Pressemitteilung

22.03.2023
Nr. 09/2023

Gesundheit

Zum Welt-Tuberkulosetag am 24. März: Niedrige Tuberkulose-Erkrankungszahlen in Bayern - Sensibilität für Erkrankung nach wie vor sehr wichtig

Frühzeitiges Erkennen der Erkrankung und eine konsequent eingehaltene Therapie sind nach wie vor essentiell

In Bayern sind die Tuberkulosezahlen weiterhin rückläufig, im Jahr 2022 wurden 4,46 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner (Inzidenz) diagnostiziert. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) weist dennoch darauf hin, dass eine Früherkennung der Erkrankung weiterhin wichtig ist, damit Betroffene rasch in Therapie gebracht und die Erkrankungszahlen weiterhin insgesamt gering gehalten werden können. „Tuberkulose ist immer noch eine der weltweit häufigsten schweren Infektionskrankheiten, sie kann jedoch behandelt und geheilt werden. Wichtig ist aber eine konsequente Einhaltung der Therapie“, erklärte Prof. Dr. med. Christian Weidner, Präsident des LGL. Unterstützend für die Ärzteschaft stellen dafür Fachgesellschaften Ärztinnen und Ärzten Informationsmaterial für die Tuberkulosebehandlung zur Verfügung. 

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek fügte hinzu: „Bei der Eindämmung der Tuberkulose haben wir in Deutschland sehr viel erreicht. Mit lediglich rund fünf Fällen jährlich pro 100.000 Einwohner sind wir ein Niedriginzidenzland. Blicken wir jedoch auf die weltweiten Zahlen, sieht das ganz anders aus: 2021 starben 1,6 Millionen Menschen an Tuberkulose. Auch in den osteuropäischen Ländern sind die Fallzahlen oftmals deutlich höher als bei uns. Geflüchtete aus der Ukraine werden deshalb beispielsweise bei ihrer Ankunft in einer Gemeinschaftsunterkunft routinemäßig auf die Infektionskrankheit untersucht, falls kein ärztliches Zeugnis über eine Nicht-Erkrankung vorliegt. Klar ist: Wir müssen weiterhin wachsam bleiben, damit wir Neuerkrankungen schnellstmöglich erkennen und behandeln können.“

Nachdem die Anzahl der gemeldeten Tuberkulosefälle in Bayern in den Jahren 2010 bis 2014 vergleichsweise konstant war, kam es in den Jahren 2015 und 2016 kurzzeitig zu einem Anstieg. Seit 2017 sinken die an das LGL übermittelten Tuberkulosefälle jedoch wieder. Im Jahr 2022 wurden mit 588 nur geringfügig mehr Erkrankungsfälle gemeldet als im Vorjahr (524), zugleich stellt dies den drittniedrigsten Wert der gemeldeten Erkrankungen seit dem Jahr 2001 dar. Wie in den Vorjahren waren in Bayern Männer häufiger als Frauen betroffen, am höchsten in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen.

Gesundheitsämter begleiteten Behandlung, Leitlinien unterstützen Ärzteschaft 

Aufgrund der Kooperation zwischen Öffentlichem Gesundheitsdienst und klinischer Medizin können die Erkrankungszahlen gut kontrolliert werden, sodass die Anzahl der Neuinfektionen, die sich hierzulande ereignen, niedrig ist. Wichtig für die Kontrolle und Eindämmung: Die Diagnose muss möglichst rasch erfolgen, infektiöse Patientinnen und Patienten müssen schnell isoliert werden und es muss zügig mit der Therapie begonnen werden. „Daher ist spätestens bei länger anhaltendem Husten mit Auswurf ein Arztbesuch ratsam. Gleichzeitig sollte die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt bei entsprechenden Symptomen wie zum Beispiel langanhaltendem Husten grundsätzlich auch Tuberkulose in Betracht ziehen“, führte Weidner aus. Eine Befragung des Erkrankten über seine Kontakte oder mögliche Auslandsaufenthalte sowie der Einsatz unterschiedlicher Diagnoseverfahren, darunter bakteriologische Untersuchungen, bringen Gewissheit. Abhängig vom Einzelfall kann eine Tuberkulose-Therapie dann mehrere Monate dauern. „Dabei muss eine unvollständige oder zu kurze Einnahme der vorgesehenen Medikamente vermieden werden, da die Erreger sonst Resistenzen bilden könnten“, erklärte Weidner. Erkrankte verbringen die Isolation entweder im Krankenhaus, oder alternativ auch zu Hause in Absprache mit dem örtlich zuständigen Gesundheitsamt, das die ärztliche Behandlung mitbegleitet. Das Gesundheitsamt trägt nicht nur Sorge dafür, dass andere Menschen vor der Erkrankung geschützt sind, sondern steht den Betroffenen und Angehörigen auch beratend zur Seite. 

