Pathologisch-anatomische Untersuchungen

In der Pathologie erfolgt zunächst eine Sektion mit Beurteilung des gesamten Tieres einschließlich aller Organe. Neben ganzen Tieren werden auch Tierkörperteile, Organe, Tumore etc. untersucht.

Hinweise für die Auswahl des Untersuchungsmaterials finden Sie in den "Empfehlungen für die Entnahme und das Einsenden von Untersuchungsmaterial " entnommen werden. In Abhängigkeit von den erhobenen Befunden werden verschiedenste zusätzliche Untersuchungen eingeleitet, beispielsweise histologische, bakteriologische, virologische und serologische Untersuchungen. Die Ergebnisse aller Untersuchungen insgesamt erlauben in den meisten Fällen eine endgültige Beurteilung und Diagnosestellung. Die pathologische Untersuchung bildet so häufig die Basis für eine gezielte Therapie oder für staatliche Bekämpfungsmaßnahmen bei Tierseuchen.

2015 wurden 6.308 Tiere am LGL seziert; eingeschlossen sind hier auch Organproben von Tieren sowie Abortmaterial. Schwerpunkt der Untersuchungen stellen landwirtschaftliche Nutztiere dar, im Einzelnen waren dies 2.532 Rinder, 1.253 Schweine, 431 Schafe und Ziegen sowie 107 Pferde. Sektionen weiterer Tiere umfassten 204 Hunde, Katzen und kleine Haussäugetiere, 1.173 Zoo-, Wild- und Gehegetiere, 533 Vögel sowie 75 Reptilien und Fische. 4.483 Fälle wurden histologisch untersucht, in 87 Fällen erfolgte eine zusätzliche immunhistologische Untersuchung auf folgende Erreger: Staupevirus (42-mal), Bornavirus (18-mal), Toxoplasma gondii (17-mal), Francisella tularensis (fünfmal), Listeria monocytogenes (dreimal), Chlamydien (einmal), Brucella suis (einmal). In 383 Fällen wurden Sektionen in Tierschutzfällen durchgeführt. Aufgabe der Pathologie ist hier unter anderem die Darstellung tierschutzrelevanter Befunde, insbesondere im Hinblick auf Schweregrad und Zeitdauer der pathologischen Veränderungen. Die im Vergleich zu den Vorjahren stetig steigende Zahl dieser Einsendungen spiegelt die vermehrte Inanspruchnahme der Dienstleistung durch die Veterinärämter im Zusammenhang mit Tierschutzfällen wider. Die in der Pathologie im Jahr 2015 diagnostizierten anzeigepflichtigen Tierseuchen und meldepflichtigen Tierkrankheiten sind in der Tabelle zusammengefasst. Hervorzuheben ist, neben den wie bereits in den Vorjahren diagnostizierten Tuberkulosefällen bei Rind und Rotwild und der Tularämie bei Feldhasen, das Auftreten von Rauschbrand bei zwei Rindern sowie der Nachweis einer Pockenvirusinfektion bei zwei Kohlmeisen und einem Haushuhn. Ursache sind Vogelpocken, die als unterschiedliche Spezies (zum Beispiel Hühner- oder Kanarienpocken) bei vielen verschiedenen Vogelarten auftreten können. Die Verbreitung findet vor allem bei Wildvögeln über Stechinsekten statt. Gutartige Pockenvirusinfektionen führen zu Umfangsvermehrungen im Bereich der unbefiederten Haut, bei Wildvögeln können daraus Hauttumore entstehen (siehe Abbildung 1). Im Gewebeschnitt sind mikroskopisch sogenannte Pocken-Einschlusskörperchen nachzuweisen, in denen Virusmaterial gelegen ist (siehe Abbildung 2). In den vorliegenden Fällen gelang der Virusnachweis auch elektronenoptisch (siehe Abbildung 3).

Abbildung 1 zeigt eine Kohlmeise mit Umfangsvermehrung im Bereich des linken Auges. Es handelt sich um einen gutartigen Hauttumor auf der Basis einer Pockenvirusinfektion.

