cMRSA bei Bewohnern und Personal in Altenpflegeheimen

Was ist cMRSA?

Staphylococcus aureus (S. aureus) stellt in der Infektiologie einen bedeutenden Erreger von Wundinfektionen sowie Lungenentzündung dar. Von besonderer Bedeutung sind Staphylokokken, die gegen eine Vielzahl von Antibiotika resistent sind, sogenannte methicillinresistente S. aureus-Stämme (MRSA). Bei der Behandlung von MRSA-Infektionen fallen die Substanzklasse der ß-Lactamantibiotika und damit bewährte Medikamente vollkommen aus. In den letzten 13 Jahren ist die Häufigkeit von MRSA-Infektionen in Deutschland besorgniserregend angestiegen. MRSA ist neben Krankenhäusern auch gehäuft in Alten- und Altenpflegeheimen nachweisbar.

Neben MRSA-Stämmen, welche im Krankenhaus erworbene (nosokomiale) Infektionen hervorrufen, wird in zunehmendem Maße über das Auftreten von so genannten -community-acquired - MRSA (cMRSA genannt) berichtet. Dies sind MRSA-Stämme die außerhalb des Krankenhauses erworben und verbreitet werden und sich in ihrer Herkunft und Epidemiologie von MRSA unterscheiden.
Erstmals beschrieben wurden cMRSA in den USA und in Kanada 1994 bei nationalen Minderheiten, wo sie tiefgehende Hautinfektionen verursachten. Im Laufe der folgenden Jahren fand man sie auf sämtlichen Kontinenten.
Bei den betroffenen Patienten fehlen die üblicherweise für Krankenhausinfektionen mit MRSA bekannten Risikofaktoren, wie z. B. vorhergehender Krankenhausaufenthalt oder vorliegende Behandlung mit Antibiotika.
Im Vergleich zu MRSA besitzen cMRSA ein schmaleres Spektrum an Antibiotikaresistenzen sowie ein charakteristisches Gen (lukS/F). Durch dieses Gen und die daraus erfolgende Produktion eines spezifischen Toxins sind sie in der Lage, häufiger als "normale" MRSA tiefe, rezidivierende Haut- und Weichteilinfektionen, aber auch nekrotisierende Pneumonien hervorzurufen. Die in Deutschland bislang aufgetretenen Isolate weisen auf eine gemeinsame Herkunft hin und unterscheiden sich eindeutig von den bisher in Deutschland verbreiteten nosokomialen epidemischen MRSA. Eine Eigenschaft ist ihre Resistenz gegenüber Fusidinsäure. Mit diesem Merkmal entsprechen die Isolate aus Deutschland den bisher bekannten Isolaten von cMRSA aus Frankreich und der Schweiz.

LGL-Studie zur Bestimmung der cMRSA-Prävalenz

Trotz der zunehmenden Bedeutung von cMRSA ist die Datenlage in Deutschland noch unzureichend. So gibt es keine Untersuchungen zum Vorkommen und zur Verbreitung von cMRSA in Alten- und Pflegeheimen. 2004 wurde am LGL eine erste Studie zur Bestimmung der cMRSA-Prävalenz durchgeführt.

Zwischen dem Januar und Juni 2004 wurden deshalb 197 Heimbewohner und 104 Angestellte eines Pflegeheims in Südostbayern auf die Prävalenz von MRSAbzw.cMRSA untersucht.

Es wurden Abstriche aus Nase, Leiste, Wunde, Urinkatheter, und PEG-Eintrittstelle entnommen und folgende Punkte in die Untersuchung mit aufgenommen: Aufnahmedatum, Alter, Geschlecht, Körpergröße, Raucher oder Nichtraucher, Art des Zimmers (Einzel- oder Doppelzimmer), Anzahl der Personen, die gemeinsam die sanitären Anlagen benutzten, Pflegelevel (0-3), Mobilitätslevel (mobil oder bettlägerig), Kontakt zu anderen Personen innerhalb oder außerhalb des Heims.

Klinische Daten wurden erhoben in Bezug auf Grunderkrankung, Medikamenteneinnahme und Krankenhausaufnahmen.

Von 526 Abstrichen waren 24 (4,6 %) cMRSA-positiv.

Beim Pflegepersonal wurden folgende Daten erhoben: Dauer der Anstellung, Alter, Geschlecht, Grundkrankheiten, Antibiotikabehandlung während der letzten 6 Monate, medizinische Behandlungen im Ausland, Anstellung in einer Kranken- oder Pflegeeinrichtung im Ausland, Kontakt mit pflegebedürftigen Personen im eigenen Haushalt oder zu Pflegekräften in anderen Krankenhäusern oder Pflegeheimen, persönliche oder Familienanamnese von Haut- oder Weichteilinfektionen.

Die cMRSA-Prävalenz der Heimbewohner lag bei 7,6 %, die des Personals bei 5,6 %. Die molekularbiologische Untersuchung offenbarte, dass alle Isolate einem Klon entstammten.

Auswertung der Studienergebnisse

Die Auswertung der Studienergebnisse zeigte, dass bei den Heimbewohnern Risikofaktoren, wie geringe Mobilität, Untergewicht, cerebrale Durchblutungsstörungen und die Unterbringung in einem der Gebäude des aus drei Häusern bestehenden Altenpflegeheims mit cMRSA-Trägerstatus assoziiert waren.
Bei der Untersuchung des Pflegepersonals zeigten sich keine statistisch signifikanten Ergebnisse als Risikofaktoren für das Erwerben eines cMRSA.

Auch für in Europa und Deutschland bislang nur vereinzelt auftretende cMRSA kann eine weitere Verbreitung nicht ausgeschlossen werden. Deshalb sind ein rechtzeitiges Erkennen und das Verhindern der Ausbreitung auch außerhalb der Krankenhäuser in der ambulanten Praxis sehr wichtig. Es ist nicht auszuschließen, dass cMRSA von außen in Krankenhäuser gelangen können und dort zu Ausbrüchen von Infektionen führen, wie dies erst kürzlich aus den USA berichtet wurde.

Maßnahmen zur Vorbeugung einer Infektion

Allgemeine Risikofaktoren für eine Infektion mit cMRSA sind bislang nicht sicher abgrenzbar. Da die Übertragung des Erregers durch Schmierkontakte (Hände) bzw. engen Körperkontakt erfolgt, gehört eine konsequente Händehygiene bzw. gute Basishygiene zu den wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung einer Kolonisation/Infektion.
Besonders beim Auftreten von ambulant erworbenen tiefgehenden Haut- und Weichteilinfektionen ist eine mikrobiologische Diagnostik zum Ausschluss von cMRSA zu empfehlen. Wird cMRSA nachgewiesen, sollte neben der Behandlung der Infektion auch eine Untersuchung auf ggf. vorliegendes nasales Trägertum und bei einem positiven Befund eine Sanierung stattfinden.

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