Für Ärztinnen und Ärzte stellen das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e.V. (DZK) und die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) die Leitlinie zur Diagnostik und Therapie, Chemoprävention und Chemoprophylaxe der Tuberkulose im Erwachsenenalter bereit. Darin finden sich unter anderem Informationen zur Diagnostik nach der Geburt, zum Thema Stillen unter Therapie, zur Labordiagnostik allgemein und auch zu möglichen Nebenwirkungen der medikamentösen Behandlung. Ergänzend steht die Leitlinie zur Diagnostik, Prävention und Therapie der Tuberkulose im Kindes- und Jugendalter der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) e.V. zur Verfügung. 

Hintergrundinformationen zur Tuberkulose

Tuberkulose, ausgelöst durch Bakterien der Familie Mycobakteriaceae, zählt weltweit mit jährlich rund 10 Millionen Erkrankungen zu den häufigsten und gefährlichsten Infektionserkrankungen, insbesondere für Menschen in ärmeren Ländern. Tuberkulose ist in Deutschland eine nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtige bakterielle Infektionskrankheit. Hauptsächlich befällt Tuberkulose die Lunge, es können aber auch andere Organe betroffen sein. Gefährdet sind v.a. junge, ältere oder immungeschwächte Menschen sowie Personen, die in bestimmte Endemiegebiete in Asien oder Afrika reisen. Auch Migrationsbewegungen können kurzfristigen Einfluss auf die gemeldeten Erkrankungszahlen haben. Die Erkrankung beginnt in der Regel mit unspezifischen Symptomen wie Abgeschlagenheit und Temperaturerhöhung, typische Beschwerden sind länger bestehender Husten, der von blutigem Auswurf und Schmerzen beim Atmen begleitet sein kann. Schwere Tuberkuloseverläufe können sogar lebensgefährlich werden.

Tabellarische Übersicht über die Entwicklung der Tuberkulosefälle in Bayern seit dem Jahr 2010

Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022
Anzahl der Fälle 698 683 658 580 692 1.048 1.038 874 854 750 631 524 588
Inzidenz / 100.000 Einwohner 5,57 5,42 5,26 4,60 5,45 8,16 8,03 6,72 6,53 5,71 4,80 3,98 4,46

Datenstand: 28.02.2023

FAQ zum Thema Tuberkulose bietet das LGL auf seiner Homepage, weitere Infromationen zur Tuberkulosesituation in Bayern sind hier abrufbar. 
Ferner bietet die App „ExplainTB“ (verfügbar für Android und IOS) Informationen über Tuberkulose in 30 Sprachen an. 



Über das LGL
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist die zentrale Fachbehörde des Freistaats Bayern für Lebensmittelsicherheit, Gesundheit, Veterinärwesen und Arbeitsschutz/Produktsicherheit. Als interdisziplinäre, wissenschaftliche Fachbehörde verfolgt das LGL in seinem Handeln stets den „One-Health-Ansatz“ – denn nur gesunde Tiere liefern gesunde Lebensmittel, und nur eine gesunde Umwelt ermöglicht körperliches, geistiges und soziales Wohlergehen. 
Daher sind am LGL verschiedene Fachgebiete bewusst unter einem Dach vereint. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen z. B. aus der Lebensmittelchemie, Human- und Veterinärmedizin, aus den verschiedenen Ingenieurswissenschaften, Physik, Psychologie, Ökotrophologie, Chemie oder Biologie. Sie arbeiten über Fachgrenzen hinweg zusammen und betrachten Sachverhalte aus verschiedenen Blickwinkeln.


Übrigens: Die beliebte öffentliche Vortragsreihe „Erlanger Runde“ findet wieder statt. Vortragsthemen und Termine sind in der Programmvorschau auf der LGL-Homepage einsehbar.