Pressemitteilung

28.12.2022
Nr. 45/2022

Gesundheit

Ergebnisse der Blutuntersuchungen 2022 in Altötting: PFOA-Gehalte im Vergleich zur Voruntersuchung 2018 halbiert - Sanierungsmaßnahmen wirksam

Die Maßnahmen gegen die erhöhte Belastung der Bevölkerung in Altötting mit Perfluoroctansäure (PFOA) waren erfolgreich. Das bestätigen die Ergebnisse des vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) durchgeführten zweiten Humanbiomonitorings (HBM), bei dem Blutproben von 764 Personen auf per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) untersucht wurden. Demzufolge sanken die PFOA-Gehalte im Blut der Teilnehmerinnen und Teilnehmer seit 2018 durchschnittlich um mehr als die Hälfte. Ein solcher Rückgang wird nach Ablauf der Halbwertszeit von zwei bis vier Jahren, und wenn keine weitere relevante Aufnahme von PFOA mehr erfolgt, erwartet. 

Die nun vorliegenden Daten zeigen, dass die getroffenen Maßnahmen zur Sanierung der Trinkwasserversorgung in Altötting zielgerichtet wirkten. Als Hauptaufnahmepfad für die PFOA-Belastung war das Trinkwasser identifiziert worden. Durch den Einbau von Aktivkohlefiltern und die zeitweise Umstellung auf unbelastete Brunnen ist dieser Haupteintragspfad für PFOA seit Herbst 2018 für alle öffentlichen Trinkwasserversorger in der betroffenen Region beseitigt. 

Die erhöhten PFOA-Werte werden mit der bekannten Umweltkontamination im Umfeld des Chemieparks Gendorf vor dem Jahr 2008 in Verbindung gebracht. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des zweiten HBM wurden über die Ergebnisse bereits individuell informiert - mit dem Angebot, sich im Falle noch offener Fragen an die umweltmedizinische Beratung des LGL zu wenden. Nach aktuellem Kenntnisstand besteht auch im Falle einer Überschreitung des sogenannten HBM-II-Wertes keine konkrete gesundheitliche Gefährdung.

Verglichen mit den 965 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des ersten HBM im Jahr 2018 entsprach die Teilnahmequote bei der diesjährigen Wiederholung der Blutuntersuchung knapp 75 %. Das Durchschnittsalter der Probanden lag bei 51 Jahren, das Geschlechterverhältnis fiel unter den Teilnehmenden mit 55,2 % Frauen und 44,8 % Männer annähernd gleich aus. Die deutliche Reduktion des PFOA-Konzentrationen im Blut zeigt sich in allen betrachteten Untersuchungsgruppen: So fielen die PFOA-Gehalte im Blut beim Vergleich der Teilnehmenden aus der Allgemeinbevölkerung um 56 % (Median von 23,2 µg/l Blut im Jahr 2018 auf 10,0 µg/l Blut im Jahr 2022), bei Frauen im gebärfähigen Alter zwischen 15-49 Jahren sanken sie um 59,6 % (Median von 10,9 µg/l Blut im Jahr 2018 auf 4,4 µg/l Blut im Jahr 2022). 

Gleichzeitig lagen damit die PFOA-Gehalte im Blut nur noch bei 280 untersuchten Personen aus der Allgemeinbevölkerung über dem entsprechenden HBM-II-Wert von 10 µg/l Blutplasma, 2018 waren es noch 475 Personen. Bei Frauen im gebärfähigen Alter zeigte sich ebenfalls ein deutlicher Rückgang: So lagen die PFOA-Gehalte im Blut in 49 Fällen über dem HBM-II-Wert von 5 µg/l Blutplasma für gebärfähige Frauen, 2018 waren es noch 95 Fälle. Alle weiteren vom LGL mituntersuchten PFAS-Gehalte im Blut der Probanden lagen auf dem Niveau der allgemeinen Hintergrundbelastung ohne bekannte Expositionsquellen.

Bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des zweiten HBM ist noch eine Untersuchung der Blutproben auf Impfantikörper vorgesehen. Die Gesamtauswertung, die neben der Auswertung der PFAS-Blutgehalte/Impfantikörper auch Ergebnisse der Fragebögen der Studienteilnehmer umfasst, wird vom LGL in einem Bericht veröffentlicht. Dies wird im Laufe des kommenden Jahres erfolgen.

Unabhängig davon können auch Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis Altötting, die nicht am HBM teilnahmen, jederzeit die umweltmedizinische Beratung zum Thema PFAS durch die PFC-Infoline des LGL in Anspruch nehmen. Die Kontaktdaten und Informationen zur Erreichbarkeit sind hier zu finden.

Weiterführende Informationen zum Thema Umweltkontamination durch Freisetzung von PFOA im Landkreis Altötting sind hier abrufbar