 2006 festgestellten hohen Rückstände nicht wieder aufgetreten, sodass der Gesamtrückstandsgehalt durchschnittlich nur etwa die Hälfte des Vorjahres betrug (siehe Tabelle 3). Die Höchstmengenüberschreitungen gingen auf 11 % zurück. Dennoch ist in diesen Kulturen weiterhin auf eine sorgfältige Anwendung der Pflanzenschutzmittel hinzuwirken, um die Rückstandsbelastung zu reduzieren.
Jahr | Probenzahl | ohne R | mit R kleiner HM | mit R größer HM | verschiedene Stoffe | Anzahl R pro Probe | Gehalt R pro Probe (mg/kg) | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Salatarten | 2005 | 160 | 11 % | 71 % | 18 % | 72 | 3,0 | 0,94 |
2006 | 297 | 11 % | 73 % | 16 % | 102 | 3,8 | 2,20 | |
2007 | 197 | 16 % | 73 % | 11 % | 75 | 3,4 | 1,13 | |
Sprossgemüse (vor allem Blumenkohl, Kohlrabi, Spargel, Zwiebeln) | 2005 | 67 | 31 % | 64 % | 5 % | 31 | 1,0 | 0,01 |
2006 | 42 | 50 % | 48 % | 2 % | 12 | 1,2 | 0,01 | |
2007 | 51 | 69 % | 23 % | 8 % | 14 | 0,6 | 0,01 | |
Fruchtgemüse (vor allem Auberginen, Bohnen, Paprika, Tomaten) | 2005 | 431 | 22 % | 59 % | 19 % | 124 | 3,3 | 0,13 |
2006 | 388 | 15 % | 68 % | 17 % | 144 | 4,4 | 0,15 | |
1007 | 319 | 19 % | 63 % | 18 % | 114 | 3,7 | 0,14 | |
Wurzelgemüse (vor allem Karotten, Radieschen, Rettich, Sellerie) | 2005 | 51 | 29 % | 67 % | 4 % | 17 | 1,4 | 0,02 |
2006 | 34 | 9 % | 85 % | 6 % | 24 | 2,2 | 0,04 | |
2007 | 55 | 20 % | 71 % | 9 % | 22 | 2,0 | 0,04 | |
R = Rückstand, HM = Höchstmenge |
Fruchtgemüse
Bei Fruchtgemüse blieb die Rückstandssituation nahezu konstant. Im Mittel war der Gesamtrückstandsgehalt mit 0,14 mg/kg (siehe Tabelle 3) deutlich geringer als bei den Salatarten. Der Anteil an Proben mit Höchstmengenüberschreitungen schwankte in den letzten drei Jahren zwischen 17 und 19 %, die Rückstandszahl nahm mit 3,7 wieder etwas ab.
Bei Paprika traten wieder häufiger Grenzwertüberschreitungen (30 %) auf, da das LGL 2007 vermehrt die höher belastete Ware aus Spanien und der Türkei untersuchte. Der Anteil an rückstandsfreier Ware bei den Fruchtgemüsearten stieg im Vergleich zum Vorjahr etwas an, bedingt durch die deutlich günstigere Rückstandssituation bei Auberginen und Tomaten.
Spross- und Wurzelgemüse
Spross- und Wurzelgemüse sind im Allgemeinen nur gering belastet. Höchstmengenüberschreitungen sind vergleichsweise selten und traten im Untersuchungsjahr 2007 nur bei Kohlrabi und Radieschen auf. Auch die statistischen Kennzahlen in der Tabelle 3 vermitteln ein günstiges Bild.
Obst- und Gemüseerzeugnisse
Viele Höchstmengenüberschreitungen kamen bei Obst- und Gemüseerzeugnissen vor (siehe Tabelle 1). 32 von 47 Proben (68 %) getrockneter Weinbeeren enthielten Rückstände über den Höchstmengen. Dieser hohe Anteil ist darauf zurückzuführen, dass Weinreben oft intensiv mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden und durch die Trocknung der Trauben die Rückstände aufkonzentriert werden können.
Bedingt durch sehr niedrig angesetzte pauschale Höchstmengen kamen auch in 31 von 32 Weinblätterproben (97 %) unzulässig hohe Rückstände vor.
Der vergleichsweise hohe Anteil an Höchstmengenüberschreitungen von 27 % bei Pilzen und Pilzerzeugnissen basiert auf einigen Verdachtsproben getrockneter Erzeugnisse aus China sowie auf frischen Champignonproben mit unzulässigen Rückständen an Mepiquat und Carbendazim, die durch Getreidestroh als Aufzuchtssubstrat in die Pilze gelangt waren.
13 von 38 untersuchten Proben Paprikapulver (34 %) enthielten verschiedene Wirkstoffe mit unzulässigen Rückstandsmengen. Andere Gewürze beziehungsweise Würzmittel wiesen keine Höchstmengenüberschreitungen auf.
Die Rückstandssituation in Säuglingsnahrung ergab ein gewohnt gutes Bild. In 92 % der Proben wies das LGL keine Rückstände nach und keine Probe enthielt Stoffe oberhalb der niedrigen zulässigen Höchstmenge von 0,01 mg/kg.
Sonderuntersuchungsprogramme
In einem Sonderprogramm untersuchte das LGL 45 Proben Hopfen. Lediglich in zwei Proben kamen keine Rückstände vor, in zwei Proben lag jeweils ein Rückstand über der zulässigen Höchstmenge. Der Gesamtrückstandsgehalt ist bei Hopfen mit durchschnittlich 10,0 mg/kg sehr hoch. Jedoch ist zu berücksichtigen, dass die Dolden zur Lagerung getrocknet werden und so die Rückstände angereichert werden können.
Um zu klären, ob die Rückstände in nennenswerten Mengen in das Bier übergehen, analysierte das LGL zehn Proben. Trotz der hohen Nachweisempfindlichkeit wurden keine Rückstände gefunden.
In einem weiteren Sonderuntersuchungsprogramm untersuchte das LGL Verdickungsmittel mit Guarkernmehl und daraus hergestellte Lebensmittel auf das fungizid wirkende Pentachlorphenol (PCP). PCP ist auch aufgrund seiner Verunreinigung mit Dioxinen verboten, wurde aber in sieben Proben (Verdickungsmittel und Fruchtzubereitungen) oberhalb der Höchstmenge von 0,01 mg/kg nachgewiesen.