Routinedatenanalyse zu Fragen der Versorgung chronisch Kranker

Prof. Dr. Reiner Leidl, Prof. Dr. Rolf Holle, Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen (IGM)

Die Analyse von Krankenkassendaten stellt für das IMG einen komplementären Zugang zu prospektiven empirischen Versorgungsforschungsstudien dar, da sie einen so vollständigen Einblick in das Versorgungsgeschehen bietet, wie es etwa anhand von selbstberichteten Patientenangaben nicht möglich ist. Das Institut hat methodische Expertise in diesem Bereich aufgebaut und nutzt Kassendaten in wissenschaftlichen Projekten, in denen es u.a. um Einblicke in die Versorgung bestimmter Patientengruppen geht, aber auch um Krankheitskostenstudien und ökonomische Evaluationen neuer Behandlungs- und Versorgungsmodelle.

In Kooperation mit der AOK Bayern steht dem IMG ein Datensatz von Versicherten zur Verfügung, mit Hilfe dessen in mehreren Arbeiten Erkenntnisse zur Versorgung von Demenzpatienten in verschiedenen Versorgungskontexten (z. B. im Pflegeheim vs. zu Hause) gewonnen werden konnten. Die Daten dienten auch der Abschätzung der Krankheitskosten der Demenz in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht und Wohnsituation, sowie zur Analyse von Unterschieden in den Komorbiditätsdiagnosen von Menschen mit und ohne Demenz. Aktuell wird in einem von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft geförderten Projekt an diesem Datensatz detailliert die Versorgung von Menschen mit Demenz, die zusätzlich an Diabetes erkrankt sind, analysiert.

Die Analyse von Routinedaten bringt, neben den offensichtlichen Vorteilen einer hohen Repräsentativität und einer großen Fülle an Detailinformationen, auch methodische Probleme mit sich. Mitarbeiter des IMG beteiligen sich aktiv in der Arbeitsgruppe Erhebung und Nutzung von Sekundärdaten (AGENS) und haben methodische Vorschläge zur Standardisierung von Kassendatenanalysen publiziert. Auch zu Problemen der Verknüpfung von Primär- und Sekundärdaten liegen Erfahrungen am IMG vor, sowohl aus einer KORA-Studie als auch im Rahmen der cluster-randomisierten IDA-Studie, bei der für 390 Demenzpatienten Kassendaten über einen fünfjährigen Zeitraum zur Verfügung gestellt wurden. Ein weiterer methodischer Themenbereich ist der Einsatz von Methoden des Propensity-Score-Matching zur Gewinnung möglichst homogener Vergleichsgruppen in Kassendatenanalysen.

Projekt

Auswirkungen des Pflegeheimübertritts von Demenzpatienten auf Leistungsinanspruchnahme und Kosten