Abb. 1: Tumorartige Umfangsvermehrung am Kopf einer Kohlmeise mit Pockenvirusinfektion


Abbildung 2 zeigt das histologische Bild der Pockenvirusinfektion aus Abbildung 1 in 630-facher Vergrößerung bei Anwendung einer HE-Färbung; es sind zahlreiche Viruseinschlusskörperchen im Hornmaterial zu sehen.

Abb. 2: Histologische Aufnahme der Umfangsvermehrung (HE-Färbung, 630-fache Vergrößerung): Zahlreiche im Hornmaterial gelegene Viruseinschlusskörperchen


: Zu sehen ist die geschwollene Milz eines Feldhasen mit Tularämie. Unterhalb der Milz liegt ein Lineal, sodass die Größe der Milz zu erkennen ist. Sie ist etwa acht Zentimeter lang.

Abb. 3: Pockenviruspartikel aus der Umfangsvermehrung der Kohlmeise (elektronenmikroskopische Aufnahme, 30.000-fache Vergrößerung)


Tabelle 1: Anzeigepflichtige Tierseuchen und meldepflichtige Tierkrankheiten in der Pathologie
  Anzahl Betroffene Tierarten Pathologie (Hauptbefunde)
Anzeigepflichtige Tierseuchen  
Bovine Virus Diarrhoe/Mucosal Disease 2 Rind Erosive Schleimhautläsionen/Darmentzündung
Infektiöse Hämatopoetische Nekrose 1 Forelle Zerstörung der Blutbildung, vgl. VHS
Rauschbrand 2 Rind Muskelentzündung mit Gasbildung
Salmonellose der Rinder 6 Rind Blutige Darmentzündung, Leberentzündung
Tuberkulose der Rinder 19 Rind Granulomatöse Lymphknoten- u. Lungenveränd.
Vibrionenseuche der Rinder 1 Rind Entzündung der Eihäute und der fetalen Leber
Virale Hämorrhagische Septikämie (VHS) 8 Forelle "Glotzaugen", Schwarzverfärbung, Blutungen 
Meldepflichtige Tierkrankheiten  
Campylobacteriose  17 Rind, Schaf, diverse Vogelarten Darm- / Leberentzündung, Abmagerung
Chlamydiose 18 Schaf, weitere Säugetiere, Vögel Abort mit Entzündung der Eihäute
Echinokokkose 6 Wildschwein, Fuchs Befall mit Fuchs- oder Hundebandwurmstadien
Infektiöse Laryngotracheitis (ILT) 2 Huhn Luftröhrenentzündung
Listeriose 51 Rind, Schaf, diverse Säugetiere, Huhn Hirnstamm-, Eihautentzündung, Septikämie
Maedi/Visna 3 Schaf Lungenentzündung / Gehirnentzündung
Mareksche Krankheit 17 Huhn, Wachtel Tumorzellinfiltrate in zahlreichen Organen 
niedrigpathogene aviäre Influenza 1 Stockente meist keine pathologischen Veränderungen
Paratuberkulose 3 Rind, Ziege Granulomatöse Darmentzündung
Q-Fieber 13 Rind Entzündung der Eihäute
Salmonelleninfektionen (außer Rind) 47 insbes. (Wild)Schwein, Vögel, Reptilien Blutige Darmentzündung, Leberentzündung
Toxoplasmose 13 Schaf, Katze, Zoo- und Wildtiere Gewebsuntergänge in verschiedenen Organen
Tuberkulose (ohne Rindertuberkulose) 62 Schwein, Rotwild,Vögel, Fische Granulomatöse Entzündung in versch. Organen
Tularämie 16 Feldhase Leberentzündung, Milzschwellung
Verotoxin bildende E.coli 2 Schwein Darmentzündung, Ödeme
Vogelpocken 3 Huhn, Wildvögel Hautpocken, diphtheroide Schleimhautentzündung

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